Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
des Maréchal beneidete. William übergab den Falken Jack und folgte dem Maréchal.
»W ie alt ist sie nun? « , fragte William erstaunt, als er sah, wie prächtig es Princess ging, und strich ihr mit der freien Hand sanft über den Rücken.
»S ie war noch jung, als ich sie mit zur Schmiede gebracht habe. Es war ihr zweiter Herbst. «
»A lso zwölf « , murmelte William beeindruckt, »e in stattliches Alter für einen Falken! «
Der Maréchal nickte zustimmend, und als er gerufen wurde, sah er William fest in die grünen Augen. »I ch werde dich heute beobachten « , sagte er. »K omm später noch einmal zu mir! «
»J a, Sir, wie Ihr wünscht. « William verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung und verharrte noch einen Augenblick wie angewurzelt. Dass der Maréchal sich so sehr für ihn interessierte, beglückte ihn über die Maßen. William brauchte noch eine Weile, bis er sich gefangen hatte. Dann schlenderte er zu einer Gruppe junger Falkner hinüber, die nicht weit von seinem Herrn entfernt standen.
Sie schwatzten durcheinander, prahlten mit abenteuerlichen Geschichten und den halsbrecherischen Flügen ihrer Vögel bei vergangenen Beizjagden. Eine ganze Weile stand William schweigend bei ihnen, dann wurde es ihm zu langweilig. Die jungen Falkner gehörten zu den Kaufleuten und standen ihren Herren im Aufschneiden in nichts nach. Vielleicht lag es daran, dass die Falkner der Barone sie nur herablassend aus der Ferne beäugten, hin und wieder auf einen von ihnen zeigten und ihn höhnisch verlachten.
William wusste, dass es unter den Falknern der Barone Männer von unterschiedlichstem Stand gab. Ganz unten in der Hierarchie standen die Falkengehilfen, die meist aus einfachen Bauersfamilien stammten. Dann kamen die Lehrlinge, die einmal Falkner werden sollten. Auch sie begannen ihre Arbeit als einfache Gehilfen, bekamen jedoch schon bald wichtigere Aufgaben anvertraut und durften das Lockemachen und Abtragen erlernen, so wie er. Viele von ihnen kamen aus Familien, in denen die Falknerei seit Generationen Tradition war, einige waren Bastardsöhne von Baronen. Als Falkner oder Falkenmeister wurden jene älteren, erfahrenen Männer bezeichnet, welche die anderen ausbildeten.
Gute Falkner waren gesuchte Männer. Die besten dienten den größten Baronen, nannten mehrere Pferde ihr Eigen und hatten ein gutes Auskommen. Ein königlicher Falkner war mehr als nur ein Betreuer wertvoller Vögel. Er genoss das besondere Vertrauen seines Königs, durfte an seiner Tafel speisen und war ihm näher als viele andere Höflinge. Die zumeist aus Adelsfamilien stammenden Männer besaßen schon seit ihrer Kindheit Falken und unterhielten selbst Falkner, Gehilfen und Hundeführer. Es waren Männer wie die de Hauvilles, Richard de Ystlape, Gilbert de Merk, Henry de la Wade, Roger de Cauz und andere. Doch auch von einem Henry Falconarius, dessen Vater ein einfacher Mann war, hörte man allenthalben. Für einen Mann aus dem Volk war es sicher schwer, mit ihnen mitzuhalten, aber offenbar nicht unmöglich. Fiel ein Falkner dem König auf, so konnte er es weit bringen. In den königlichen Dienst aufgenommen, konnte er Land zugesprochen bekommen und sogar in den niederen Adel aufsteigen, denn wichtiger noch als die Herkunft eines Falkners waren sein Geschick und seine Begabung im Umgang mit den Tieren. Darum verachtete William die Falkner der Barone, die sich allein wegen ihrer Herkunft einbildeten, die besseren Falkner zu sein.
Er wollte sich schon wieder zu FitzOwen gesellen, als ihm in einiger Entfernung ein junger Mann auffiel. Es war etwas an seiner Haltung, das Williams Aufmerksamkeit auf sich zog. An wen erinnerte er ihn nur? Neugierig ging William auf ihn zu. Als sich der junge Falkner plötzlich umdrehte und ihn mit ungläubigen Augen anstarrte, fiel William die Kinnlade herunter.
»R obert! « , rief er nach kurzem Zögern und ging eilig auf ihn zu.
»W illiam? « Roberts Augen glitzerten, und seine Stimme klang merkwürdig gepresst. » I ch vermag es kaum zu glauben, William! «
Sie sahen sich einen Augenblick schweigend an, grinsten und stießen dann zur Begrüßung leicht mit der rechten Hand aneinander, so wie sie es früher getan hatten.
»W ie geht es dir? « , erkundigte sich Robert und sah ihn forschend an.
Robert, Logan, Sibylle – all das war vor Enid gewesen. William seufzte leise. »I ch lebe. Ich … es … « , stotterte er. Es gab so viel zu erzählen, und doch fehlten ihm die Worte.
»S
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