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Der Silberbaron

Der Silberbaron

Titel: Der Silberbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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einfach aus und lief ins Haus, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Als sie bereits halb die Treppe hinaufgeeilt war, wurde die Tür unten mit solcher Wucht zugeknallt, dass Emma sich einen Augenblick an der Balustrade festhalten musste, bevor sich ihr Herzschlag so weit beruhigt hatte, dass sie ihr Zimmer aufsuchen konnte.
    Emma blickte noch einmal auf die Briefe, die sie geschrieben hatte: einer für Amelia, einer für Miriam, einer für Diana. Jeder übermittelte dieselbe Botschaft: wie nett ihre Gesellschaft gewesen sei und wie leid es ihr tue, sie so unvermittelt zu verlassen, aber dringende Angelegenheiten in London machten ihre sofortige Rückkehr erforderlich. Sie sah hinaus in die rosa schimmernde Morgendämmerung. Sie hatte überhaupt nicht geschlafen und fühlte sich nun entsprechend schwindelig.
    Wenn der Kutscher sich wiederum weigerte, sie nach Bath zu fahren, wo sie die Postkutsche nach London nehmen wollte, so wollte sie eben zu Fuß gehen. Ihre Reisetasche war gar nicht so schwer. Mit einem tiefen Seufzer hob sie sie nun auf, um sich auf den Weg zu machen.
    Da klopfte es leise an ihre Tür. Emma blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Herz raste. Wer um alles in der Welt könnte um diese Zeit vor ihrer Tür stehen?
    Wieder klopfte es, und dann rief eine klagende Stimme: “Emma? Sind Sie wach? Bitte lassen Sie mich ein!”
    Emma drehte sofort den Schlüssel um, und Amelia stürzte ins Zimmer. Ihre Augen waren rot, ihr Gesicht war weiß, und auch sie war voll angekleidet.
    “Stephen ist letzte Nacht nicht mit mir nach Hause gefahren. Er ist immer noch weg. Er hat eine andere, das weiß ich genau!”
    Emma überlief es kalt. “Das können Sie doch nicht sicher wissen, Amelia”, flüsterte sie hoffnungsvoll.
    “O doch! Sehen Sie her.” Mit zitternder Hand schob sie Emma ein Stück Papier hin. “Ich ging in sein Zimmer, um nachzusehen, ob er schon heimgekehrt ist, und fand das unter einem Buch. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, es ordentlich zu verstecken!”, jammerte sie.
    Emma nahm den verschwenderisch parfümierten Brief, und als sie die elegante Schrift erkannte, dieselbe, in der Yvette Dubois sie damals gebeten hatte, bei ihr vorzusprechen, sank ihr der Mut. Nun überflog sie die kokett formulierte Einladung zu einem privaten Diner in der South Parade. Was damit bezweckt werden sollte, war eindeutig.
    Als würde ihr jetzt erst auffallen, dass Emma in Schute und Reisepelerine vor ihr stand, rief Amelia leise aus: “Wollen Sie uns verlassen? Warum?”
    Emma nickte. “Ich habe Ihnen zum Abschied einen Brief geschrieben. Dringende Angelegenheiten rufen mich nach London zurück. Es tut mir wirklich leid, Amelia, aber ich muss jetzt gehen. Falls der Kutscher mich nicht fährt, muss ich zu Fuß nach Bath.”
    “Ich gehe auch weg!”, keuchte Amelia, die viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war, um sich näher nach Emmas zu erkundigen. “Und komme nie mehr zurück! Soll er sich doch so viele Kokotten halten, wie er will!”
    Bestürzt starrte Emma sie an. “Amelia, seien Sie doch vernünftig. Sie sind verheiratet. Was ist denn mit Ihren Kindern?”
    Amelias schmales Gesicht wurde hart. “Er ist auch verheiratet, und trotzdem vergisst er es, wann immer es ihm beliebt. Für meine Kinder wird gut gesorgt. Miriam hat sie gern, hier auf Silverdale gibt es Kindermädchen, Ammen, was man sich nur wünschen kann.” Und gebrochen fuhr sie fort: “Ihr Papa betet sie an … mehr als mich. Man wird sich gut um sie kümmern.” Sie warf Emma einen bitteren Blick zu. “Und wenn ich Sie nicht begleiten darf, gehe ich eben allein. In London lebt eine unverheiratete Tante von mir, mit der ich mich prächtig verstehe. Sie wird mich nicht verraten … Er hat mich angefleht, ihn zu heiraten, wissen Sie. Mindestens ein Dutzend Mal hat er sich mir erklärt, bevor ich ihm gestattete, mit Papa zu sprechen. Ich kenne die Männer, aber ich glaubte, bei uns wäre es anders. Es war eine Liebesheirat … habe ich zumindest immer gedacht …”
    “Bitte überlegen Sie sich noch einmal, was Sie da tun, Amelia”, drängte Emma. “Im Moment sind Sie außer sich; in ein paar Stunden wäre es Ihnen vielleicht unmöglich, Jake und Alice im Stich zu lassen. Es ist ein große Entscheidung, möglicherweise führt kein Weg zurück zu Ihren Kindern.”
    Amelia warf nur den Kopf zurück und sagte: “Bitte warten Sie auf mich, Emma, ich würde lieber mit Ihnen reisen als allein. Sie ziehen das doch bestimmt auch

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