Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
gab.
„Lausbuben seid’s!“, neckte Trainer Saubauer. „Da rollt eine Medienlawine auf euch zu, besonders auf Fabian.“
„Jo. Tolles Material, Klaus“, meinte Fabian. Der Werkstoffingenieur umarmte seinen Neffen und versicherte, mächtig stolz auf ihn zu sein.
„Cesare brauch eure Formularkopien vom Dopingtest“, verlangte der Trainer. Beide kramten sie aus ihren Jacken raus. „Dein’s braucht er net!“, meinte er zu Florian und deutete zu einem Minibus. Dort wartete Trainer Hans-Rüdiger Voss schon auf seinen Bronzemedaillengewinner. Doch bevor der zu seiner Mannschaft gehen konnte, drückte Justin Saubauer sein Smartphone in die Hand, um ein Erinnerungsfoto schießen zu lassen – der Trainer konnte den Burschen ja nach diesem Erfolg schlecht etwas abschlagen. Also reichte er die Formulare an Monti weiter und nahm das Smartphone entgegen. Die drei stellten sich mit Jonny so hin, dass man noch etwas vom Zielsprung im Hintergrund sah, und schoben Fabian in die Mitte. Nach dem ersten Schuss wollte sich Saubauer selbst auch noch dazu stellen. Er wollte seiner Frau auch eins schicken, erklärte er, und Klaus musste nun den Trainer und den Teamchef und die drei Medaillengewinner mit dem Rosa Plateau im Hintergrund fotografieren. Dann schickten sie das Bild gleich an die verschiedenen Interessenten – auch an Mayerhofer, der bereits bei der Entscheidung im Snowboard Slopestyle war, um sich ein Bild dieser neu olympisch gewordenen Sportart zu machen, wie Saubauer wusste; der Chef würde aber am Abend den Goldmedaillengewinner im House of Switzerland erwarten.
Dann durften sie in Edchams Bus einsteigen. Der Abchase saß am Steuer, streckte Fabian die Hand hin, verlangte hundert Euro und bedankte sich dafür. „Du jetzt bist Star, also du brauchst hübsches Mädchen an Seite. Für weitere hundert Euro ich dir vermitteln.“ Fabian ging mit einem „nicht nötig“ schnell weiter und spürte, wie er rot im Gesicht wurde, dann nahm er aus einer bereitliegenden Schachtel ein Getränk und zwei ETH-Sportlerriegel mit auf seinen Platz. Auf dem Weg durch die Sitzreihen wurde er mit Applaus begrüßt. Im Bus saß Richard im Mittelgang auf dem Boden, damit man ihn von draußen nicht fotografieren konnte. Er leide an einen Schub akuter Paparazzi-Phobie, das gehe schon wieder vorbei, meinte er. Das Schweizer Fernsehen durfte mit an Bord kommen und versuchte Fabian ein paar inspirierende Sätze zu entlocken, als der Bus endlich anrollte.
„Schaut mal!“, rief jemand, als sie den Extreme-Park passierten. Dort wirbelte gerade ein Snowboarder durch die Luft.
„Dürfen wir zugucken gehen?“, fragte Fabian mit Blick zu Saubauer.
„Videobesprechung des Rennens, Lockerungen, Pressekonferenz und weitere Interviews, Essen …“, begann Saubauer aufzuzählen, was auf dem Programm stand.
„Ist doch schönster Tag von Leben“, half Monti den Jungen. Saubauer blickte auf die Armbanduhr. „Um halb vier sind alle wieder im Dorf! Stas, Sie sind mir dafür verantwortlich!“
„Und wir dürfen nicht zuschauen?“, fragte trotzig Patrik.
„Das ist kein Gefängnisbus“, gab Saubauer zu, „aber der Weg zur Medaille führt nun einmal über konsequente, disziplinierte Vorbereitung.“
„Der Pink-Punk ist also diszipliniert?“, lachte Conradin.
Also machte eben das ganze Team halt, obwohl Saubauer zu Monti brummte, als er noch als Assistenztrainer beim österreichischen Nationalteam gedient habe, wäre so ein Kindergarten undenkbar gewesen.
Fabian ärgerte sich über Conradins Bemerkung. Auch er hatte hart trainiert, um bis an die Weltspitze zu gelangen. Die Medaille war ihm ja nicht per Losentscheid zugefallen.
Richard, Damien und Jonny blieben mit den Trainern im Bus, um noch die kurze verbliebene Strecke bis zum Dorf zurückzulegen.
Fabian wollte sich von Conradin und Patrik den Tag nicht verderben lassen und schickte eine SMS an Florian, ob er auch Snowboarder schauen wollte. Der musste aber leider zur Pressekonferenz seines Teams. Es gab neben der ARD ja noch viele andere deutsche Medien, die dem Bronzemedaillengewinner die eine oder andere Frage stellen wollten.
Für das Schweizer Team organisierte Stas, dass sie vom Betreuerbereich des Extreme Parks gerade noch das Finale der wilden Sprünge über merkwürdig geformten Schanzen und Hindernisse auf der gut sechshundert Meter langen Strecke der Snowboarder mitbekamen. Zugucken war schon cool, aber um mitzumachen, bräuchte man wohl tänzerische Fähigkeiten,
Weitere Kostenlose Bücher