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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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das Gefühl so stark gewesen, die Hoffnung so groß!
    Die Marktbesucher schoben ihn weiter. Willenlos ließ William sich treiben, bis er vor einer Schenke stand. Hier roch es nach Bier und Vergessen.
    »N a los, mach schon die Tür auf! Worauf wartest du? Wir haben auch Durst « , fuhr ihn ein Mann an, und seine Kumpane drängten William in das Wirtshaus.
    Ehe er sich’s versah, saß er an einem der langen Tische, den Ärmel seines Mantels in einer Bierpfütze, die ein umgeschütteter Becher hinterlassen hatte. Eine Ewigkeit starrte er auf den Bierkrug, den die Magd auf sein Nicken hin vor ihn gestellt hatte. Das dunkle Bier roch herb und ließ das Wasser in seinem Mund zusammenlaufen. Es fiel ihm schwer, die Hand zu heben. Vorsichtig bewegte er jeden Finger einzeln. Sie gehorchten ihm, also sollte es auch die Hand tun. Langsam streckte er die Rechte aus, um nach dem Krug zu greifen, als sich der Mann neben ihm unter den Tisch beugte und sich auf Williams linken Fuß erbrach. Mit einem Schlag war es, als erwachte er aus tiefster Bewusstlosigkeit. Angewidert sprang William auf und stürzte hinaus auf die Straße.
    Die kühle, frische Luft, die ihn empfing, klärte seinen Kopf. Bier sollte man trinken, um den Durst zu löschen, nicht aber um zu vergessen, sagte er sich. Enid ist tot! Fort für immer. Ich habe sie und das Kind mit meinen eigenen Händen begraben. William rang verzweifelt nach Luft, so eng war seine Brust. Wie hatte er die Frau nur für Enid halten können, auch wenn sie ihr ähnlich gesehen hatte? Er wusste doch, dass Enid beim Herrn war. Tränen liefen über seine Wangen, und ein klagendes Schluchzen entwich ihm.
    Plötzlich fühlte er eine Kinderhand nach der seinen greifen, und ein dünnes Stimmchen fragte ihn verständnisvoll: »H ast du auch so großen Hunger? «
    William blickte nach unten und entdeckte einen kleinen Jungen, der ihn mit großen Augen betrachtete. Die Kleider auf seinem Leib waren nur Fetzen, sein Bauch war aufgetrieben, während an Brust und Rücken deutlich die dürren Knochen unter der dünnen Haut zu sehen waren. William zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, griff nach seinem Geldbeutel und fischte ein paar Münzen heraus, die er dem Kind in die Hand drückte.
    Er selbst nahm das emaillierte Plättchen in die Rechte und grübelte. Dass es kein Schmuckstück von Enid war, wusste er schon länger. Ließ das nicht als einzigen Schluss zu, dass das Plättchen ihrem Mörder gehört hatte? Der Gedanke trieb William Schauer über den Körper und rief ein Gefühl von Übelkeit hervor, das ihn in der Kehle würgte. Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er. Zitternd umschloss er das Plättchen mit der Faust und blickte dem Kind nach, das eilig zu seiner Mutter lief. Zweimal drehte sich der Junge noch zu ihm um und lächelte ihn dankbar an.
    William fühlte, wie langsam wieder Leben in ihn zurückkehrte. Er öffnete die Faust und betrachtete das Plättchen genauer. Es war rund, aus Silber mit blauem Email, das ein silbrig glänzendes Blatt mit zart gezacktem Rand zierte.
    William überlegte, woher es stammen könnte. Auf Zaumzeug fand man hin und wieder solche Beschläge, aber auch auf Schwert- oder Messerscheiden und auf Knäufen. William erinnerte sich an die Hufspuren. Enids Mörder waren zu dritt gewesen, Soldaten vermutlich, Söldner vielleicht oder Männer, die sich als Ritter bezeichneten, sich aber nicht wie solche benahmen. Das Plättchen konnte sie überführen. William fühlte, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er würde sie finden und Enid rächen, und wenn es das Letzte war, was er tat! Entschlossen steckte er das Plättchen wieder in den Beutel und ging zurück zu FitzOwens Haus.
    Die letzten Tage bis zur großen Beize vergingen rasch. William bemühte sich, die dunklen Gedanken an Enid zu verdrängen, die ihn seit der Begegnung mit der fremden Frau wieder vermehrt umtrieben. Er hatte genug damit zu tun, die Vögel auf die Jagd vorzubereiten.
    Jack, der Falknergehilfe, hatte zunächst ein Weilchen gebraucht, bis er verstanden hatte, dass William weit mehr von ihm erwartete als FitzOwens alter Falkner. William bestand darauf, dass die Unterkunft der Falken täglich gesäubert wurde und die Vögel die Möglichkeit bekamen, jeden Tag zu baden, denn es beruhigte sie und war ein gutes Mittel, sie mit dem Menschen vertraut zu machen. William hatte viel Zeit damit verbracht, die Falken an sich zu gewöhnen,

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