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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Nachtsichtgerät aufklären. Der Schnee war mit einer Eisschicht überzogen und nur knöcheltief, der Himmel hatte aufgeklart und die Nacht war dadurch bitterkalt geworden. Die Reifenspuren mehrerer Autos beunruhigten Richard und Luchsiger. Sie entschieden sich, den Schlitten über eine Brücke bis in den gegenüberliegenden Wald zu schieben, da es in der Nähe Gebäude gab, die bewohnt sein konnten.
    Dank den Wegpunkten, die sie aus Zürich via Satellit bekommen hatten, fanden sie auf der anderen Seite einen Fußweg, der ein Seitental hochführte. An dessen fast zwanzig Kilometer entferntem Ende würde sich die Grenze befinden.
    Im Wald beschlossen Luchsiger und seine Leute, wieder den Scheinwerfer am Motorschlitten einzuschalten und sich von ihm ziehen zu lassen. Langsam, aber stetig arbeitete sich das Schneefahrzeug den Saumpfad höher und höher. Bereits als die Baumgrenze nicht mehr fern war, stotterte der Motor und Damien Vincent schaltete ab.
    „Fini! Das war der letzte Tropfen Benzin. Auch alle Bidons sind leer.“
    „Noch drei Kilometer Entfernung und achthundert Höhenmeter bis zur Grenze“, las Bend das Navigationsgerät ab und deutete einen schwarzen Steilhang hoch, über dem die Sterne funkelten. Sie mussten den Schlitten auf einer Wiese neben dem Bach stehen lassen.
    „Richard, was sagt London? Dürfen wir über die Grenze, oder nicht?“, fragte Häusle.
    Doch der wollte erst bis zur Baumgrenze aufsteigen. In einem engen Tal bräche die Verbindung via Satellit immer wieder zusammen. Also lud man alles Gepäck vom Anhänger ab und schnallte sich alles, was an Material da war, auf den Rücken. Der Hang war steil und die Gruppe kam nur langsam im Zickzack voran, fand Luchsiger. Garchinger empfand das Tempo, das die Sportler vorlegten, enorm und deshalb war er mit Abstand der Letzte, der eine teilweise mit Buschwerk bedeckte Kuppe erreichte. Der Prinz hatte sein Telefongespräch mit der Regierung eben beendet.
    „Ein paar Weißwürste und Weizenbiere weniger wäre nicht schlecht gewesen, oder?“, spottete Conradin, als der nicht besonders schlanke bayrische Journalist keuchend angekommen war.
    „Die gute Nachricht ist, dass wir über die Grenze dürfen, der Präsident Georgiens hat uns dazu eingeladen“, fasste Richard den Anruf zusammen. „Die schlechte ist, dass wir damit bis acht Uhr morgens warten müssen, bis der Präsident diese Einladung formell unterzeichnet habe und die Grenztruppe über uns informiert sei.“
    Häusle gefiel das nicht. Er wäre lieber noch im Dunkeln über die Grenze gegangen, die in Form eines nur zwei Kilometer entfernten Bergrückens bereits Sichtweite lag. Doch Luchsiger wollte keinesfalls auch noch Schwierigkeiten mit den Georgiern. Der Wind hier auf der Kuppe war eisig und es würde sich wohl doch lohnen, für die vier Stunden Zelte aufzustellen. Richard bestand darauf – schon wegen Vanessa.

Der Jet
    „Florian! Du blutest an der Hand!“, bemerkte Fabian besorgt, als er und seine Freunde sich im Sechserzelt um einen auf dem Gaskocher brodelnden Eintopf versammelt hatten.
    „Das ist passiert, als wir Garchinger beim Abladen seiner Kamera geholfen haben. Es ist nichts Ernstes. Der Handschuh ist aber hinüber“, erklärte Florian.
    „Ihr mutet dem armen Herrn Garchinger zu viel zu“, meinte Vanessa. „Diese Wanderung hier hoch war grenzwertig für ihn und die nächtlichen Schlittenfahrten durch dieses Gebirge auch.“
    Fabian überlegte, ob er überhaupt etwas dazu sagen sollte. Er hatte ja alle gewarnt.
    „Sicher ist es schwer“, meinte Richard, „aber wir sind in kriegsähnliche Handlungen verwickelt. Da sind die alpinistische Sicherheit und Komfort nur zwei Faktoren unter mehreren.“
    „Zeig mal deine Hand, Florian!“, befahl Vanessa, die inzwischen einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer geöffnet hatte.
    „Ist nichts“, wehrte der Schwarzwälder ab, dem in den letzten Tagen ein hellblonder Stoppelbart gewachsen war.
    „Das sagt Justin auch immer“, meinte Vanessa und zog Florians verletzte Hand näher zu sich. Justin war offenbar zu müde, um mit einem Spruch Vanessas Bemerkung zu parieren. Er lehnte halb wach an Stas’ Brust, der bereits in das Reich der Träume entschwunden schien. Immerhin wurden beide nochmals wach genug, um eine Tasse mit Eintopf entgegennehmen zu können, den Damien und Conradin gekocht hatten. James suchte während dessen den britischen Sender, da es gleich vier Uhr früh war.
    Mitternacht, Weltzeit. Wir schreiben Dienstag,

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