Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
Vögel von der Beute zu holen, bevor sie damit begannen, sie zu rupfen, und belohnte sie mit ein paar schmackhaften Leckerbissen.
Er war eben auf dem Weg zurück zu FitzOwen, als der Maréchal noch einmal auf ihn zukam. »H ast du die Falken selbst abgetragen? « , fragte er und sah William fragend an.
»S ie waren schon vor mir im Haushalt meines Herrn. Ich habe sie erneut abtragen müssen, weil sie scheu und unzuverlässig waren, Mylord. « William versuchte, bescheiden zu klingen, aber so recht wollte ihm das nicht gelingen. Umso erleichterter war er, als der Maréchal nickte.
»D u hast ein Händchen für die Falken; das habe ich schon bemerkt, als du Princess gehalten hast. « Er strich dem Falken auf Williams Hand behutsam über die Brust. »D eine Mutter muss sehr stolz auf dich sein. «
»M it Verlaub, Sir, das glaube ich kaum. Sie wollte, dass ich Schwertschmied werde. «
»W egen Hephaistos, Wieland und deinem Fuß, ich weiß davon. Aber ich bin sicher, sie hat trotz allem geahnt, dass es nicht nach ihrem Kopf gehen würde, auch wenn sie vermutlich alles versucht hat, sich durchzusetzen. « Der Maréchal seufzte schmunzelnd.
William sah ihn erstaunt an. »I hr scheint meine Mutter besser zu kennen, als ich gedacht habe « , wunderte er sich.
Der Maréchal lächelte nur wissend, blieb ihm jedoch eine Antwort schuldig.
»V erzeiht, ich muss zu meinem Herrn. « William verneigte sich.
»S ag ihm, ich werde ihn im Frühjahr auf eine Beizjagd einladen. Dann sehen auch wir uns wieder. « Er nickte William freundlich zu.
Aufgewühlt von dieser Begegnung, ging William zu FitzOwen zurück.
»W oher kennt jemand wie du einen der wichtigsten Männer des Königreichs? « , begann der Kaufmann sofort voller Neugier zu bohren. »I ch bin sicher, er hat mich nur in ein Gespräch verwickelt, um mich über dich ausfragen zu können. « FitzOwen schien zwischen Neid und Bewunderung zu schwanken.
»D er Maréchal lässt Euch ausrichten, dass Ihr im Frühjahr auf eine Beizjagd geladen werdet. « William tat gleichgültig, obwohl er durchaus aufgeregt war. Auf die Frage des Kaufmanns ging er nicht ein, sondern nestelte an der Fessel des Falken herum, den er auf der Hand trug.
»I ch möchte zu gern wissen, was dahintersteckt « , murmelte FitzOwen kopfschüttelnd, als William sich entfernte, um nach Jack und dem Terzel zu sehen.
FitzOwens Falken bewiesen noch mit zwei weiteren schönen Flügen ihre Fähigkeiten, und der Kaufmann stellte am Ende des Tages erfreut fest, dass er auch von jenen Kaufleuten freundlich gegrüßt wurde, die ihn sonst gern übersahen, weil sie sich zu fein waren, mit einem Emporkömmling wie ihm zu verkehren.
»E s ist mir gleich, ob sie mich grüßen, weil meine Falken so gut geflogen sind oder weil sich der Maréchal herabgelassen hat, mit mir zu sprechen. Ich bin überaus zufrieden – auch mit dir, William. « Der Kaufmann drückte ihm ein paar Münzen in die Hand.
Es war mehr als das Doppelte seines üblichen Wochenlohns.
Auf Williams erstaunten Blick antwortete FitzOwen: »D u hast es dir redlich verdient. « Er lachte. »S ogar FitzAilwyn, der Mayor, hat ein paar Worte mit mir gewechselt. Er wird mir die Ehre erweisen und mich demnächst in meinem Geschäft besuchen. Ein wirklich lohnender Tag war das. «
April 1191
K ein halbes Jahr war seit der großen Beizjagd vergangen. FitzOwen hatte in der Folge seine Kontakte vertiefen und großen Nutzen aus ihnen ziehen können, sodass sich die Jagd für ihn als überaus erfolgreich erwiesen hatte.
Immer und immer wieder erklärte er William, welche Vorteile es haben konnte, den Maréchal besser zu kennen, und wie sehr ihm daran lag, ihn bald wiederzusehen. Er versuchte herauszubekommen, was William über den Baron wusste und woher er ihn kannte. William erklärte einsilbig, der Maréchal sei ein Kunde seiner Mutter, und mied ansonsten das Thema.
Dass William so gut wie nichts aus seinem Leben erzählte und sich nur schweigend den Falken widmete, löste FitzOwens Zunge dagegen wie ein hastig geleerter Krug Wein. Fast täglich stattete er William einen Besuch ab und schwatzte unermüdlich auf ihn ein.
Als Junge von ungefähr sechs Jahren, so erfuhr William auf diese Weise, hatte sein Herr den Dienst bei einem älteren Kaufmann angetreten. Als Laufbursche und Gehilfe im Kontor hatte er stets Augen und Ohren offen gehalten, hatte lesen und rechnen gelernt und mit der Zeit immer mehr Aufgaben übernommen. So hatte er sich durch Fleiß
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