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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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fest umklammerte, und Bend hielt nun sein Smartphone in die Höhe mit der Kameralinse gegen ihn gerichtet.
    Der in ruhigem, aber sehr bestimmtem Tonfall gesprochene Befehl ließ nun auch die Ärztin aufblicken und Koslow ließ sein Paket los. Richard hielt es nun neben seins.
    „Mr Jagedo, Sir, Sie können mir bestimmt erklären, warum bei meiner Schachtel die Zacken auf den Klebestreifen spitzer sind als die auf Koslows Dopingset, obwohl die Seriennummern fortlaufend sind?“, fragte Richard nun auf Englisch.
    „Gleich, ich muss kurz austreten!“, antwortete Jagedo.
    Koslow glaubte, sein Herz bleibe stehen. Warum konnte der Trottel nicht ein unschuldiges Gesicht machen und einfach zwei Worte von sich geben: „Keine Ahnung!“, ärgerte er sich, während er selbst gegen ein aufkommendes Panikgefühl kämpfte. Auch Bend schaute sich seine Schachtel genauer an und filmte gleichzeitig die Klebebänder.
    „Auf der Rückseite ist die versiegelnde Plastikhülle leicht beschädigt. Kaum auffällig“, stellte der Liechtensteiner dabei fest. „Das muss an der miesen Qualität der Folie liegen.“
    Nicht anders musste man sich fühlen, wenn man sich an Bord eines Flugzeugs im unaufhaltsamen Sturzflug dem Boden näherte, glaubte Koslow.
    „Saubi! Den DCO aufhalten! Presse und Miliz rufen!“, rief Bend.
    Der Trainer trat in den Eingang und versperrte Jagedo den Fluchtweg. Der Guyaner stieß eine Art Wimmern aus.
    „Doktor, unsere Sets waren offenbar schon mal offen und wurden anschließend mit gefälschten Siegeln verschlossen“, folgerte der Prinz.
    Was sei er doch für ein Idiot gewesen, wurde sich Koslow klar, sich von angeblichen russischen Patrioten zu so etwas überreden zu lassen. Jetzt musste er schnell handeln, um zu retten, was noch zu retten war.
    „Mir wurde vom DCO zugeflüstert, ich solle das Paket wählen, das einzeln auf dem Tisch steht, wenn mir die russische Nation etwas bedeute. Ich distanziere mich offiziell von solchen Unsportlichkeiten und möchte mich dafür entschuldigen, nicht gleich kapiert zu haben, was Jagedo vorhatte.“
    Neben dem linken Schuh des DCO bildete sich eine gelbliche Pfütze. Der stand nur noch da und begann wie ein kleines Kind zu schluchzen, während Saubauer nun per Telefon die Polizei rief.
    „Diese Seriennummern wurden nie offiziell für diese Spiele bestellt“, bestätigte die Ärztin und warf einen verächtlichen Blick auf die Pfütze. „Was wird man bei der Untersuchung feststellen? Jagedo, raus damit!“, fragte sie barsch.
    „Ich will einen Anwalt!“, winselte der Guyaner.
    „Koslow, deine Homophobie wird dich jetzt die Medaillen kosten! Recht so!“, grollte Bend.
    „Ihr Klugscheißer aus dem Westen habt keine Ahnung, wie peinlich diese provokante Zurschaustellung des sündhaften Verhaltens von Häusle und Luchsiger für uns Russen ist“, platzte Koslow raus. „Und du und der Prinz machen da sogar noch mit.“
    Der Liechtensteiner blickte demonstrativ weg. Bend, von dem noch vor drei Wochen keiner eine Medaille erwartet hatte, konnte sich wohl kaum den Druck vorstellen, der schon seit Monaten auf seinen Schultern lastete, war sich Koslow sicher. Dieser Druck war schier unerträglich geworden, als ihm ausgerechnet Luchsiger zweimal Gold vor der Nase weggeschnappt hatte. In einem ersten Impuls hatte er Bend widersprechen wollen, aber vielleicht war es nun besser zu schweigen, zumal auch sein Trainer – wie vom Erdboden verschluckt – nirgends zu sehen war. Er konnte sich alle Barthaare ausraufen, so ärgerte er sich darüber, auf diese angeblichen Patrioten gehört zu haben. Jetzt war es gut möglich, am Schluss der Spiele gar keine Medaille mehr in Händen zu halten anstatt zwei Silberner und einer Bronzenen. Warum hatte ihm dies nicht genügt? Warum mussten diese ekligen Schwulen sich auch so provokativ verhalten, ihre Sexualität so penetrant zur Schau stellen? Das hatte bestimmt seine Wachsamkeit getrübt.
    „Ich bin Major Pizunda! Bleiben Sie an Ihrem Platz.“, befahl ein kleiner, arrogant blickender Mann auf Englisch. Er betrat nun den Container und zeigte der Ärztin seinen Ausweis. Koslow war sofort klar, der Arrogante im Anzug war von der Geheimpolizei. Der Agent blickte verächtlich auf die gelbe Pfütze neben Jagedo und schaute auf den Ausweis, der am Hals des Guyaners baumelte.
    „Wir haben es sehr wahrscheinlich mit gefälschten Doping-Sets zu tun und die Vermutung liegt nahe, dass Jagedo etwas damit zu tun hat“, erklärte die Ärztin dem

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