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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Brodbeck
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hatte, sprach dafür, dass Julios Angst nicht unbegründet war. Er schaltete schnell den Sportkanal SNI ein. Tatsächlich beantwortete Earl Corby, das britische IOC-Mitglied, im Eingangsbereich zu einem Hotel Fragen der Presse.
    „
Well!
Ich darf nur grundsätzliche Überlegungen anstellen, da die Diskussion mit meinen Kollegen noch im Gange ist und ich mich folglich nicht konkret zum Fall äußern darf. Fairer Spitzensport ist nur möglich mit verbindlichen Regeln, die auch das pünktliche Erscheinen zum Doping beinhalten. Das ist Teil des Wettkampfs. Ohne den Entscheidungen vorgreifen zu wollen, wäre es nur Fairplay, wenn heute Abend seine königliche Hoheit, Prinz Richard of Wales, als Silbermedaillengewinner an der Siegerfeier in der Medals Plaza teilnimmt.
    „Diese Ratte!“, murmelte Justin für sich.
    „Ich gratuliere seiner königlichen Hoheit“, fuhr der Earl fort. „Der Prinz wird um zwanzig Uhr Ortszeit innerhalb der Royal Family mit seiner Cousine Zara Phillips gleichziehen, die sich seit 2012 einer Silbermedaille erfreut. Ich möchte noch …“
    Der Sender warf den Earl abrupt aus dem Programm und wechselte zu einer Kamera direkt im olympischen Dorf vor ihrem Haus. Richard und Vanessa traten gerade ins Freie und gingen bei nur noch schwachem Schneefall wohl zur Mensa. Die Blitzlichter zuckten.
    „Eure Hoheit. Darf man zur Silbermedaille gratulieren?“, fragte eine Reporterin.
    „Ich möchte eine Erklärung abgeben.“ Richard ignorierte die Gratulation und faltete ein Blatt Papier auf. Jede Menge Mikrophone wurden ihm entgegengestreckt.
    „Prinz Richard, sind Vanessa del Monte Caslano und Sie miteinander liiert?“, rief ein anderer.
    „Beruhigen Sie sich“, versuchte sich Richard gegen die Zurufe durchzusetzen. „Ich möchte mich zu den Ereignissen von heute Nachmittag wie folgt äußern: Vanessa del Monte Caslano hat mir klargemacht, wie unwahrscheinlich ein spontaner Pakt zwischen den am härtesten miteinander konkurrierenden Mannschaften des alpinen Skirennsports sei, besonders da ja das Rennergebnis nicht vorhersehbar war. Ich war selbst im Zielraum Zeuge und sogar ein von der britischen Botschaft beauftragter Bodyguard hat die drei Polizisten und ihre Attentatswarnung für authentisch gehalten. Ich kann nicht für Hansi Vorderseher sprechen, der bei einer Disqualifikation von Luchsiger und Pesenbauer zum Bronzemedaillengewinner aufrücken würde, aber ich bin im wahren, fairen Klassement Nummer vier in der alpinen Kombination und werde heute Abend nicht zum Coastal Cluster fahren, außer um die zweite Goldmedaille meines Mannschaftskollegen Luchsiger, die Silberne des österreichischen Champions Jörg Pesenbauer und die Bronzene des großen Russen David Koslow zu ehren.“
    „Sie wissen aber, dass die Anwesenheit an der Medaillenfeier obligatorisch ist?“, mahnte eine Journalistin.
    „Ich werde alle Konsequenzen dieses Regelverstoßes mit britischer Gelassenheit akzeptieren. Vielen Dank!“
    Richard ging von den Mikrophonen weg und ignorierte weitere Zwischenrufe.
    „Das ist doch ein Lichtblick! Im Gegensatz zu uns ist Richard jemand, den sie nicht beiseiteschieben können“, hoffte Justin.
    „Vielleicht war das alles nur ein Denkzettel der Wettmaffia?“, vermutete Stas. „Fabian hat doch erzählt, unser Busfahrer wollte ihn bestechen, absichtlich schlecht zu fahren.“
    „Vielleicht? Jedenfalls war die Entführung bestimmt kein Scherz. Stas, hast du keinen Hunger?“, fragte Justin den Russen.
    „Nicht wirklich.“
    „Ich muss was in den Magen kriegen, wegen dem Ernährungsplan. Ich schieb zwei Fertiggerichte in die Mikrowelle, dann essen wir während Luchsis Pressekonferenz.“
    „Habt ihr nach dem Rennen nicht ein Debriefing?“, fragte Stas.
    „Normalerweise, aber jetzt geht es darum, ob die Schweiz ihren ersten männlichen Alpin-Doppelolympiasieger hat oder nicht.“
    „Wird er die zweite Medaille kriegen?“
    Justin war sich da nicht so sicher. Bei der Anwendung der Dopingvorschriften hatte sich der Internationale Sportgerichtshof bisher als sehr unflexibel erwiesen, überlegte er, während er die Mahlzeit in den Ofen schob. Es wäre gut möglich, man würde in Lausanne gegen Fabian und Jörg entscheiden als Warnung, dass inszenierte Entführungen grundsätzlich kein Weg seien, sich vor der Dopingkontrolle zu drücken. Zudem bestanden solche Gremien aus alten Herren, die noch aus einer Zeit stammten, als man Schwule als Geisteskranke ansah, glaubte Justin. Sepp

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