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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Sportpanorama des Schweizer Fernsehens zu haben, dann mit der Medaille um den Hals.
    In der Mensa wurde nun trotzdem gefeiert. Sogar Russi schaute vorbei und erzählte, er habe, als ein Schweizer Weltmeister geworden war, die ganze Nacht durchgefeiert und sei anderntags in der Kommentatorenkabine während eines Rennens eingeschlafen. Alle nahmen an der Feier teil, auch die Leute im Hintergrund wie Heidi, Peter und Klaus. Nur Mayerhofer fehlte Er musste mit dem Bundesrat zu einem Abendessen in ein Hotel unten in Esto-Sadok, zu dem auch der Bürgermeister und sonstige Prominente geladen waren. Saubauer, Fabian und Florian stießen etwas verspätet dazu, ein Fernsehteam hatte sie noch aufgehalten.
    „Häusle, das ist eine geschlossene Feier der Schweizer Mannschaft“, platzte Conradin raus. Alle starrten den Athleten an.
    „Also bei Vani hast du ja auch nichts gesagt“, brummte Justin.
    „Das ist eine Freundin, aber bei den beiden geht es nur um Lust wie beim Wichsen!“
    „Entschuldigung, Conradin, aber als Psychologin muss ich dir sagen, deine These ist Blödsinn!“, gab Heidi zurück.
    „Ja, ja, man fliegt ja wie Chalbermatter aus der Mannschaft, sobald man nur einen Pieps sagt“, verlor nun auch Patrik die Nerven. „Meinungsfreiheit war gestern, schon klar!“
    „Florian und ich treten vom aktiven Spitzensport zurück, dann hat sich das mit dem Zuschauerverbot erledigt!“, gab Fabian trotzig zurück.
    „So ein Schmarrn, Luchsiger!“, widersprach Saubauer. „Als zweiundzwanzigjähriger Doppelolympiasieger schmeißt man den Bettel ganz sicher nicht hin. Wenn i eins nicht ausstehen kann, dann schlechte Verlierer, Patrik, Conradin. Als euer aller Trainer während eines Turniers hab i umfangreiche Kompetenzen. Davon mach i gebrauch und ordne jetzt Alkoholverbot für das Team an sowie Bettruhe ab neun! Also ab jetzt!“
    „Sorry, Coach, aber wir sind keine Teenager im Skilager“, protestierte Richard nicht laut, aber mit fester Stimme. „Bis zehn Uhr darf Vanessa nach Hausordnung noch hier sein und diese Stunde will ich mit ihr und ihren Freunden verbringen.“
    „Wenn ich bin eingeladen, bleibe ich bei Signorina Vanessa und ihren Freunden“, bestätigte Monti.
    „Wir hauen ab! Die Österreicher haben gesagt, Pesenbauer würde auf seinem Zimmer ein inoffizielles Ledermedaillen-Besäufnis ausrichten, vielleicht dürfen wir mitmachen!“, brummte Patrik, schnappte sich ungeniert eine Sektflasche vom Tisch und blickte kurz Damien an, ob er mitkommen wollte. Doch der Westschweizer blieb sitzen. Saubauer wollte die beiden zurückhohlen, als Conradin und Patrik in Richtung Ausgang eilten, doch Heidi gab ihm mit einem Kopfschütteln zu verstehen, die Diskussion darüber auf den nächsten Tag zu verschieben.
    „Dann nehmt Platz, bitte schön“, meinte der Trainer nun mit sanfterer Stimme und blickte dabei Fabian und Florian an.
    „Luchsi! Nicht trotzen, lass die beiden pubertieren, wenn sie wollen“, mahnte Vanessa und zog den Glarner am Ärmel zu einem freien Stuhl.
    „Darf ich Stas einladen?“, fragte Justin. Saubauer nickte nur. Nach dem Aufritt von Patrik und Conradin wollte der Trainer wohl nicht nochmals öffentlich einen Streit austragen, vermutete Justin. Es ging ihm nicht nur um Stas. Die kühle, neblig-feuchte Luft draußen nach dem Schneefall würde ihn davon abhalten, gegen die beiden Idioten loszuschimpfen. Wie bei Chalbermatters Rauswurf spielte es eher eine Rolle, dass die den Frieden im Team gestört hatten, weniger weil sie gegen Schwule waren. Doch immerhin hatte er dank Stas ein paar Informationen. Vielleicht sogar mehr als der Bundesrat?
    Auf dem Parkplatz sah Justin keine Wachen, eine nicht gerade beruhigende Entdeckung. Vielleicht war der Posten nur gut getarnt, versuchte er sich die Beobachtung zu erklären. Er ging zu den abgestellten Reisebussen und klopfte an die Mitteltür. Er musste nochmals klopfen und dann rufen „Ich bin’s, Justin“, bis sich im Inneren des Busses einer bewegte. Stas hatte erst befürchtet, die Wachen würden mitbekommen, dass jemand im Bus war, traute sich dann aber doch mit Justin, den mit Straßenlaternen erhellten Parkplatz zu queren – mit einem Meter Sicherheitsabstand, damit kein einheimischer Helfer sie als zwei Schwule erkennen konnte. Justin blickte zum im Schnee abgestellten alten Militärlastwagen zurück. Stas meinte, da seien Zelte drauf, damit bei einem Notfall – beispielsweise nach einem Brand – die Leute nicht im Freien bleiben

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