Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
und Pfiffigkeit noch vor dem zwanzigsten Lebensjahr unentbehrlich gemacht, und der alte Kaufmann, dessen einziger Sohn verstorben war, hatte ihm schließlich sein Geschäft vermacht. Durch das Erbe war FitzOwen zwar noch nicht reich geworden – dazu war der Alte nicht waghalsig genug gewesen –, aber er war zumindest Mitglied der Kaufmannsgilde geworden, was die eigentliche Voraussetzung für seinen künftigen Erfolg gewesen war. FitzOwen, der überaus charmant sein konnte, wenn er sich etwas davon versprach, hatte es verstanden, Geldgeber für seine Geschäfte zu finden, obwohl er kaum Sicherheiten hatte bieten können. Er war große Risiken eingegangen, hatte Geschick bewiesen und ein tüchtiges Maß an Glück gehabt. Auf diese Weise war aus dem Sohn eines einfachen Knechts ein erfolgreicher Kaufmann geworden.
Bis zur vergangenen Beize jedoch hatten die Kaufleute, deren Väter und Großväter bereits mit dem Handel kostbarer Waren reich geworden waren, ihn spüren lassen, dass er ihrer nicht würdig war. Niemand hatte je nach seiner Meinung gefragt, wenn es um wichtige Entscheidungen innerhalb der Gilde gegangen war; allein seine Zuwendungen in barer Münze hatte man gern genommen.
Nun aber änderte sich das. Auch die ehrwürdigen Kaufleute grüßten ihn plötzlich, wenn sie ihm auf der Straße begegneten; manche luden ihn gar ein oder fragten ihn um Rat. FitzOwen war noch immer besessen von dem Gedanken, es einmal weiter zu bringen als FitzEldred, den er um seinen geschäftlichen Erfolg ebenso beneidete wie um sein hohes Ansehen, und so setzte er sich in den Kopf, Robena zu freien. Durch die Heirat mit ihr würde er endlich zum Kreis der einflussreichsten Kaufmannsfamilien gehören und damit zu ebenjenen, die ihn bislang wegen seiner Herkunft verschmäht hatten.
William fragte sich inzwischen, ob der Kaufmann ihn nicht vor allem deshalb zu seinem Falkner gemacht hatte, um ihn FitzEldred wegzunehmen. Da William keinerlei Lust verspürte, weiterhin nur eine Figur im Spiel des Kaufmanns zu sein, verschwieg er ihm, dass Robena bereits FitzAilwyns Sohn versprochen war.
Als FitzOwen jedoch davon erfuhr, lachte er nur bitter. »W ir werden ja sehen, ob FitzAilwyn die Hochzeit mit der süßen Robena noch gestattet, wenn sich herausstellt, dass ihr Vater die Mitgift nicht zahlen kann. Ich zwinge FitzEldred in die Knie. Er wird mich noch anbetteln, dass ich seine Tochter heirate « , prophezeite er selbstsicher.
Als FitzOwen die Einladung des Maréchal zur nächsten Beizjagd bekam, ließ er sich eiligst neue Kleider anfertigen und stolzierte herum wie ein Pfau. Wer wohlhabend war, zeigte es durch edle Pferde, wunderbare Falken, kostbare Kleidung, die Begleitung einer schönen Frau und einer größeren Anzahl von Dienern, so war es üblich.
FitzOwen betrachtete neugierig die geladenen Barone und beäugte die Kaufleute kritisch, die sich der Jagdgesellschaft nach und nach anschlossen. Es war offensichtlich, dass er noch nicht zu den edelsten Männern Londons gehörte, denn die standen in der Mitte in einer kleinen Gruppe beisammen, trugen noch prunkvollere Kleider, führten die teuersten Pferde mit sich und hatten eine unübertroffen selbstherrliche Ausstrahlung. Es hieß, dass manch einer von ihnen versuchte, durch Verheiratung einer Tochter und Zahlung einer mehr als großzügigen Mitgift in den niederen Landadel aufzusteigen.
William wusste, dass FitzOwen diese Männer bewunderte und sich nichts mehr wünschte, als zu ihnen zu gehören. Darum war der Kaufmann umso seliger, als der Maréchal, nachdem er die wichtigsten Barone begrüßt hatte, nicht zuerst zu den anderen Kaufleuten ging, sondern zu ihm herüberkam. FitzOwen reckte den Kopf und ließ den Blick schweifen, als wollte er sich davon überzeugen, dass den anderen Kaufleuten nicht entging, welche Ehre ihm zuteil wurde.
Der Maréchal begrüßte FitzOwen höflich, tauschte ein paar Floskeln mit ihm, lobte seine Falken und wandte sich dann an William: »I ch habe Princess mitgebracht. Sie ist zwar eine alte Dame, aber noch immer eine gute Jägerin. « Er sah William freundlich an und forderte ihn auf, mitzukommen und sein Falkenweibchen zu begrüßen.
William verbeugte sich knapp. »P rincess ist auch ein Lannerweibchen « , erklärte er seinem Herrn und bat ihn, sich entfernen zu dürfen. Wohl oder übel gestattete FitzOwen es, wobei er ganz offensichtlich bemüht war, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er seinen jungen Falkner um die Aufmerksamkeit
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