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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Komitees, hat fünfzig Punkte als Minimum für eine Fahrkarte nach Sotschi festgelegt.“
    „Wieso denn eine so ungerecht harte Bedingung?“, fragte Vanessa mitfühlend. „Es gibt doch keine weiteren Briten im Ski-Alpin-Weltcup.“
    „Es soll nicht der Eindruck entstehen, ich dürfe nur mit nach Sotschi wegen meines Titels. Eigentlich hatte ich gehofft, schon am Freitag im Super-G alles klarzumachen, aber da war so eine Eisplatte, die mich unglücklicherweise zu sehr von der Ideallinie abdriften ließ. Ich erreichte das Ziel, ohne Weltcup-Punkte zu gewinnen.“
    „Jo! Diese Eisplatte hatte auf mich genau die gleiche Wirkung“, gab Fabian zu.
    „Ich muss also morgen im Slalom mindestens Rang zwanzig oder besser schaffen. Dazu muss ich mich für den zweiten Slalomdurchgang qualifizieren.“
    Es war Fabian nun klar, dass der Prinz Saubauers Unterlagen einsehen wollte. Richard wurde von einem ehemaligen britischen Rennfahrer trainiert, von dem alle glaubten, er habe in seiner aktiven Zeit noch Knickerbocker getragen. Doch bei aller Sympathie für den wohlerzogenen Sportler waren sie ja auch Konkurrenten und der Weltcup kein Spaßrennen. Er fürchtete, Saubauer würde Justin und ihn ohne zu zögern in einen Lawinenhang schmeißen, wenn sie Richard die geheimen Notizen zeigen würden – da half es auch nicht, dass Vanessa meinte, Justin solle seinem Herzen einen Ruck geben. Justin meinte, Fabian sei im Moment der Liebling, er müsse sich bei Monti rückversichern. Fabian telefonierte nur sehr ungern. Trotzdem klaubte er sein Smartphone aus der Jeans. Ein paar Gratulationen von Kollegen von der Berufsschule und der technischen Berufsmaturaklasse fand er vor, doch die Beantwortung der Gratulationen musste warten. Er rief den Teamchef Monti an.
    „Hier ist Fabian“, meldete er sich. Im Hintergrund war die Bar zu hören. „Entschuldige die Störung.“
    „Kein Problem – was ich kann machen für dich?“
    Knapp erklärte Fabian dem Tessiner die Anfrage des Prinzen.
    „Ja, der Chef von Swiss-Ski hat bereits angedeutet, dass kommt eine Anfrage von britischem Prinz und es wegen PR und damit wegen Sponsoren eine Überlegung wert ist. Ich gehe mit Saubi reden, ihr dürft dem Prinzen zeigen die Unterlagen. Übermorgen in Schladming wird unser großer Chef von Dachverband dann den definitiven Entscheid bekanntgeben, ob Richard längerfristig darf trainieren mit dem Alpin-Herren-Team. Und Fabian, wir sind alle stolz auf dich!“
    Fabian bedankte sich für das Lob. Nach dem Gespräch wusste er nicht, ob ihm ein Nein lieber gewesen wäre.
    Doch jetzt mussten sie sich alle mit Richard zusammen an die Arbeit machen. Sie fragten sich anhand von Saubauers Streckenskizzen und Notizen über die Tücken des morgigen ersten Laufs gegenseitig ab – wie vor einer Prüfung in der Schule. Ein Slalom ist ein Balanceakt zwischen Tempo und Sicherheit: Fährt man zu langsam, findet man sich im Klassement hinten, fährt man aber zu schnell, verpasst man ein Tor und landet bäuchlings im Schnee.
    Gegen ein Uhr früh brachen die drei ab, als Vanessa meinte, ohne Schlaf würden sie bestimmt schon an den ersten Toren ausscheiden. Außerdem seien Saubauers Tipps ja auch kein Wunderzauber; Kondition, Tagesform und Talent würden es ebenso ausmachen und besonders Letzteres hätten sie ja alle drei.
    Fabian konnte schlecht einschlafen. Zu sehr kreisten die Erinnerungen an die Abfahrt, die Siegerehrung und das Trockentraining mit Richard im Kopf. Einmal hörte er in der Gasse Leute – Helfer, die in stockfinsterer Nacht bereits zur Slalompiste unterwegs waren. Um die schlechten Ergebnisse des Saisonstarts zu kompensieren und auch im Slalom im olympischen Rennen starten zu dürfen, müsste er weit nach vorne fahren, am besten aufs Podest. Kurz danach, am kommenden Montag, würde Swiss Olympic entscheiden, welche Alpin-Skifahrer und Skifahrerinnen die Schweiz an den olympischen Spielen repräsentieren dürfen.
    Wie immer warteten alle angespannt konzentriert im Warteraum vor dem Starthäuschen – besonders Justin und Fabian, die sich für den zweiten Slalomlauf qualifiziert hatten. Im Weltcup hatten die beiden das bisher nicht oft geschafft, doch diesmal war besonders der lange Glarner über sich hinausgewachsen und hatte sich im ersten Lauf nur von Florian Häusle geschlagen geben müssen. Auch für den jungen Liechtensteiner lag eine Platzierung sehr weit vorne im Bereich des Möglichen, was einen großen Erwartungsdruck bewirkte. Es ging dabei

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