Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Busfahrer oder andere dort rumlungernde Leute in ein Gespräch, während wir auf die Ladefläche steigen.“
„Aber da sind möglicherweise Soldaten!“, sorgte sich Justin.
„Du musst militärisch denken“, meinte Fabian. „Da draußen herrscht Schnee, Kälte, Dunkelheit und es ist unvorstellbar langweilig. Nur gelegentlich fährt einmal der Pendelbus vom Bahnhof hier hoch. Die Wachen haben sich längst in ein Fahrzeug verkochen.“
„Hoffen wir es“, brummte Mayerhofer.
James überließ Justin das Satellitentelefon und Mayerhofer drückte ihm den Diplomatenkoffer in die Hand. Der Chef sowie Fabian, Richard und James wollten sich nun diesen verdächtigen Lastwagen näher ansehen gehen.
Schon nach dem ersten Klingeln hob Julio ab. Zuerst musste Justin seinen über all die Ereignisse aufgewühlten WG-Kumpel beruhigen, der nicht wusste, ob er sich über Justins Goldmedaille freuen sollte oder sich über die homophoben Schneeballwürfe ärgern. Während des Gesprächs ging Justin auf sein Zimmer. Als er dort angekommen war, hatte sein Kumpel in Zürich begriffen, dass die Sache mit den Navigationspunkten für Saubauers GPS kein Scherz war, er dafür nur wenig Zeit hatte und alle Rückfragen über diese Nummer, also James Satellitentelefon, laufen müssten.
Nach dem Telefonat war Justin sich nicht sicher, ob Julio das nervlich packen würde, und die Sorge galt wohl auch für sich selbst. Wie sollte er sich da auf den Slalom übermorgen konzentrieren? Trotzdem war er neugierig auf den Inhalt des Diplomatenkoffers. Das Gepäckstück war innen mit Schaumstoff ausgelegt. Einige amtliche Dokumente vom Zeughaus Bern lagen oben sowie ein Papier mit dem offiziellen Briefkopf des Bundesrats Stutz, Minister für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, der gemeinsam mit dem Kommandanten der Gebirgsspezialisten offiziell Leutnant Luchsiger befahl, den britischen Sicherheitsmann mit dem Decknamen James beim Personenschutz des Prinzen im Krisenfall nach eigenem Ermessen zu unterstützen. Darüber hinaus sei Luchsiger unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit autorisiert, von der Waffe Gebrauch zu machen, bis russische Sicherheitskräfte vor Ort seien. Das Dokument trug auch die Unterschrift des britischen und russischen Botschafters in Bern. Unter einer Abdeckung fand Justin ein Nachtsichtgerät und eine Schalldämpferpistole. Er erschrak, als plötzlich die Tür von außen geöffnet wurde.
Fabian, Richard und James beraten das Zimmer. Die Sportler trugen zusammen eine feldgrüne, schwere Kiste und stellten sie auf den Tisch in der Wohnküche, während der Sicherheitsmann daneben eine Kassette ablegte. Fabian öffnete die Kiste. Darin befanden sich Sprengschnüre, in der Kassette die dazugehörenden Zünder. Stas folgte als Letzter und schloss die Zimmertür von innen ab.
„Auf dem Lastwagen befindet sich ein Munitionsvorrat“, erzählte Fabian, während Stas zwei Walkie-Talkies aus den Innentaschen seiner Jacke zog.
„Diese Funkgeräte mit Verschlüsselung haben wir auch gefunden“, erklärte der Guide die Geräte.
„Es gibt dort noch mehr davon“, fuhr Fabian fort. „Der Vorrat an Material und Munition ist hinter einigen Stapeln mit Zelten versteckt. Es handelt sich vor allem um Sprengstoff und Patronen für Kalaschnikows. Das Sprengmaterial ist so ausgewählt, dass man damit Türen und Fenster mit Fallen versehen und so die Erstürmung durch eine Spezialeinheit erschweren oder auch schnell Bäume für eine Straßensperre fällen kann.“
„Das ganze Zeugs ist eindeutig für den Emir bestimmt, um das Rosa Plateau länger zu halten“, folgerte Richard. „Wir lagern die feldgrüne Kiste hier, und wenn wir ihren Inhalt hoffentlich nicht benötigen, bleibt sie am Sonntagabend einfach in unserem Zimmer unterm Bett zurück.“
„Nach diesen Entdeckungen wäre eine sofortige Abreise angebracht, doch das scheint politisch unmöglich zu sein“, brummte James und musterte die zwei Walkie-Talkies, die Stas auf den Tisch gelegt hatte.
„Aber was ist, wenn Pizunda noch mal unsere Suite durchsuchen will?“
„Dann, Justin, stecken wir in der Tinte“, meinte Fabian. „Kein Wort zu Florian von all dem. Er soll sich auf den Slalom konzentrieren. Hast du Julio instruiert?“
Justin nickte. Leutnant Luchsiger war ihm unheimlich. Nach all dem sollte er ruhig schlafen, morgen mit Romani beim Skilift gleich hinter dem Dorf Slalom trainieren und am Samstag irgendwie eine Medaille gewinnen? Er fühlte er sich
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