Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
FitzOwen ganz darin aufging, mit einigen Lords und Kaufleuten zu plaudern, von seinen geschäftlichen Vorhaben und bisherigen Erfolgen zu erzählen und Scherze zu machen, beobachtete William aufmerksam die beginnende Beize. Hin und wieder tastete sein Blick die Menge nach dem Maréchal ab.
Die Damen, die sich der Jagdgesellschaft angeschlossen hatten, nahmen am Rand der großen Wiese auf wollenen Decken Platz und wurden von Pagen mit Wein und mundgerechten Speisen versorgt, die sie fröhlich schwatzend zu sich nahmen. Hin und wieder sahen sie nach oben, zeigten auf einen Vogel und erfreuten sich an seinem Flug.
William blieb immer in der Nähe seines Herrn, kümmerte sich aber nicht weiter um ihn. Den Terzel hatte er FitzOwen schon bald nach den ersten Begrüßungen abgenommen, damit er nicht vorzeitig ermüdete. William hatte gleich bemerkt, dass sein Herr den Greif unsicher hielt, was FitzOwen Kraft kostete und den Vogel unnötig erschöpfte. Seitdem beobachtete er die Beizjagd, und als der richtige Zeitpunkt nicht mehr fern war, ging er zu seinem Herrn hinüber und stellte überrascht fest, dass der ins Gespräch mit dem Maréchal vertieft war. Williams Knie wurden weich wie Talg. Er musste sich zusammennehmen und den Lord begrüßen, ohne sich jedoch der Hoffnung hinzugeben, dieser könnte ihn erkennen. Es musste ziemlich genau zehn Jahre her sein, dass sie den Nachmittag mit Princess, dem Lannerfalken des Maréchal, verbracht hatten. Für William war es ein besonderer Tag gewesen; der Maréchal jedoch hatte ihn sicher längst vergessen, außerdem war aus dem Jungen von damals inzwischen ein Mann geworden.
»S ir Guillaume! « William verbeugte sich.
»W illiam, welche Freude, dich zu sehen! « Der Maréchal sah ihm prüfend ins Gesicht. »D u hast dich verändert und bist doch noch derselbe. Als sich unsere Blicke vorhin begegnet sind, war ich unsicher, aber du hast die Augen deiner Mutter und bist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. « Er legte die Hand auf Williams Schulter. »W ie geht es ihr? « , fragte er mit ernstem, fast besorgtem Blick. »D as letzte Mal, als ich sie sah, war sie guter Hoffnung. «
»M ein Bruder muss jetzt ungefähr sieben sein. Ich bin schon lange fort aus St. Edmundsbury und weiß nicht, wie es meiner Mutter geht, Sir. Ich hoffe, gut. « William räusperte sich verlegen.
»D u solltest sie bald einmal besuchen « , murmelte der Maréchal und räusperte sich ebenfalls.
FitzOwen schwieg, ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, und sah fragend vom einen zum anderen.
William warf einen kurzen Blick nach oben. Stolz und Freude erfüllten ihn, weil der Maréchal ihn erkannt und so herzlich mit ihm gesprochen hatte. Doch wenn sie die Gelegenheit, mit den Falken zu glänzen, nicht verpassen wollten, durften sie nicht länger warten. Er durfte sich von der Anwesenheit des Maréchal nicht weiter ablenken lassen. Also packte er FitzOwen unauffällig, aber fest am Arm und verneigte sich. »I hr befahlt mir, Euren Vogel zu bringen. « Er stellte ihm den Terzel auf die Faust, richtete beiläufig FitzOwens Arm aus und sah erneut nach oben. Mit einem winzigen Schubs an den Ellenbogen gab er dem Kaufmann zu verstehen, dass er den Vogel werfen sollte.
FitzOwen war nicht entgangen, wie neugierig der Maréchal William auch weiterhin beobachtete. Er nahm den Vogel huldvoll entgegen und warf ihn auf Williams Zeichen nach der Beute.
Der Terzel stieg schnell in die Höhe.
William ließ nicht viel Zeit verstreichen und entließ das Weibchen ebenfalls in die Luft. Während der Zeit der Jungenaufzucht jagten Lannerfalken häufig zusammen, darum hatte William die beiden Vögel in letzter Zeit wiederholt gemeinsam auf die Beute geworfen.
FitzOwen warf William einen kurzen, leicht verärgerten Blick zu, doch der beachtete ihn nicht. Er wusste, dass sein Herr glaubte, er wolle ihm Konkurrenz machen, doch er würde Williams Absicht verstehen, sobald die Lords um ihn herum verstummten und den Vögeln nachsahen.
Die beiden Falken waren ein vorbildliches Paar für die Jagd. Sie vereinten spektakuläre Flugfähigkeiten mit zielsicherem Zugriff. Mit kraftvollen Flügelschlägen verfolgte der wendige Terzel die Beute und ermüdete sie; mit seinen Krallen verletzte er das Tier, das nun zu sinken begann, bis das Weibchen es durch einen pfeilschnellen Angriff im Sturzflug band und ihm mit einem Biss in den Kopf den Garaus machte.
William winkte Jack, ihm zu folgen, und stürzte los. Er sputete sich, um die
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