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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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geschlossen, und er atmete geräuschvoll.
    Der Geruch nach Alkohol traf sie wie ein Schwall Schmutzwasser. Sie bemerkte seinen geröteten Teint und die Schweißperlen auf Stirn und Oberlippe. Ihr wurde schwer ums Herz.
    “Matthew”, rief sie leise. Als keine Reaktion erfolgte, zupfte sie ihn sanft am Arm. Er murmelte einen Fluch, wachte aber nicht auf. Nun schüttelte sie ihn energischer und sprang zurück, als er hochfuhr.
    “Was zum Teufel willst du, Maisie? Blöde Schlampe. Mir platzt der Schädel.” Er massierte sich die Stirn und öffnete schließlich seine blutunterlaufenen Augen. Er starrte sie an wie einen Geist. “Emma?”, krächzte er. “Was um alles in der Welt treibst du denn hier?”
    “Ich wollte dich besuchen, Matthew”, erwiderte sie tränenerstickt.
    Vorsichtig schwang Matthew die Beine aus dem Bett, als schmerzte ihn jede Bewegung, und sagte heiser: “Ich wollte nie, dass du mich so siehst, Emma. Seit Saras Tod war es mir irgendwie ein Trost. Es hilft mir beim Einschlafen … und im Schlaf kehrt sie zu mir zurück.”
    Emma spürte, wie ihr die Tränen kamen, und schloss schnell die Augen.
    Matthews eingefallene Züge verzogen sich plötzlich zu einem Grinsen. “Du bist also zu Besuch beim vornehmen Baron Du Quesne auf Silverdale. Er war zwei Mal hier, wenn ich mich recht erinnere, denn ich war beide Male nicht ganz bei mir. Woher kennst du denn so feine Leute, Emma?”
    “Wir haben gemeinsame Freunde”, erklärte Emma ihm heiser. “Vor ein paar Jahren habe ich ihn kennengelernt, aber wir haben nicht viel füreinander übrig. Als er herausfand, dass ich in einer Pension abgestiegen bin, bestand er darauf, dass ich zu ihm und seiner Mutter und Schwägerin nach Silverdale komme. Er hält Mrs. Keenes Pension wohl für unpassend. Er befürchtet, unsere Freunde könnten die Geschichte erfahren und ihm vorwerfen, er hätte sich nicht um mich gekümmert.”
    Mit zitternder Hand fuhr Matthew sich über seine Bartstoppeln. “Ich bin froh, dass du ihn genauso wenig magst wie ich. Er kann einen ziemlich einschüchtern …”
    “O ja”, stimmte Emma bitter zu.
    “Ich habe ihm nichts erzählt, Emma, obwohl er sehr hartnäckig war. Du darfst ihm nicht trauen. Er und dieser Dashwood sind aus demselben Holz geschnitzt … Schurken wie sie halten zusammen …”
    Emma wurde das Herz schwer, als sie diese Bestätigung ihrer eigenen Befürchtungen hörte.
    “Ich dachte, dass du mein Geheimnis vielleicht erraten hattest, als du unserer Heirat nicht zustimmen wolltest. Und ich hatte kein Recht, mich darüber zu ärgern. Ich hatte vor, zum Lower Place zu kommen und mit dir zu sprechen, aber ich habe in den letzten Tagen zu viel getrunken, um überhaupt nach unten zu gehen …” Er hielt inne und fuhr sich durch das verfilzte Haar. “Nie hätte ich Lord Du Quesne von unserer gegenseitigen Zuneigung erzählt, Emma, ein feiner Pinkel wie er hätte es nur falsch ausgelegt, hätte uns eine niedrige Liaison unterstellt. Genau das wollte er nämlich aus mir herauslocken. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um deinen Ruf zu schützen.”
    “Ich danke dir, Matthew”, brachte Emma hervor. Eine Träne stahl sich ihre Wange hinab. “Vielen, vielen Dank.”
    Sie hatte Richard gegenüber fälschlich angedeutet, dass sie nicht länger unschuldig war, und wegen dieser Lüge war Matthews Integrität in Zweifel gezogen worden. Und er hatte sein Möglichstes getan, um sie zu schützen, obwohl er betrunken war.
    “Wo sind die Kinder?”, fragte sie mit gespielter Munterkeit.
    “Im Pfarrhaus. Maisie bringt sie immer zum Unterricht hin. Sie kommen bald zurück; sicher freuen sie sich über deinen Besuch”, sagte er, selbst nicht sonderlich überzeugt von seinen Worten.
    “Ich kann nicht bleiben, Matthew.” Es tat weh, die Erleichterung in seinem Gesicht zu sehen. “Draußen in der Kutsche wartet eine Freundin. Wir sind nur ein wenig ausgefahren, und ich dachte, ich besuche dich mal …”, schloss sie mit rauem Flüstern.
    Matthew nickte. “Es tut mir so leid …”
    Emma strich ihm mit der Hand über das Haar. “Mir auch, Matthew …”
    “Ich bring Sie nach unten, ja?” Dreist kam Maisie zur Tür herein, zog ein Nachthemd aus dem Schrank und legte es aufs Bett. Dann setzte sie sich an den kleinen Frisiertisch und begann sich das Haar zu kämmen. Sie begegnete Emmas Blick herausfordernd im Spiegel.
    Doch Emma hatte schon verstanden. Sie drückte Matthew zum letzten Mal die Hand, murmelte: “Auf

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