Der Silberbaron
dafür,
chérie”,
schnurrte sie atemlos. “Du weckst die Wildkatze in mir, das weißt du doch. Wie kann ich in einem solchen Moment nachdenklich und vernünftig sein?” Sie zog hinter ihm einen Schmollmund und fuhr die Striemen wie zur Entschuldigung mit feuchten Lippen nach. Als sie daraufhin immer noch ignoriert wurde, ließ sie sich beleidigt auf das Laken fallen.
Er ergriff ein Glas und leerte den Rest Cognac in einem Zug. “Eine Wildkatze mit eingezogenen Krallen wäre mir durchaus genehm”, kommentierte er trocken und hob im Aufstehen in einer einzigen geschmeidigen Bewegung die Pantalons vom Boden auf.
“Warum schenkst du dich mir nicht ganz?”, fragte sie heiser, während sie das Laken verführerisch und wie nebenbei von ihren Brüsten gleiten ließ, nachdem er sich endlich zu ihr umgedreht hatte. Unter ihren dunklen Wimpern hervor warf sie ihm einen verstohlenen Blick zu. Als sie in die kühlen silbergrauen Augen sah, war ihr klar, dass er sie durchschaute.
“Was, du willst einen dicken Bauch und schlaffe Brüste?”, überlegte er mit ironischer Bedächtigkeit. “Ich glaube, so wie jetzt ziehe ich dich vor, Yvette.” Sein Blick schweifte an ihrer kurvenreichen Gestalt hinab bis dahin, wo das Laken eine verführerische rosa Brustspitze freigab.
Sie war sich dieses Blickes bewusst und räkelte sich geschmeidig, die Arme über den Kopf erhoben. Ihre schmalen Finger schlossen sich um das Betthaupt, so dass die Makellosigkeit ihrer kecken, festen Brüste unmöglich zu übersehen war. Sie bot sie ihm offen dar.
Er streckte eine Hand aus, streichelte erst die eine, dann die andere Brust, bis sie stöhnend den Rücken durchdrückte, die Hände an die Messingbettstatt geklammert. Er unterdrückte ein Lachen, stieg in seine Pantalons und trat ans Fenster.
“Richard!”, kreischte Yvette außer sich aus dem Bett. “Wie kannst du gerade jetzt weggehen? Ich will, dass du …”
“Schneid dir die Nägel …”, erwiderte er seelenruhig, zog eine Zigarre aus der Tasche, zündete sie an und starrte abwesend in die Dämmerung. Er merkte, dass er irgendwie gereizt war, und dies reizte ihn noch mehr, da er keinerlei Grund dafür hatte.
Es hatte nichts mit Yvette Dubois, ihrer wilden Leidenschaft oder ihrem offensichtlich von finanziellen Erwägungen diktierten Wunsch zu tun, von ihm geschwängert zu werden, damit sie in seinem Leben auf Dauer eine Rolle spielte. Da verschwendete sie nur ihre Zeit: Er wünschte weder eine dauerhafte Liaison noch Kinder. Er warf ihr einen Seitenblick zu, und als er sah, dass sie angesichts dieser Zuwendung sofort wieder munter wurde, zuckte ein Lächeln um seinen fein gezeichneten, schmalen Mund.
Langsam schlang sie sich eine lange blonde Locke um den Finger, rollte sich dann auf den Rücken und zog die zerknüllten Laken von ihren wohlgeformten Beinen, so dass die dunkelblonden Locken zwischen ihren Oberschenkeln zum Vorschein kamen.
Sie war sehr gut, sehr geschickt: In seinen Lenden pulsierte es bereits wieder schneller, genau wie sie es vorausberechnet hatte. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre und griff nach seinem Hemd, das auf dem Stuhl lag. Wenn er nicht versprochen hätte, rechtzeitig nach Silverdale zurückzukehren, um mit seinen Verwandten, die auf Besuch waren, zu Abend zu essen, wäre er wahrscheinlich noch eine Weile geblieben und hätte sie für ihren Unterhalt noch ein bisschen arbeiten lassen.
Die bohrende Unruhe, die ihn quälte, wurde bei diesem herzlosen Gedanken noch stärker. Abwesend fuhr er sich mit der Hand durch das dichte silberblonde Haar, nicht willens, sich einzugestehen, dass ihn etwas derart Unbedeutendes … derart Unsinniges so aus der Fassung bringen konnte.
In Gedanken kehrte er zurück zur Poststation “Fallow Buck” und zu der reizlos gekleideten Frau, die ihm den Rücken zugewandt hatte. Sie hatte absolut nichts an sich, was sein Interesse hätte wecken können. Auf den ersten Blick hätte er sie vielleicht für eine höhere Dienstbotin gehalten – eine Gouvernante oder Haushälterin, die auf irgendeinem Botengang unterwegs war. Ihn verdross, dass er das Gefühl nicht loswurde, sie zu kennen, obwohl er außer der wenig kleidsamen Schute und der trübseligen braunen Reisepelerine nichts von ihr gesehen hatte.
Er war sich sicher, dass sie ihr Gesicht verborgen hatte, gerade als er sich zu ihr umdrehte, und genau darin lag das Geheimnis. Doch er hatte mit den Schultern gezuckt, war weggegangen und hatte die Sache vergessen
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