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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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und immer gleichmäßig zu gleiten auf der Spur, die alle zwanzig Meter an einer roten Stange mit Wimpel vorbeiführte. Der Grat hielt die Höhe mehr oder weniger und stellte keine besonderen Anforderungen, außer dass im Nebel ein hochpräzises Navigationsgerät Pflicht war. Denn besonders auf der Nordseite drohte der Absturz über Felswände.
    Allmählich erhellte das anbrechende Tageslicht den Nebel. Sie stiegen in einem einheitlichen Grau; Schnee und Wolken verbanden sich zu einer kontrastlosen Welt ohne Orientierung, während die feuchte Luft unangenehm eisig in Fabians Lungen stach.
    Als er bei einem Anstieg vorne plötzlich „Ah“ und „Oh“ hörte, wusste er, dass die Nebelgrenze nicht mehr weit sein konnte. Tatsächlich wurde das Grau heller und heller, wechselte bald in ein unschuldiges Weiß. Ein paar Schritte später schon verlief die Spur über dem vom Grat geteilten Nebelmeer in einer gleißend weißen Welt aus Wolken und Schnee. Schnell klaubten alle ihre Sonnenbrillen hervor. In Richtung der Küste begann sich die Wolkendecke bereits aufzulockern. Florian schätzte, dass es auch hier bald klar sein würde, als er und Fabian gemeinsam vergeblich versuchten, die Küste zu erkennen.
    Kurz bevor der Grat zu einem felsigen ersten Gipfel anstieg, traf die Gruppe auf eine Art liegende festgezurrte Wellblechtonne: einen Grenzposten, der mit einem auffälligen, auf ein Stativ montierten Marine-Fernglas ausgerüstet war. Neben der Tonne zeigte eine lange Antenne gen Himmel. Die vier bewaffneten Soldaten erwarteten sie bereits und anstelle eines „Guten Morgen“ riefen sie ihnen
„no photos!“
entgegen und verlangten von Surab die Genehmigung. Fabian hielt sich mit Florian im Hintergrund.
    Als sich der Posten bei seinem Hauptquartier rückversichert hatte, durfte die Skitourengruppe passieren und den felsigen Vorgipfel nördlich umgehen. Dazu mussten sie über zwei Talkessel nochmals in den Nebel absteigen, wieder darüber hinaus aufsteigen und dann nochmals ab- und aufsteigen. Die Bergführer schienen den Pfad für die Navigationsgeräte gut vorbereitet zu haben, man musste nie umkehren und einen anderen Weg suchen. Während des Aufstiegs aus dem zweiten Talkessel zurück auf den Grat ließ die Gruppe die Skier und schwerere Rucksäcke zurück.
    Fabian spürte, wie die Schritte den Kamm hoch am Seil nach und nach bleiern wurden. Die Tour war von der Distanz her ordentlich weit bei hohem Tempo und das zweimalige Auf und Ab hatte angestrengt. Dafür hatte sich auf der Südseite die Bewölkung fast aufgelöst und Florian freute sich darüber, bis zum Schwarzen Meer sehen zu können.
    Stas und Surab schlugen abwechselnd Stufen in den letzten eisigen Steilhang vor dem Gipfel. Fabian erklärte Stas, der Hauptunterschied zu Bergen im Glarnerland sei, dass sie bei so einem klaren Tag bestimmt nicht alleine unterwegs wären. Dazu sei der Großraum Zürich viel zu nahe. Im Sommer sei er auch schon mit dem Mountainbike von Braunwald zum Klausenpass hinübergefahren und dann auf den Clariden. Der sei genau gleich hoch wie dieser Berg. Die letzte Strecke bis zum Gipfel könne man allerdings nicht mit dem Rad fahren, da man über eine sehr steile Eiswand hochsteigen müsse, die aber im Hochsommer fast schmelze. Da sei wohl der Klimawandel schuld, vermutete Fabian.
    Eine gewölbte Schneefläche markierte den Gipfel. Justin, Fabian und Florian gratulierten sich gegenseitig zum Dreitausender, der zwar nicht so hoch war wie der Tödi im Kanton Glarus, dafür aber immerhin viel seltener bestiegen wurde. Vanessa und Richard folgten als Letzte. Der Bodyguard James fehlte, er war beim Gepäck geblieben, da ihm die Länge der Tour und wohl auch die Höhe zu schaffen machte. Die letzten paar hundert Meter hatte die Gruppe doch ordentlich klettern müssen. So war es wohl besser, wenn James als unerfahrener Alpinist besser darauf verzichtete.
    Was in den Medien jetzt wohl los sein würde, fragte sich Fabian beim Blick auf die verstreuten Quellwolken Richtung Küste. Da Richard am Abend auch mit dabei gewesen war, würde man ihren Besuch in Sotschi bestimmt nicht unter „olympische Randnotizen“ oder dergleichen ablegen. Beim Blick hinab auf die Wolken schien ihm all das nun unbedeutend fern zu sein. Saubauer hatte recht gehabt: Diese Tour half ihm und wohl auch seinen Ski-Kumpels, Abstand von den Ereignissen in Sotschi zu gewinnen, und würde sie vom Medienrummel fernhalten.
    Die Trainer spendierten jedem ein sehr kleines Glas

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