Der Silberbaron
beißender Ironie.
“Nun, wenn Sie Nachholbedarf verspüren”, spottete Emma, “umwerben Sie Miss Petersham, um Ihren Charme ein wenig aufzupolieren.”
“Das also sollte ich Ihrer Meinung nach tun?”
“Gewiss. Sie gäben ein wunderbares Paar ab.”
Richard starrte über sie hinweg ins Leere. “Wenn Sie so erpicht darauf sind, sie mir aufzuhalsen, verrät mir das nur, wie sehr Sie sie nicht leiden können.”
“Wiederum muss ich Ihre scharfe Beobachtungsgabe bewundern, Mylord. Ach bitte, lassen Sie sich nicht aufhalten”, sagte sie zuckersüß und trat schnell einen Schritt zurück.
Richard packte sie und riss sie nach vorn. “Dass Sie ein Bad im See meiner Gesellschaft vorziehen, das war ein Scherz, wissen Sie.”
Vorsichtig blickte sie hinab: Unmittelbar unter ihr kräuselte sich das dunkle Wasser. Nur ihre Zehenspitzen berührten noch den hölzernen Steg. Ängstlich umklammerte sie seine muskulösen Arme und schloss fest die Augen; sie fragte sich, warum er sich wohl nicht zurückbewegte und sie in Sicherheit brachte. Flatternd hob sie die Lider. Seine silbergrauen Augen beobachteten sie. “Ihre Mutter wartet auf Sie”, erinnerte sie ihn verzweifelt.
“Ich warte auch”, erwiderte er sanft.
“Worauf denn?”, flüsterte sie.
“Auf vielerlei: nette Worte … eine Erklärung … einen Kuss …”
Unwillkürlich krallte sie sich an seinem Ärmel fest und versuchte, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Doch er weigerte sich, ihr zu helfen, und hielt sie eisern auf Armeslänge fest.
“Fangen wir doch mit Ihren privaten Plänen an”, sagte er. “Warum erzählen Sie mir nicht von Cavendish?”
Emma war so erstaunt, dass sie beinahe losgelassen hätte. Sie spürte, wie sein Griff fester wurde, doch gleichzeitig bemerkte sie sein höhnisches Lächeln. “Mein Gott, es ist wahr!”, brachte er zähneknirschend hervor und zog sie herum, bis sie festen Boden unter den Füßen hatte. Dann stieß er sie weg. “Matthew Cavendish?”, knurrte er. Fluchend wandte er sich ab, drehte sich dann wieder um und betrachtete sie, als könnte er es einfach nicht glauben.
“Wie haben Sie das herausgefunden?”, fragte Emma zornbebend. “Wer hat es Ihnen gesagt?”
“Er ist es, nicht wahr?”, fragte er noch einmal ungläubig, als hoffte er immer noch, dass sie es verneinte. “Ist das Kind von ihm? Sagen Sie es mir!” Als sie darauf nicht antwortete, sagte er mit kalter Stimme: “Er weiß es noch nicht einmal, stimmt’s? Sie haben es ihm nicht erzählt, oder?”
“Ich habe gesagt, dass ich … dass ich darüber nicht sprechen möchte”, fuhr sie auf. “Mit Ihnen hat das alles nichts zu tun … Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!”
Mit stählernem Griff packte er sie an den Schultern und presste sie an seine Brust, dann schüttelte er sie, bis sie still war. Sie legte den Kopf in den Nacken, so dass ihr schlanker Hals seinen Blicken preisgegeben war, und starrte in seine zornigen, silber glühenden Augen. “Sagen Sie so etwas nie wieder, sonst werde ich all die üblen Taten, die Sie von mir anscheinend erwarten, auch ausführen, jede einzelne, das schwöre ich Ihnen. Sie werden schon noch sehen, wie unbekümmert ich sein kann!”
Emma öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch etwas an seinem brutalen Blick, dem gnadenlosen Zug um seinen Mund ließ sie verstummen.
Ihr Herz flatterte aufgeregt. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, was sie sonst immer sagte oder tat, um ihn wieder zu beruhigen. Er war außer sich vor Zorn; sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Wobei sie den Grund nicht verstand. Irgendwie hatte er herausbekommen, was sie nach Bath geführt hatte. Aber sollte ihn ihre Beziehung zu Matthew nicht erleichtern? Damals bei Mrs. Keene hatte er wissen wollen, ob ihr Geliebter bereit war, sie zu unterstützen.
“Nehmen Sie Ihre Hände weg, sonst bringt mein zukünftiger Mann Sie um”, herrschte sie ihn mit eisiger Verachtung an. “Er wird Sie ohnehin umbringen, wenn er von Ihrem Angebot erfährt, mich unter Ihre Flittchen einzureihen!”
“Wirklich, meine Süße?”, erkundigte er sich mit samtiger Stimme. “Wann sollte er das wohl tun? Wenn er mal wieder nüchtern genug ist, um sich auf den Beinen zu halten? Hätte ich gewusst, dass Sie sich bereits unter seine Flittchen eingereiht haben, dann hätte ich mich in besserer Gesellschaft umgetan … vielleicht bei den leichten Mädchen am Haymarket-Theater.”
Voll Empörung schlug sie mit der
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