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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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schmeichelnd. “Als seine Frau würdest du ein Leben im Luxus führen. Er würde dich gut behandeln, schließlich wissen wir doch alle, wie sehr ihm daran gelegen ist, den Schein zu wahren. Warum, glaubst du wohl, wählt ein solcher Mann ein spätes Mädchen? Er will ihre Tugend, ihr vornehmes Blut und die Gewissheit, dass sie ihn kaum demütigen wird, indem sie schamlos ihrem Vergnügen nachjagt. Wenn du ihm die erforderlichen ein oder zwei Erben erst einmal geschenkt hast, wozu sollte er
dich
dann wohl noch brauchen? Ein Mann, der so reich ist wie er, hat unter allen Kurtisanen freie Auswahl, um seine Lust zu stillen.” Und mit einem abschließenden spöttischen Blick: “Du kannst dich glücklich preisen, dass du überhaupt einen Antrag bekommst.”
    “Ach Mama, vielleicht ist unsere Zukunft ja doch nicht ganz so trostlos”, hielt Emma dagegen. “Es stimmt, was du sagst, Mr. Dashwood legt großen Wert auf Ansehen und Ehrbarkeit. Er würde Papa nie und nimmer wegen Betrugs vor Gericht bringen, wo sein schlechter Gesundheitszustand allgemein bekannt ist. Dashwood wäre es sehr unangenehm, wenn man ihn für so rachsüchtig hielte, einen kranken Mann zu bedrängen. Er wird uns etwas Zeit gewähren, in der wir das Geld zurückzahlen können … du wirst schon sehen.” Allmählich erwärmte sie sich für ihr Thema und fuhr begeistert fort: “Ich kann arbeiten. Ich bin gebildet genug, um eine Stelle als Gouvernante anzunehmen … oder als Gesellschafterin einer reichen Dame … als Haushälterin …”
    “Als
Haushälterin
?”, keuchte ihre Mutter außer sich. “Du bist zur Dame erzogen worden! Der Ball zu deinem vierundzwanzigsten Geburtstag war ein rauschender Erfolg! Wenn du dich den anwesenden Herren gegenüber etwas … entgegenkommender verhalten hättest, wärst du jetzt schon seit mindestens drei Jahren verheiratet und würdest nicht länger von unserer Börse zehren.”
    Margarets Lippen und Augen wurden schmal vor Ärger, als könnte sie ihren Zorn oder ihre Bitterkeit nicht länger im Zaum halten. Steifbeinig näherte sie sich ihrer Tochter; sie sah aus wie ein wackeliges mechanisches Spielzeug. Als sie an einem Beistelltischchen vorbeikam, fiel ihr etwas ins zornig starrende Auge. Sie packte den Lederband und betrachtete ihn mit heftigem Abscheu. “All deine lächerlichen Tagträume von Liebe und Helden und einem glücklichen Ende … das ist ein Laster, dem du dich schamlos hingibst. Es ist unerträglich, Emma.” Ihr entfuhr ein säuerliches Lachen. “Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit”, parodierte sie mit zitternder Stimme, “dass eine eigensinnige, selbstsüchtige Tochter von siebenundzwanzig Jahren sich für ihre Eltern als traurige Last erweisen wird. Ihre Anwesenheit sollte nicht länger geduldet werden.” Jane Austens Roman wurde abrupt auf Emma zugeschleudert und traf sie schmerzhaft an der Schulter.
    Emma stöhnte, als ihr diese Szene wieder einfiel. Sie richtete sich im Bett auf. Ihr Atem ging schnell und stoßweise, und sie tastete nach dem blauen Fleck unterhalb ihres Schlüsselbeins. Sie ließ den Kopf nach vorn sinken, so dass ihr dichtes hellbraunes Haar ihr Gesicht zu beiden Seiten bedeckte, und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag beruhigte und ihr der Traum nicht mehr ganz so lebhaft vor Augen stand.
    Tastend streckte sie die Hand nach der Kerze aus, die auf dem fremden Tisch neben dem ungewohnten Bett stand. Sie zog sie heran, um etwas Licht von der schwachen, flackernden Flamme abzubekommen, und hielt sie zitternd hoch. Dann schüttelte sie sich die Locken aus dem bleichen Gesicht, während ihre Blicke über die mondlichtgefleckte Kammer des Gasthauses huschten und jede düstere Ecke nach Geistern und Eindringlingen absuchten. Dabei wusste sie genau, dass es nur ihre eigenen Gespenster waren, die sie aus dem Schlaf gerissen hatten.
    Der Traum hatte die zwei Tage zurückliegenden Ereignisse so scharf, so akkurat nachgezeichnet, dass sie sich fast wieder im Salon von Rosemary House wähnte, konfrontiert mit der Gehässigkeit ihrer Mutter und Jarrett Dashwoods bedrohlicher Gegenwart.
    Unruhig verließ sie das harte Bett und tappte über den kalten Holzboden zu dem kleinen Fenster. Durch einen schimmernden Wolkenschleier war ein samtener Nachthimmel zu erkennen. Ihre Augen suchten den Hof unter ihr ab. Sofort fuhr sie zurück. Zufällig hatte sie bei einem der Nebengebäude die eng aneinander geschmiegten Leiber eines Paares beim Liebesspiel entdeckt. Angezogen von

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