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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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Major Pizunda verhängte eine vollkommene Nachrichtensperre. Somit gibt es auch keine offiziellen Angaben, wie viele einheimische und internationale Geiseln sich in der Gewalt der Terroristen befinden. Der Emir des Kaukasus hat sich zur Geiselnahme bekannt und behauptet in einer Internet-Videobotschaft, dass der – Zitat – imperialistische Prinz sowie der Schweizer Anführer der Perversen sich in seiner Hand befinden – Zitat-Ende. Journalisten gehen davon aus, dass damit Prinz Richard und der Schweizer Doppelolympiasieger Fabian Luchsiger gemeint sind. Dieser Behauptung widerspricht die folgende Meldung:
    Hamburg, Deutschland: Ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtensender publizierte heute Mittag zwei Fotos, die Prinz Richard und den Olympiasieger Luchsiger zeigen. Sie würden von einem Journalisten stammen, der mit Prinz Richard im Gebirge auf der Flucht vor den Terroristen sei. Seine Hoheit soll dem Sender zufolge gestern Nacht mit über hundert anderen Personen das Olympische Dorf gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Terroristen verlassen haben. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich. Das britische IOC-Mitglied Earl Corby hält diese Fotos für eine Fälschung, denn niemand könne oberhalb siebentausend Fuß Höhe eine Schneesturmnacht überleben.
    Prinz Richard und Luchsiger atmeten auf, dass die tragischen Ereignisse auf dem Grat nicht in den Nachrichten waren. Doch das erwies sich sogleich als voreilig.
    Moskau: Russische Behörden durchsuchten vor einer Stunde das Büro des deutschen Senders, der zuerst die Fotos publiziert hatte, die mutmaßlich Prinz Richard zeigen. Es gehe um Beweismittelsicherung für Totschlag. Die Wachablösung für einen militärischen Beobachtungsposten nahe dem Austragungsort der Winterspiele habe ein Blutbad vorgefunden. Erst sei der Posten von Terroristen überfallen worden. Zwei Soldaten hätten überlebt, seien nach wenigen Stunden jedoch erschossen worden. Dabei sei ausschließlich im Westen gebräuchliche Pistolenmunition verwendet worden. Der Rechtspopulist Josef Adolew will darin einen Beweis sehen, dass der Schweizer Goldmedaillengewinner Luchsiger sowie Prinz Richard dafür verantwortlich seien. Beide seien auf den Standbildern des deutschen Senders in vorderster Front zu sehen. Ein Grat sei nicht breit, also könnten vorne nicht mehr Leute dabei gewesen sein. Die beiden seien außerdem Offiziere in den Streitkräften ihres jeweiligen Landes, eingeteilt bei schie
ßwütigen Spezialeinheiten. Ein britischer Diplomat bezeichnete Adolews Äußerungen als rational nicht nachvollziehbare Spekulationen und Unterstellungen.
    Sotschi, Russland: Inzwischen wurde im Homopropaganda-Prozess einer Revision der Staatsanwaltschaft stattgegeben und das Gericht wandelte alle Strafen in fünfzehn Tage Haft um. Dies beträfe auch Prinz Richard.
    Islamabad, Pakistan: nach dem Drohnenangriff haben Islamisten die Bevölkerung zu einem Freitag des Zorns aufgerufen …
    Garchinger hatte genug gehört. Die Welt musste inzwischen den Verstand verloren haben. Dieser senile Angeber Earl Corby durfte mit seiner Kolonialherrenarroganz und hanebüchenen Argumenten die sensationellen Standbilder seiner Aufnahmen vom Grat einfach vom Tisch fegen? Aber was war mit den Russen los? Olympioniken verhaften, nur weil sie offen schwul sind? Und in so einem Land würde die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 stattfinden? Garchinger lag noch lange in seinem Schlafsack wach. Der Vorwurf, die Bilder seien Fälschungen, hatte seinen Traum zerstört, wenigstens für einen Tag der berühmteste Reporter der Welt zu sein. Als er im Ressort am See die Standbilder aus seiner Fernsehkamera übermittelt hatte, hatte er an seinen Durchbruch noch fest geglaubt.
    Garchinger schlief um halb zwei Uhr früh beinahe im Stehen ein, als er nach dem Wecken mit seiner Kamera ein paar Takes des Aufbruchs machte. Hier in diesem gottverlassenen Tal würden seine Scheinwerfer wohl kaum wieder wie ein Leuchtturm sein. Dann musste er seine Kamera einpacken, auf dem Anhänger verstauen und selbst auf dem harten Rücksitz Platz nehmen. Wenigstens führte von den Stallungen ein eindeutig erkennbarer Weg flussabwärts.
    Nach anderthalb Stunden stoppte Vincent und schaltete den Scheinwerfer ab. Sie hatten beinahe die Einmündung des Tals in ein querlaufendes größeres erreicht.
    Sie schoben den Motorschlitten bis zu einem Gebüsch über der Straße, die im Haupttal verlief. Luchsiger wollte erst mit dem

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