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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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zögerte, fragte er mit lüsternem Zwinkern: “Oder hast du mit deiner hübschen Yvette heute Abend etwas Besseres vor?”
    “Du bleibst daheim”, informierte Richard seinen jüngeren Bruder gelassen und erklärte auf dessen fassungsloses “Waas?”, hin: “Ständig lässt du deine Gemahlin allein hier sitzen. Höchste Zeit, dass du mal mit ihr ausgehst. Immer wenn ich einen Raum betrete, sitzt Amelia dort, den Tränen nahe, während Mutter sie wie eine Gluckhenne umsorgt. Ich bin es leid.”
    “Och, Amelia geht es doch gut. Am Samstag führe ich sie in die Oper aus. Ich weiß, wie sehr sie Jakes Geburt mitnahm. Ist wohl eine Frauensache … ein Unwohlsein nach der Niederkunft. Deswegen ist sie so schwierig und weinerlich.”
    “Vielleicht liegt es an dir”, deutete Richard kühl an.
    “He, was ist denn los?”, unterbrach Ross, der mit seiner Zigarre herumwedelte und Rauchringe zum Kronleuchter hinaufblies.
    “Stephen meint, er hätte sich ein paar außereheliche Freuden verdient. Vermutlich hofft er, dass du ihn dahin führst, wo sie zu finden sind. Er langweilt sich, der Gute.”
    “Wirklich?”, fragte Ross und warf Stephen einen nachdenklichen Blick zu. “Und Amelia? Langweilt sie sich auch?”
    “Natürlich nicht. Frauen haben keine solchen … Bedürfnisse”, stotterte Stephen.
    Richard und Ross tauschten einen überraschten Blick. “Nun ja, wenn sie doch mal ein solches Bedürfnis bekommt”, sagte Ross ernsthaft, “dann lass es mich auf alle Fälle wissen, ja?”
    Stephen stolzierte zum Fenster und starrte hinaus. “Was soll das? Eine Verschwörung? Da stehe ich nun neben den notorischsten Lebemännern, die ich kenne, und was habe ich davon? Bekomme ich ein bisschen Unterstützung, bekomme ich Tipps, wo die Halbseidenen anzutreffen sind? O nein! Alles, was ich bekomme, sind Moralpredigten und Witze auf meine Kosten!”
    “Aber Stephen, das sollte kein Witz sein”, sagte Ross.
    Stephen starrte ihn einen Moment lang verständnislos an, dann warf er sich wutentbrannt auf ihn. “Du Dreckskerl …” Ross wehrte ihn geschickt ab, packte ihn bei den Schultern und sagte beruhigend: “Hör zu, Stephen, deine Frau ist sehr schön. Ich bin nicht blind und auch nicht der Einzige, der das bemerkt hat. Sobald einmal das Gerücht in Umlauf ist, dass du dein Vergnügen woanders suchst und sie vernachlässigst, werden jede Menge eifriger junger Herren bereitstehen, um sie zu trösten …”
    Stephen riss sich von Ross los und stolzierte zur Tür. Mit einem zornigen Blick auf die beiden Freunde knurrte er: “Ich wünsche viel Vergnügen …” und knallte die Tür hinter sich zu.
    Richard blickte Ross über sein Brandyglas hinweg an. “Ich weiß, wir beide sind reichlich scheinheilig”, murmelte er, bevor er das Glas in einem Zug austrank und auf den Schreibtisch knallte. “Trotzdem danke. Sie ist das Beste, was ihm je passiert ist. Allerdings zehn Jahre zu früh. Wenn er sie nicht lieben würde, wäre es mir egal. Aber eine Liebesheirat ist weiß Gott selten genug, da lohnt es die Mühe. Wenn er sich eine Geliebte sucht, wird es zwischen ihnen nie mehr so sein wie früher. Wenn sie Gleiches mit Gleichem vergilt und sich einen Liebhaber nimmt und er es herausfindet … nun, du hast ja gesehen, wie er eben auf die bloße Möglichkeit reagierte.”
    Richard seufzte und starrte hinaus in den goldenen Herbstnachmittag. “Ich weiß, dass er es nicht leicht hat. Amelia fühlt sich seit einer ganzen Weile schon nicht wohl. Ich kann ihm zumindest ein paar Hindernisse in den Weg legen, bis sie sich von der Niederkunft erholt hat und er sein Hirn aus der Hose gefischt hat … Was nur wieder beweist, wie scheinheilig ich bin.”
    “Das klingt, als sprächest du aus tiefster Erfahrung – und aus tiefstem Herzen, Richard”, erklärte Ross mit einem kleinen Lächeln. “Hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal so etwas zu dir sage. Hat es mit dieser Yvette zu tun?”
    Richard lachte schnaubend. “Wohl kaum.”
    “Wer ist sie denn?”
    “Eine begabte Hure, mein Freund, mehr nicht.”
    Da flog die Tür auf, und Stephen warf sich vor ihnen in Positur. “Ich führe meine Gemahlin und meine Mutter in die neuen Assembleesäle”, verkündete er knapp. “Ich werde mich bemühen, nicht so auszusehen, als wäre ich zu haben, damit ich nicht die unerwünschte Aufmerksamkeit der Damenwelt errege. Und er heißt Cavendish”, stieß er noch hervor, bevor er die Tür wieder zuschlug.
    “Cavendish?”,

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