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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Lippen, wollte etwas sagen … irgendetwas, denn inzwischen hatte sie sich von ihrem Schock erholt und spürte, dass sie dumm und stumm herumstand, aber ihr wollte nichts einfallen. Außerdem wäre es gar nicht so einfach gewesen, eine Bemerkung in Miriams Monolog einzuflechten.
    “Die Courtenays sind ja so ein reizendes Paar. Sie haben mich sogar besucht, als Richard im Ausland war. Und sie haben ihr liebes, liebes Kind extra mitgebracht. Sie sind ja die Patin der kleinen Lucy, und Richard ist der Pate. Ich verstehe mich prächtig mit David, auch wenn er ein rechter Filou ist … besser gesagt, er war einer. Unglaublich, wie er sich verändert hat. Aber er ist ja so verliebt …”
    “Auf ein Wort”, unterbrach Richard den Wortschwall seiner Mutter. Sie verstummte und starrte ihn erstaunt an. Einen Augenblick standen alle schweigend da und blickten auf Richards düstere Miene, und als sein finsterer Blick deutlich machte, dass seine Worte nicht seiner Mutter galten, sondern Emma, auf deren rot anlaufendes Gesicht.
    “Und zwar sofort …” Richard setzte das Kind ab. Ross tauschte einen amüsierten Blick mit Stephen und hatte die Halle schon verlassen, bevor Emma überhaupt Hilfe suchend in seine Richtung sehen konnte. Nach einem flüchtigen Kuss auf die Wange seiner Gattin eilte Stephen Ross nach in der Hoffnung, etwas Klatsch aufzuschnappen.
    Diana und Amelia trippelten davon, da sie die brüsken Befehle des Hausherrn offensichtlich gewohnt waren, und probierten den neuen Hut vor dem Spiegel aus.
    Miriam zuckte steif mit den Schultern. “Er ist launenhaft … geben Sie ihm einfach nach, meine Liebe, sonst stürmt er davon und ist nicht rechtzeitig zurück, um mit den Petershams zu Abend zu essen. Er kann ja so mürrisch und ungeduldig sein …”
    Emma hätte am liebsten hysterisch gelacht und gesagt, sie fände "unverzeihlich grob" angemessener, doch dazu blieb keine Zeit. Richard packte sie am Ellbogen und zerrte sie durch die Eingangshalle. Sie versuchte, ihn lässig abzuschütteln. Bei einem Blick zurück sah sie, wie Miriam ihr lächelnd nachwinkte, ehe sie zu den anderen beiden trat und den Hut aufprobierte.
    Sobald sie um die Ecke in einen langen, luxuriös mit Teppich ausgelegten Korridor gebogen waren, riss Emma sich los und wich zur Wand zurück. Richard versuchte nicht, sie wieder zu berühren, doch er versengte sie mit seinem wilden Blick. Einen Moment hielt sie ihm stand, dann wandte sie die Augen ab. Er deutete den Flur hinunter. “Die zweite Tür links. Entweder gehen Sie freiwillig hinein, oder ich trage Sie …”
    Mit stolz erhobenem Kinn ging sie zu der Tür, er öffnete ihr und ließ sie mit einer spöttischen Verbeugung passieren. Sie betrat eine geräumige, hohe Bibliothek und war einen Augenblick lang völlig gefesselt. Ihr Blick wanderte über eine Bibliotheksleiter nach oben und an den glänzenden Regalen einer Galerie aus warm schimmerndem Holz entlang, auf denen sich die Bücher drängten. Eine herrlichere Sammlung von Büchern hatte sie noch nie gesehen.
    “Nun”, lautete Richards trockener Kommentar, nachdem er ihr ein paar Augenblicke stiller Bewunderung gegönnt hatte, "wenn ich gewusst hätte, welche Wirkung eine gute Bibliothek auf Sie hat, hätte ich Sie auf diesem Weg ins Haus geführt.”
    Emma stieg das Blut in die Wangen, und sie wandte widerstrebend den Blick von den Büchern ab und richtete ihn auf ihre Füße. Dann sah sie kühl zu ihm auf. “Ich möchte nach Hause”, sagte sie.
    “Nach Hause? Sie sind bereit, nach London zurückzukehren?”
    “Nein. Ich will zurück in die Pension.”
    “Das bezeichnen Sie als Zuhause?”, fragte er ruhig.
    Sie wandte sich ab, um ihre Verwirrung zu verbergen, denn der Umstand, dass sie einen derart einsamen, trostlosen Ort als Zuhause bezeichnete, war ja in der Tat beunruhigend. “Übergangsweise, ja”, murmelte sie.
    Er schien etwas sagen zu wollen, schob dann jedoch nur die Hände in die Taschen und starrte stirnrunzelnd an die Decke. “Es tut mir leid”, sagte er gezwungen. “Ich hätte Ihnen nicht vormachen dürfen, dass ich David und Victoria erwarte. Ganz gelogen war es nicht: Sie werden in vierzehn Tagen eintreffen. Und es tut mir leid, dass mir nicht klar war, wie sehr Sie mich verachten. Ich will Ihnen keine Angst machen … ganz im Gegenteil.”
    “Ich habe keine Angst”, behauptete Emma böse, wenn auch mit schwankender Stimme.
    “Sie waren doch außer sich vor Angst”, widersprach Richard mit einem

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