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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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gewonnen!“, gab er trotzig den Standardsatz für solche Fälle zurück.
    „
His Royal Highness, Prinz Richard of Wales
“, kündigte der Platzsprecher an, was nun alle wieder auf das Rennen aufmerksam werden ließ. Florian nutzte den Moment, um Fabian dessen Jacke zu reichen, die er ihm nachgetragen hatte. Richard kämpfte und wurde zuerst mit ähnlichen Zeiten wie Fabian gemeldet, doch auf dem Zielsprung verließen ihn die Kräfte, er ruderte in der Luft mit den Armen und musste sich akrobatisch retten, um nicht in den Netzen das Rennen zu beenden. Innerlich atmete Fabian auf. Richard war ein netter Kerl, aber den Olympiasieg an ihn abzugeben, das hätte er nun doch nicht gewollt. Trotz des missglücken Zielsprungs schob sich Richard immerhin noch auf Rang sieben unmittelbar vor Justin. Mit ein paar Exoten würde die olympische Abfahrt nun bald zu Ende gehen. Mit Richard war der letzte Läufer ins Ziel gekommen, der wenigstens noch eine Außenseiterchance auf einen Spitzenplatz gehabt hätte. Der Brite schien mit seinem olympischen Diplom sehr zufrieden zu sein, gratulierte den Athleten in den Medaillenrängen kurz, ging bei Putin vorbei und wurde dann von BBC aus dem Zielraum gewunken. Ein Mexikaner wurde als Letzter und ältester Teilnehmer mit einem warmen Applaus im Ziel begrüßt. Gleich darauf wurde Fabian ein Mikrofon gereicht, er solle zu den Menschen hier und in den Public-Viewing-Areas überall auf dem Olympiagelände ein paar Worte auf Englisch sprechen. Er blickte Florian hilfesuchend an.
    „
No speed, no problems
, wie Pesi zu sagen pflegt“, neckte ihn Florian. Fabian versuchte sich an die Grundsätze eines Statements zu erinnern, wie es ihm die Medienbeauftragten von Swiss-Ski Anfang der Saison versucht haben beizubringen
    „Und nun bitte ich um Aufmerksamkeit für den Olympiasieger in der alpinen Abfahrt, Fabian Luchsiger!“, kündigte der Platzsprecher an.
    „Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Sportfreunde und Kollegen. Ich möchte mich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie so zahlreich hierhergekommen sind, um an diesem Sportfest teilzunehmen. Ihr großartiges Land und Ihr Enthusiasmus für den Sport berühren und faszinieren mich. Ich durfte mich mit einem der größten Sportler der Gegenwart messen, David Koslow – das ist mir eine große Ehre. Ich gratuliere und bedanke mich auch beim Bronzemedaillengewinner, meinem Kumpel Florian, für seine Unterstützung und Freundschaft. Ich liebe Russland. Danke.“
    Fabian reichte das Mikrofon an David weiter. Der sprach ein paar Sätze auf Russisch, er konnte nur die Worte „Präsident“, „olympisch“ und seinen Namen heraushören. Er musste wohl seine Leute darüber hinwegtrösten, dass während der jetzt folgenden sogenannten Blumenzeremonie nicht die russische, sondern die Schweizer Hymne gespielt würde, als die drei Flaggen langsam in die Höhe stiegen. Die Medaillen würden erst am Abend an der Küste verliehen.
    „Aufgrund Ihrer Platzierung und nach dem Ende der Siegerehrung werden Sie drei nun zur Dopingkontrolle gebeten“, mahnte gleich ein glatzköpfiger Offizieller, ein im Vergleich zu den Athleten kleiner Mann, den Fabian erst für einen Inder hielt. Doch nach seinem Ausweis stammte der DCO –
Doping Control Officer
– aus Guyana. Dem streng blickenden Offiziellen folgten nun alle drei durch eine Öffnung in der Absperrung unter die Tribüne. Die Leute in der Nähe erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten nochmals für die erfolgreichen Olympioniken. Unter den auf vielen Baugerüst-Stangen stehenden Rängen standen auch Rot-Kreuz-Container, die in die provisorische Konstruktion integriert waren. Zusammen bildenden sie eine Art Arztpraxis, die außen mit
Doping Control/Contrôle de dopage
beschriftet war. Dort würde der Test stattfinden. Dass sie für einen Moment aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit gerückt waren, entspannte Fabian und brachte seinen Puls nach all der Aufregung wieder zurück auf normale Werte. Sie trampelten mit ihren Skischuhen ins Wartezimmer und ließen sich dort auf die Sitze plumpsen. Jeder musste aus der Jacke und Brieftasche den internationalen Sportausweis herauskramen, der DCO scannte die Ausweise mit einem Handgerät und reichte ihnen eine ausgedruckte Bestätigung für die Dopingkontrolle. Im Arztzimmer wurde soeben noch ein Kreislaufkollaps einer Zuschauerin behandelt, sie mussten also einen Moment warten, aber mit der Quittung in der Hand:
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