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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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man nach einem behindernden Vorfall abschwingen und stehenbleiben. Beispielsweise hatte Michaela Dorfmeister damals in St. Moriz im Januar 2006 das Rennen nach einem Beinahe-Zusammenstoß mit einem Helfer fortgesetzt und damit ihr Recht auf Wiederholung des Laufs verspielt.“
    Justin wollte einwenden, Fabian und Florian hätten ja erst aus der Gefahrenzone verschwinden müssen, doch er zweifelte, ob er je wieder so einen guten Riesentorlauf hinkriegen würde. Außerdem hatten die beiden ja verzichtet; damit war er wohl tatsächlich Olympiasieger im Riesenslalom geworden.
    „Saubi, sollten wir den Slalom nicht bleiben lassen und jetzt das, was wir haben, mit nach Hause nehmen, bevor uns noch was wirklich Schlimmes passiert?“, fragte Justin. „Hooligans an der Skirennpiste gab es noch nie! Hier stimmt etwas nicht.“
    Sein Trainer ließ sich für die Antwort ungewöhnlich viel Zeit. Daraus schloss er, dass er nicht der Einzige war, der so dachte.
    „Es wird eine inoffizielle Teamchef- und Trainersitzung dazu geben, aber nach dem Knatsch zwischen Pesi gegen dich und Luchsi wird da wohl nichts Verbindliches rauskommen. Außerdem hat Damien seine Chance auf eine Medaille im Slalom verdient.“
    Vor den Busparkplätzen wartete eine größere schweizerisch-liechtensteinische Fangruppe; auf der anderen Seite des Parkplatzes schwatzten Trainer Hans-Rüdiger Voss und seine deutschen Skirennfahrer aufgeregt mit ihren Fans, nur Florian fehlte. Den Gesichtern nach herrschte dort nach den Schneeballwürfen nicht die allerbeste Stimmung, glaubte Justin zu erkennen. Doch er wollte sich nun mit seinen Fans zusammen wenigstens für ein paar Minuten über die Medaille freuen und all den Ärger von vorhin beiseiteschieben. Die Treicheln bimmelten, als sie den frisch gebackenen Riesenslalom-Olympiasieger bemerkten; einige Liechtensteiner und mehrere Schweizer Fahnen wurden geschwenkt, sogar ein Union Jack. Es hatten sich offenbar auch ein paar Briten unter die Menge gemischt, die zusammen mit Vanessa seine königliche Hoheit erwarteten. Justin bekam von Vanessa links und rechts ein Wangenküsschen zur Gratulation und gleich darauf auch Richard. Justin begann Alben, Postkarten und Fotos zu unterschreiben, die ihm entgegengestreckt wurden, und auch Saubauer durfte als strengster, aber auch bester Trainer der Welt, wie ein sehniger Fan in Justins Alter meinte, Autogrammstunde halten, während James mit scharfem Bodyguard-Blick die Schar beobachtete.
    „Wir alle hier finden es total schlimm, was die Ski-Hooligans mit Fabian und Florian gemacht haben“, schwatzte Vanessa mehr mit Richard als mit Justin.
    „Bei allem Respekt vor seinen Leistungen“, widersprach ein bulliger Mann, „aber meine Verlobte und ich tragen unsere sexuelle Orientierung auch nicht so provozierend zur Schau. Tut man es doch, kann man schon mal eins auf die Schnauze kriegen.“
    „Im Festzelt nach dem Hornussen in Beromünster hast du deine Verlobte so abgeknutscht, dass man meinte, du würdest sie verschlingen. Lass Luchsi in Ruhe und lies mal was anderes als nur den
Blitz
“, protestierte der Sehnige. Der Bullige zuckte mit den Schultern, brummte ein „’tschuldigung“ und streckte Justin sein Autogrammbuch hin. Danach fragte der Sehnige, wie man auf Englisch den Prinzen um ein Autogramm bitten müsste. Justin konnte ihm versichern, Richard spreche ein ausgezeichnetes Deutsch und sonst könne ja Vanessa vermitteln. Mit einem „
Pardon me, your Royal Highness
“, traute sich der Sehnige dann doch Richard anzusprechen.
    „Um was handelt es sich bei diesem Hornussen, von dem Sie eben gesprochen haben?“, fragte Richard, während er das Autogramm gab.
    „Das ist eine Schweizer Mannschaftsportart, Hoheit“, erklärte der Sehnige. „Es ist eng mit anderen Schlag- und Fangspielen verwandt wie beispielsweise Cricket.“
    „Cricket liebe ich, also würde mir Hornussen bestimmt auch gefallen“, antwortete Richard in gekonntem Smalltalk.
    Der Bullige streckte inzwischen Saubauer sein Buch hin und fragte, wo denn der Luchsi jetzt wäre.
    „Auf seinem Zimmer und suhlt sich in Selbstmitleid. Ihr müsst ihn beim kommenden Slalom ordentlich anfeuern.“
    „Wissen Sie, Herr Saubauer, wir reisen heute heim, Mit dem Nachtzug nach Moskau und dann mit dem Flugzeug nach Zürich, da alle Flüge hier überbucht sind. Im Fan-Lager sind mittlerweile Typen unterwegs, die ganz sicher nichts mit Sport am Hut haben“, wusste der Bullige zu berichten. „Vom Fußball her

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