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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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jetzt nur noch mit dem Sport. Ab sechzehn Uhr steht ein realitätsgetreues Modell des ersten Riesenslalomlaufs für den Simulator zur Verfügung“, mahnte Romani. „Vorher trainieren wir im Schnee. Vanessa und der Prinz warten bereits. Kommt!“
    Fabian glaubte nicht, dass er sich nach der Zimmerdurchsuchung und der russischen Schmutzkampagne gegen ihn in der kurzen Zeit genügend auf den Sport konzentrieren konnte, um ein Spitzenergebnis zu erreichen, und Florian ging es bestimmt ähnlich.

Die Schachtel
    Der erste Lauf des Riesenslaloms gefiel David Koslow: Er hatte ihn mit gut zwei Zehnteln Vorsprung auf Bend gewonnen, gefolgt von Häusle und Pesenbauer. Andererseits: Was waren schon zwei Zehntel? Und zudem mochte er die beiden Burschen Bend und Häusle nicht. Wenigstens war dieser Luchsiger vernünftig genug gewesen, auf eine Wiederholung seines ersten Laufs zu verzichten, nachdem ein paar patriotische Gruppen unter orthodoxer Führung ihn während des Rennens mit Schneebällen beworfen hatten. Nach den Demonstrationen gegen die Teilnahme von offen homosexuell lebenden Menschen und dem Dopingskandal wäre es das Konsequenteste gewesen, diesen sexuell kranken jungen Mann nach Hause zu schicken, samt seinem deutschen Freund, glaubte Koslow. Gerade als Spitzensportler war man doch ein Vorbild für Jungs – und Abartige waren nun mal das Gegenteil davon. Er unterstützte die harte Hand des russischen Präsidenten gegenüber Regenbogenfahnen schwenkenden Aktivisten.
Klassement Riesenslalom 1. Lauf –
Olympische Winterspiele Russland
1
David Koslow
RUS
01:17.11
2
Justin Bend
LIE
01:17.32
3
Florian Häusle
GER
01:17.38
4
Jörg Pesenbauer
AUT
01:17.46
5
Patrik Moser
SUI
01:17.55
6
Damien Vincent
SUI
01:17.56
7
Richard Wales
GBR
01:17.61
8
Gustav Geisler
AUT
01:17.66
9
Conradin Caratsch
SUI
01:17.86
10
Anton Pöschl
AUT
01:17.99
11
Phil Read
CAN
01:18.10
12
Sam Kent
USA
01:18.20
13
Hansi Vorderseher
GER
01:18.26
14
Nils Gjøsteen
NOR
01:18.41
15
Yuko Takamoto
JPN
01:18.47
16
Vasko Šoltes
SLO
01:18.55
17
Gregory Funtow
RUS
01:18.62
18
Gustav Hauser
ITA
01:18.72
19
Frank Freisinn
GER
01:18.81
20
Vazlav Nečas
SLO
01:18.89

    Warum sich sein Konkurrent Bend, der sich wenige Schritte entfernt auf den Start vorbereitete, mit solchen Leuten abgab und sich vom Prinzen die Freundin ausspannen ließ, konnte er sich nicht erklären.
    Im zweiten Lauf wurde nach dem Klassement des ersten Durchgangs gestartet. Der Dreißigste zuerst, der Beste zuletzt. Inzwischen hatten auch die Schweizer Vincent und Moser den noch führenden Briten Wales nicht schlagen können, trotz Vorsprung aus dem ersten Lauf. Richard war im zweiten Durchgang sportlich über sich selbst hinausgewachsen, wie Koslow eben auf einem Monitor im Starthaus bemerkte. Wenn zwei – hier Bend und Wales – sich streiten, freut sich der Dritte und Koslow hoffte, heute dieser Dritte zu sein. Luchsiger war ja bereits im ersten Lauf ausgefallen und Pesenbauer hatte vorhin im ersten Durchgang für seine Klasse keinen Traumlauf gefahren. Der Österreicher stand jetzt wie eine Feder angespannt am Start. Der nach Pesenbauer ins Rennen gehende Deutsche Häusle setzte sich eben den Helm auf. Wie konnte der nur mit so etwas wie Luchsiger ins Bett gehen? Bei diesem Gedanken durchfuhr Koslow ein Schauder: Doch der Patriot Adolew hatte ihm geraten, sich aus der ganzen Homo-Diskussion herauszuhalten, und ihm versprochen, seine Leute würden sich darum kümmern, dass Häusles und Luchsigers Angriff auf die traditionelle christliche Gesellschaftsordnung gestoppt werde.
    Doch nun musste er sich wieder auf den Riesentorlauf konzentrieren.
    „Ignorier die Leut! Fahr dei Rennen!“, mahnte Saubauer eindringlich den noch auf seinen Start wartenden Bend.
    Der Österreicher startete. Bei Pesenbauers Fahrt schien es zunächst normal zuzugehen, bis zur ersten Zwischenzeit ein schadenfroher Jubel durch die Menge ging. Er hatte den Vorsprung aus dem ersten Lauf verspielt. Vielleicht lag es daran, dass der Österreicher viel schlechte Presse wegen seines Zusammenstoßes mit dem rothaarigen Schweizer hatte einstecken müssen und sein Teamkollege Simon Pöschl nach wie vor in Untersuchungshaft steckte. Im Ziel verpasste Pesenbauer es knapp, den englischen Prinzen an der Spitze abzulösen.
    „Hol dir das Edelmetall, Junge!“, rief ein deutscher Betreuer laut durch das Starthaus, als nun Häusle an der Zeitschranke stand. Koslow fühlte sich durch den Ruf gestört. Mit einem kräftigen Schrei

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