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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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anderen. Außerdem hatten zu viele Leute mitbekommen, was passiert war. Er konnte nicht erwarten, dass alle – insbesondere Koslow – dicht halten würden. Deshalb wollte er so schnell wie möglich den Machtbereich Putins verlassen und von der georgischen Regierung in Tiflis kontrolliertes Gebiet erreichen.
    Das Tageslicht hatte sie bereits erreicht, als sie endlich den Agepsta an dessen Südflanken umgangen hatten. Bei der Abfahrt hinunter zum See kam sich Fabian vor wie ein Anfänger. Die zurückliegende Nacht fühlte sich wie Blei in seinen Muskeln an; in lockeren, eleganten Schwüngen einem Wildbach entlang hinunter zum Ferienressort zu wedeln, war ihm nicht mehr möglich. Jetzt hieß es durchhalten. Edcham meinte, es wäre sogar im Winter jemand da, denn die Freunde des abchasischen Präsidenten würden von dort aus Motorschlittentouren unternehmen, und es wäre weise, die Flucht nicht zu erwähnen. Die Waffen wickelten sie zur Tarnung in eine Zeltplane.
    Unten am See, der sich auf ziemlich genau auf tausend Meter Höhe befand, war der Schnee schwerer, nass und lag auch nur noch wadentief. Kartoffelchipgroße Flocken fielen aus grauen tief hängenden Wolken. Nur wenig tiefer wäre der Schnee wohl in Regen übergegangen.
    Tatsächlich kannte Edcham den Wirt des idyllisch zwischen Wald, Wildbach und See gelegenen Ferienressorts. Sie durften in ein grün bemaltes Haus hinein, in eine warme Stube. Dort servierte ihnen der Wirt einen Kaffee und bald auch Mikrowellen-Brötchen. Garchinger fragte nach einem Festnetztelefon.
    „Keine Details, Garchi. Wenn sie uns finden, könnte das auch dein Leben gefährden!“, rief ihm Fabian auf Deutsch nach. Gerne überließ er die Verhandlung Stas und Edcham. Er setzte sich am Tisch gegenüber und nicht neben Florian, um bei den Angestellten des Ressorts nicht homophobe Gefühle zu wecken. Soweit er die Gespräche der Einheimischen verstand, musste Stas eine Kopie der Genehmigung zur Besteigung des Agepsta zeigen, die auch eine Erlaubnis enthielt, die Grenze zu überqueren, wenn es alpinistisch notwendig sei. Ob das die Skitourenfahrt bis herunter an den See abdeckte, war fraglich, aber dem Wirt schien es zu genügen.
    An der Wand der Wirtsstube hing eine Karte Abchasiens, das sich von der Nähe der olympischen Wettkampfstätten über knapp zweihundert Kilometer weit zwischen Küste und dem Hauptkamm des Kaukasus erstreckte. Der Südseite des Hauptkamms entlang verlief ein Tal, nicht immer durchgehend, aber doch bis über die Ostgrenze des Landes hinaus. Das Tal war kaum besiedelt und dort konnte man sich besonders im Winter unauffällig bewegen. Florian, der zu ihm getreten war, meinte, das wäre ein verdammt weiter Weg bis nach Georgien. Völkerrechtlich gesehen waren sie ja bereits in Georgien, doch dieses Gebiet wurde von Putin kontrolliert.
    „Ja, das Engadin einmal rauf und runter inklusive Abstecher auf den Berninapass.“
    „Wenn wir pro Tag fünfzig Kilometer schaffen, werden wir dreimal im Biwak schlafen müssen“, schätzte Fabian.
    „Stas oder Edcham erwähnte doch Schneefahrzeuge. Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit“, dachte Richard laut nach.
    Eine Stunde später durfte der Wirt die goldene prinzliche Kreditkarte belasten, denn das stärkste Schneemobil in der Garage hatte inklusive Anhänger eben den Besitzer gewechselt. Vom Betrag konnte man selbst in der Schweiz zwei neue Schneemobile kaufen, wusste Fabian, und eine dicke Provision für Edcham war bestimmt auch drin gewesen. So verabschiedeten sich der Wirt und seine Familie zusammen mit Edcham in bester Laune von den unerwarteten Gästen. Nur Richard grollte, hätte sein Leibwächter nicht die Nerven verloren, dann wäre er jetzt mit Mayerhofers Gruppe unterwegs zur Küste und hätte sich nicht über den Tisch ziehen lassen müssen.
    Mit Bergsteigerseilen hatten sie sich eine Art Skilift gebastelt, mit dem eine Gruppe aus neun Leuten das Schneemobil zur Not ziehen konnte. Damien hatte schon Erfahrung im Schneemobilfahren und übernahm deswegen die Führung, Garchinger durfte bei ihm hinten aufsitzen. Mit der Belastung durch den Anhänger mit Gepäck und acht Skifahrer im Schlepptau konnten sie keine hohen Geschwindigkeiten erreichen und mussten zudem auf der Straße bleiben, denn einen Hang hinauffräsen ging nicht. Trotzdem würden sie so viel kräftesparender zum nächsten Pass hochfahren, als es mit den Tourenski möglich gewesen wäre.
    Den Spuren im Schnee nach waren sie leider nicht das

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