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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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bringen und angemessen trauern? « , fragte der und musterte Odon wie einen ungezogenen Bengel.
    »D amit die Bauern mich vom ersten Tag an hintergehen? « , brauste Odon auf.
    »V erzeiht, Mylord « , erwiderte der Steward mit betretener Miene, verneigte sich und begleitete seinen neuen Herrn ohne ein weiteres Widerwort.

Oakham, September 1192
    S eit mehr als einem Jahr war William nun schon Erster Falkner in Oakham. Es war nicht leicht gewesen, sich durchzusetzen, auch wenn Robert ihn dabei nach Leibeskräften unterstützt hatte. Besonders die älteren Jagdgehilfen hatten sich nichts von dem »Grünschnabel«, wie sie ihn hinter seinem Rücken nannten, vorschreiben lassen wollen und geglaubt, sie könnten ihn vergraulen, indem sie seine Anordnungen missachteten. Sie wussten, dass er nicht zu Lord Oakham gehen würde, um sich über sie zu beschweren, weil er somit zugegeben hätte, nicht Herr der Lage zu sein.
    Aber sie hatten sich getäuscht, wenn sie geglaubt hatten, sie könnten ihn einfach entmutigen.
    William und Robert arbeiteten wie besessen, erledigten die Arbeit der Gehilfen mit, zahlten im Gegenzug nur noch die Hälfte des Lohns aus und trugen die Falken der de Ferrers’ ab, als gäbe es keine Schwierigkeiten in der Falknerei. Obwohl sie kaum schliefen und von früh bis spät auf den Beinen waren, beschwerten sie sich nie. William gab jede Anordnung nur ein Mal. Wurde sie nicht befolgt, erledigte er die Arbeit selbst. Auf diese Weise machte er den Gehilfen deutlich, dass er auch ohne sie auskommen konnte. Als er den faulsten unter ihnen schließlich hinauswarf und durch einen noch unerfahrenen, dafür aber fleißigen Jungen ersetzte, ohne viel Aufhebens darum zu machen, besannen sich die anderen und erledigten ihre Aufgaben von nun an, ohne aufzubegehren. So war Frieden unter ihnen eingekehrt.
    Melva, die den Falkenhof versorgte, wenn die Falkner unterwegs waren, kümmerte sich wie versprochen um David, den sie wegen seines kindlichen Gemüts schnell in ihr Herz schloss, und David seinerseits fühlte sich so wohl in Oakham, als hätte er nie woanders gelebt. Er tollte mit den Kindern herum und erledigte kleinere Aufgaben für Melva, vor allem aber tat er sich an ihren Kochkünsten gütlich.
    Nach ihrer langen Abwesenheit waren Walkelin de Ferrers und sein ältester Sohn Henry am Vortag endlich unversehrt aus dem Morgenland zurückgekommen. Staubig, mit zerschlissenen, schmutzigen Kleidern und von den Anstrengungen ihrer Reise ermattet, waren sie ohne vorherige Ankündigung auf den Hof geritten.
    Die Nachricht von ihrer Ankunft hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und innerhalb kürzester Zeit waren alle Familienmitglieder und Bediensteten zusammengelaufen.
    Walkelin de Ferrers war ein stattlicher Mann mit festem Blick aus kleinen, mit vielen Falten umgebenen grauen Augen. Die lange Narbe auf seiner linken Wange gab ihm etwas Verwegenes und kontrastierte mit seinem geradezu ehrwürdigen Aussehen, welches durch die Silberfäden in seinem ehemals dunklen Haar und der inzwischen angelegten, bestickten Leinenkotte noch betont wurde. Seine Haut an Gesicht und Hals war von Sonne, Wind und Entbehrungen zerfurcht. Wie gut er in jungen Jahren ausgesehen haben musste, konnte man an Henry, seinem ältesten Sohn, erkennen, der ganz auf seinen Vater kam, während Hugh und Isabella wohl mehr der verstorbenen Mutter ähnelten.
    Überall auf der Burg und im Dorf waren die Menschen in Aufruhr über die glückliche Rückkehr von Vater und Sohn sowie den Männern in ihrer Begleitung. Obwohl es Spätsommer war, schienen allenthalben Frühlingsgefühle ausgebrochen zu sein. Mehr als gewöhnlich äugten die Mägde nach den hübschesten Burschen, sie lachten noch aufreizender und erröteten rascher, ganz so, als hätte die Freude nicht nur ihre Wangen, sondern auch ihre Herzen aufgeheizt.
    William und Robert rannten über die Wiese zurück zum Falkenhof.
    »D ie Tochter des Stallmeisters macht mir schöne Augen! « , rief William übermütig und sprang über einen Maulwurfshügel.
    »M acht sie jedem « , winkte Robert lachend ab und ließ sich ins Gras fallen. William setzte sich neben ihn. Als Robert schweigend auf einem trockenen Grashalm herumkaute, legte William sich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Wie eine Herde dicker wolliger Schafe zogen die Wolken immer schneller über sie hinweg. Sie wurden zusehends dichter und dunkler. Ein heftiger Wind erhob sich plötzlich.
    Robert stand auf. »W ir sollten

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