Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
Vom Netzwerk:
freudlosen Lachen. “Wenn ich gewusst hätte, dass Sie mich wirklich für fähig halten, Sie zu einem finsteren Zweck hierher zu locken, hätte ich meine Mutter veranlasst, Sie abzuholen. Allerdings hatte ich wirklich damit gerechnet, dass sie hier wäre, um Sie willkommen zu heißen. Dafür möchte ich mich auch entschuldigen.”
    Angesichts dieser unerwarteten Freimütigkeit empfand Emma ihre eigenen Gewissensbisse umso stärker. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und hob den Blick. Er beobachtete sie aufmerksam.
    “Warum haben Sie behauptet, Victoria wäre hier?”, fragte sie heiser. Jedes Wort verriet ihre Enttäuschung.
    “Hätte ich Sie denn mit irgendetwas anderem locken können? Es war der einzig sichere Weg, Sie hierher zu bekommen.”
    “Warum wollen Sie mich denn überhaupt hier haben?”, fragte sie in demselben heiseren Ton.
    “Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie brauchen jemand, der sich um Sie kümmert”, erwiderte er ausdruckslos. “Sie können nicht in diesem heruntergekommenen Loch bleiben, vor allem nicht in Ihrem Zustand.”
    Emmas Gesicht brannte. Abwehrend stieß sie hervor: "Warum sollte Sie meine Unterkunft bekümmern? Warum sollten Sie sich überhaupt um mich kümmern? Schließlich gibt es da für Sie nichts zu holen …” Plötzlich hielt Emma inne, denn ihr war ein höchst unerfreulicher Gedanke gekommen. Ihr Gespräch hatte sie an Mrs. Keenes Rechnung erinnert, die noch in den Taschen ihres Reiseumhangs steckte. Inzwischen widerstrebte es ihr, ihm diese betrügerische Aufstellung zu präsentieren … aber sie hatte es Mrs. Keene versprochen.
    Sie wusste nicht, wie viele hungrige Gäste vier Tage lang auf Kosten dieses Mannes köstliche Mahlzeiten genossen hatten, sie wusste nur, dass Mrs. Keene zwei Mal das Fleisch ausgegangen war und die Rechnung sich auf die stolze Summe von fünfundfünfzig Guineen belief.
    “Ich … ich habe hier etwas für Sie.” Entschlossen überreichte sie ihm die Rechnung und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie er die Zahlenkolonnen studierte.
    “Sie haben einen gesunden Appetit, Emma, wie ich sehe”, sagte er schließlich. “Über zweihundert Mahlzeiten in vier Tagen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir leisten kann, Sie als Gast hierzubehalten.”
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihr das Blut in die Wangen stieg, aber sie sagte schnippisch: "Ich esse jetzt ja auch für zwei.” Dann jedoch schämte sie sich und fügte hinzu: "Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie Mrs. Keene für mich kein Geld geben sollen. Aber Sie haben darauf bestanden, sich einzumischen, also müssen Sie jetzt auch die Konsequenzen tragen … sonst verklagt Mrs. Keene Sie.”
    “Wirklich?”, fragte er und lächelte, dass seine weißen Zähne blitzten. “Woher wissen Sie das denn?”
    “Ich habe es ihr gesagt. Ich habe ihr erklärt, wie man dabei vorgeht, und dass ich für sie aussagen würde. Ich kenne mich da nämlich aus.” Natürlich kannte sie sich aus – nicht umsonst hatte sie siebenundzwanzig Jahre in Gesellschaft eines Verschwenders verbracht, der sich ständig seiner Gläubiger erwehren musste.
    Richard sah auf die Rechnung hinab und lachte leise in sich hinein. Ihm standen die besten Rechtsanwälte zur Verfügung, die jedwede Klage dieser Art abschmettern und eine extrem hohe Gegenforderung erheben würden … sobald sie zu lachen aufgehört hatten.
    “Sie werden bezahlen, oder?”
    “Was ist es Ihnen denn wert?”
    Er warf ihr einen Seitenblick zu und verzog dann bedauernd das Gesicht. Wie oft hatte er diesen Ausdruck schon gehört? Er hatte automatisch geantwortet – wie immer, wenn ihm eine Frau, die er begehrte, eine unverschämt hohe Rechnung präsentierte. Normalerweise war diese Frau dann gern bereit, ihm verschiedene Möglichkeiten der Wiedergutmachung zu offerieren. Doch diesmal gab es für ihn ja nichts zu holen. Er winkte ab und sagte: "Verzeihung. Ich vergaß mich einen Augenblick.” Er faltete die Rechnung und steckte sie in die Tasche. “Natürlich werde ich sie bezahlen”, versprach er liebenswürdig, als hätte er sie nie mit einem geldgierigen Flittchen verwechselt.
    Emma empfand nun wirklich brennende Scham. Hatte sie sich wirklich benommen wie eine gierige, durchtriebene Geliebte? Sie war überzeugt, dass er sich in der Tat vergessen hatte … Ich habe das Geld doch nicht für mich ausgegeben, hätte sie am liebsten ausgerufen. Aber sie hätte es nicht tun sollen …
    “Es tut mir leid”, flüsterte sie. “Ich … es war

Weitere Kostenlose Bücher