Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
über die er nicht verfügte, meinte Fabian. Er fand Tanzen total peinlich und doch war er im Slalom ja gar nicht so schlecht. Wer weiß, vielleicht würde er es sich eines Tages anders überlegen und mit Florian zusammen in die Tanzschule gehen.
Die USA gewannen vor Kanada und Australien den Wettbewerb.
„Ups! Das sind ja Mädchen!“, bemerkte Fabian zu Justin, als die Gewinnerinnen für die Blumenzeremonie ihre Helme auszogen, und kassierte dabei vom Liechtensteiner einen Stups in die Seite, der wohl auch der Meinung war, dass alles, was Fabian schwafelte, im Internet erscheinen könnte.
Gleich nachdem die Frauen ihre Sträuße erhalten hatten, kamen sie zum Jubeln in den Betreuerbereich. Nach der Umarmung mit ihren Teamkolleginnen, bemerkte die Australierin die drei Jungs.
„Ihr tragt Athletenausweise, welche Sportart macht ihr?“, sprach sie die drei an.
„Ski-Alpin“, erklärte Fabian.
„War da nicht auch ein Rennen drüben im Alpine Center? Wie ist es ausgegangen?“
„Luchsiger vor Koslow“, antwortete Justin neutral.
„Ihr nehmt mich auf den Arm. Ich weiß, dass Luchsiger der Schwule ist. Die sind fantastische Eiskunstläufer und Turmspringer, aber gewinnen sicher nicht Alpin-Skirennen“, sprach sie und ging weiter zu einer Gruppe Fans mit Autogrammbüchern, da ja auch hier Fernsehkameras die drei Besten verfolgten.
„Offenbar eine Anhängerin des australischen Premierministers Tony Abbott“, vermutete Justin.
„Die hat das tatsächlich ernst gemeint, oder nicht?“, fragte Fabian betroffen seinen Kumpel.
„Lass dir diesen schönen Tag nicht verderben. Vergiss sie!“, mahnte Justin.
Stas empfahl, nun als Touristen getarnt zum Dorf zurückgehen, dann sei man rechtzeitig zur Pressekonferenz zurück. Auf dem kurzen Fußmarsch war jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Fabian grübelte darüber nach, wie schnell sich doch die Nachricht über seine sexuelle Orientierung verbreitet hatte. Offenbar schneller als sein Sieg in Kitzbühel. Zugegeben, er selbst hatte keine Ahnung, wie die Spitzenleute im Slopestyle hießen.
Die knapp halbstündige, vor allem für die Printmedien und Internetblogs abgehaltene Pressekonferenz verlief ohne besondere Vorkommnisse, abgesehen davon, dass ein Drittel der Journalisten gleich wieder den Saal verließ, nachdem Monti von einem Blatt ablesend mitgeteilt hatte, dass Richard Wales nicht erscheinen würde. Die Pressearbeit für den Prinzen sei Sache der britischen Delegation. Mit dem DOSB habe man vereinbart, dem bereits Bekannten über das Privatleben von Florian Häusle und Fabian Luchsiger jetzt nichts hinzuzufügen. Man verweise auf die Antidiskriminierungsrichtlinien von Swiss Olympic und dem DOSB, unter deren Schutz die beiden erfolgreichen Athleten selbstverständlich stehen würden. Diese Richtlinien seien auf den jeweiligen Internetauftritten einzusehen, die auf Servern in der Schweiz beziehungsweise Deutschland gespeichert seien.
Fabian vermutete, den letzten Satz habe Monti aus rechtlichen Gründen betonen müssen, da diese Antidiskriminierungs-Aussagen zugunsten von Schwulen und Lesben gegen russische Gesetze verstoßen würden.
Die Reporter, die geblieben waren, hielten sich daran und stellten nur Fragen zum Rennablauf und zur Betreuung durch die Gastgeber und dergleichen. Die heikelste Frage an Monti lautete, ob es nach dem Sieg vorhin nun dabei bleibe, dass Luchsiger im Super-G nicht starten würde.
„Wir fahren keine internen Ausscheidungen. Die Entscheidung gilt, die wir getroffen haben während der Sitzung in Schladming. Alles klar?“, antwortete Monti. Im ersten Moment war Fabian enttäuscht, nicht doch noch beim Super-G teilzunehmen, musste sich aber eingestehen, dass es wohl für die Stimmung im Team besser war, wenn die Chefs eine klare Linie halten und bei ihrer Aussage von vor zwei Wochen bleiben würden.
„Luchsiger hat 29 Weltcup-Punkte im Super-G und wäre damit in dieser Disziplin vierter der hier in Russland anwesenden Schweizer. Caflisch hat ja nur elf Punkte. Trefft ihr immer so logische Entscheidungen oder geht es doch um das Privatleben?“, fragte eine Reporterin spitz-ironisch.
„Entscheidung wie Flasche leer. Habe fertig!“, äffte ein anderer Reporter den legendären Fußballtrainer Trapattoni nach.
„Super-G findet erst nach der Kombination statt. Zu Ihrer Frage wir geben rechtzeitig raus ein offizielles Statement. Zufrieden?“, gab Monti halb nach.
„Noch ein Applaus für unseren Gold-Luchsi
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