Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
Vom Netzwerk:
erste Fahrzeug an diesem Morgen, das die Straße langgefahren war; den dicken Reifenabdrücken nach zu urteilen, könnten es zwei oder drei Radpanzer gewesen sein, schätze Fabian. Das musste Militär sein, das die Grenze zu Russland bewachte, vermutete er. Nach ein paar Kilometern bog die Panzerspur nach links ab in ein Seitental nach Westen. Der Weg würde dort hoch zur Grenze führen und dann weiter in das Tal der olympischen Spiele, wusste Stas. Nach den Ereignissen auf dem Rosa Plateau würde man die Grenze dort bestimmt genau bewachen, um den Terroristen einen möglichen Fluchtweg abzuschneiden. Fabian und seine Begleiter mussten aber in die andere Richtung, nämlich auf einen nach Osten führenden Pass hochfahren. In der Richtung lag der Schnee noch jungfräulich auf der Straße, die wohl inzwischen nur noch ein Forstweg war. Fabian hoffte, die Soldaten würden das doch penetrante Motorengeräusch des Schlittens nicht hören. Stas versicherte ihm, die Grenze sei einige Kilometer entfernt. Zudem würde der Schneefall ihre Spur in wenigen Stunden unkenntlich gemacht haben. So optimistisch war Fabian nicht, denn anders als in den Alpen waren sie hier der einzige Lärm weit und breit.
    Bald fuhren sie im Nebel langsam, aber stetig höher. Oben auf der baumfreien Passhöhe in der grau-weißen Welt aus Schneetreiben und Wolken verloren sie die Straße und fanden sie auf der anderen Seite eher zufällig wieder, als dort der Wald wieder begann. Deshalb bat Justin via Richards Satellitentelefon seinen Geografiestudenten in Zürich wieder um neue Wegpunkte. Der Prinz sollte möglichst bald und diplomatisch sein Außenministerium darum bitten, in Tiflis eine Sondergenehmigung zu erwirken. Die Einreise von Russland nach Georgien über Abchasien wurde nämlich von der Regierung in Tiflis als illegaler Grenzübertritt geahndet und mit Gefängnis sowie hohen Bußgeldern bestraft.
    Es schien Garchinger so, als ob die Fahrt auf dem Rücksitz des Motorschlittens kein Ende nehmen wollte. Nach nur einem Tag darauf schmerzte sein Hintern. Zumindest hatte am Nachmittag der Schneefall nachgelassen und das untere Stockwerk der urtümlichen menschenleeren Gebirgslandschaft war sichtbar geworden. Ein paar ordentliche Aufnahmen von den nie enden wollenden verschneiten Wäldern waren ihm trotzdem gelungen. Luchsiger hatte ihm erklärt, die tiefhängenden Wolken wären von Vorteil, denn sie hielten Hubschrauber davon ab, nach ihnen zu suchen. In dem Tal, das sie nun im abendlichen Halbdunkel abwärtsfuhren, gab es nicht einmal einen richtigen Weg, nur einen holprigen Trampelpfad oder Wildwechsel, der dem Fluss folgte. Damien Vincent bog vom Wasser weg auf eine Wiese mit Stallungen, die jetzt im Winter verlassen waren.
    Sie beschlossen, ein paar Stunden zu schlafen. Da man nach zwanzig Kilometern auf eine strategisch wichtige Straße treffen würde, wollte Luchsiger sich bereits um Mitternacht wieder auf den Weg machen und dann noch vor der Morgendämmerung über die Grenze gehen.
    Garchinger drehte noch ein paar Einstellungen von den Stallungen, solange noch halbwegs ausreichend Tageslicht vorhanden war, und schwenkte zu einem innigen Kuss zwischen Luchsiger und Häusle. Das Händchenhalten zwischen Bend und dem russischen Guide ließ er jedoch weg, da die beiden ja nicht geoutet waren, schließlich arbeitete er ja für einen seriösen Sender. Solche heimlichen Aufnahmen intimer Momente, wie sie der
Blitz
gemacht hatte, kamen deshalb für ihn nicht in Frage.
    Einen Augenblick lang, als er bei einer heißen Tasse Suppe und einer Wurst saß, letztere hatte er noch aus einer unbewachten Vorratskammer der Mensa mitgehen lassen, war er versucht, doch nochmals auszuloten, ob er in dieser Gegend ein Mobilfunknetz hatte, aber das war vergebens. In einem tiefen Tal, das so aussah wie die Alpen während der Römerzeit gab es kein Netz. Obwohl so ziemlich jeder seiner Muskeln protestierte, rappelte sich Garchinger kurz vor neunzehn Uhr auf, um bei den Briten die Commonwealth-Nachrichten zu hören. Alle hatten sich in einem leeren Stall um Richard versammelt. Der Empfang war verrauscht, aber gerade noch verständlich.
    Es ist fünf Uhr nachmittags, Weltzeit, am Montag, den vierundzwanzigsten Februar. Hier ist CBC mit Arunima
Joneja und den Schlagzeilen für das British Commonwealth of Nations und die Welt.
    Sotschi, Russland: Das Olympische Dorf auf dem Rosa Plateau ist großräumig von Spezialeinheiten umstellt. Der mit der Einsatzleitung betraute

Weitere Kostenlose Bücher