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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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um sie zu wärmen. Es wurde Zeit, dass er vom Pferd kam und sich von den Mägden seines Vaters ein wenig verwöhnen ließ.
    Als sie den oberen Burghof erreichten, stieg er ab und schleuderte einem der Stallburschen die Zügel entgegen. Eifrig liefen Mägde und Knechte herbei, um den Sohn des Hausherrn zu begrüßen. Odon nickte einigen von ihnen zu. Die Älteren kannte er seit seiner Kindheit. Manche von ihnen hatte er als Knabe gefürchtet. Nun aber waren sie es, die nicht wussten, ob sie sich vor ihm zu ängstigen hatten. Odon grinste breit, als sich alle tief vor ihm verneigten.
    »L ass mir ein heißes Bad bereiten, mein Täubchen! « , befahl er einer der jüngeren Mägde, ergriff ihr Kinn und sah ihr mit begierigem Blick in die Augen. Offenbar wusste sie diesen genau zu deuten, denn sie stürzte mit hochrotem Kopf und geschürztem Rock davon.
    Odon lachte schallend und fuhr sich selbstgefällig durch die blonden Haare. Die wenigsten Frauen widerstanden ihm. Anfänglich zumindest. Er runzelte kurz die Stirn. Er würde der Kleinen schon zeigen, wer der Herr im Haus war!
    »B ring mich zu meinem Vater « , herrschte er Dale an, der inzwischen ebenfalls abgestiegen war.
    »J a, Mylord « , antwortete der Ritter betont zurückhaltend und ging vor.
    Odon nahm mit Genugtuung wahr, dass Dale immerhin »M ylord « und nicht »M aster Odon « gesagt hatte. Jedermann auf Elmswick Castle schien zu erwarten, dass es nicht mehr lange dauerte, bis der Alte starb und sein Sohn ihn beerbte. Zufrieden stiefelte Odon dem Ritter hinterher.
    Vor der Kammer seines Vaters straffte er sich, öffnete dann die Tür schwungvoll und trat ein. Der süßliche Geruch von Siechtum und Tod, der ihm entgegenschlug, würgte ihn heftig. Die Kammer war dunkel und verraucht. In einer Ecke stand ein Kohlebecken, in dem Kräuter verbrannt wurden, doch die todgeschwängerte Luft vermochten sie nicht zu reinigen.
    Odon bemühte sich, so flach wie möglich zu atmen, um den verpesteten Odem seines Vaters nicht inhalieren zu müssen. Gebrechen und Krankheit waren Odon zutiefst zuwider und ängstigten ihn bis ins Mark, auch wenn er das niemals im Leben offen zugegeben hätte. Der Gedanke, eines Tages womöglich selbst krank und leidend zu sein, ließ ihn erschaudern. Er näherte sich der Bettstatt seines Vaters nur zögerlich. Mit jedem Schritt wurden seine Beine schwerer.
    Sir Rotrou of Elmswick streckte seinem Sohn eine zittrige, abgemagerte Hand entgegen. Wie die knorrigen Äste von draußen sehen seine Finger aus, dachte Odon erstaunt. Wie gelähmt stand er da und konnte keinen Schritt weiter auf den Vater zugehen. Er brachte es nicht einmal fertig, die Hand des Sterbenden zu nehmen, um ihm Trost zu spenden. Stattdessen wandte er sich mit verzagtem Blick an Dale.
    Der Alte wurde von Husten geschüttelt.
    »W ie lange geht das schon so? « , erkundigte sich Odon und verzog angewidert das Gesicht. Nicht nur der Vater, die ganze Kammer stank nach Tod und Verwesung. Er rieb sich mit dem Ärmel über die Nase, sog mit halb geschlossenen Augen seine eigenen Ausdünstungen ein und beruhigte sich etwas. So roch das Leben: nach Schweiß, Pferden, Leder, Eisen und Schmutz.
    »E in paar Wochen liegt er schon danieder « , antwortete Dale betrübt. Das Siechtum seines Freundes schien ihm näherzugehen als Odon. »N icht einmal um Wasser zu lassen, kann er noch aufstehen. « Er schüttelte traurig den Kopf. »A uch isst er kaum noch. Es geht zu Ende mit Eurem Vater. « Dale seufzte tief. »I ch werde den Priester rufen lassen, damit er die Letzte Ölung erhält. « Der Ritter ging zu dem Kranken, nahm seine Hand und hielt sie fest.
    Sir Rotrou öffnete die Augen mit zitternden Lidern und versuchte vergeblich, etwas zu sagen.
    »E uer Vater weiß, dass er bald sterben wird. Deshalb wollte er, dass ich Euch hole. Er hat Euch noch Anweisungen zu geben, bevor er seine Seele dem Herrn empfiehlt. «
    Odon runzelte die Stirn. Anweisungen, pah! Wenn der Alte erst tot war, würde er handeln, wie er es für richtig hielt. Anweisungen brauchte er keine! Widerstrebend blickte er auf seinen röchelnden Vater hinab. Die grauen Wangen waren eingefallen, und die glanzlosen Augen verschwanden in den mit tiefen Schatten untermalten Höhlen. Seine rissigen, blassen Lippen bewegten sich schwach. Ein Geräusch entwich ihnen. Hatte er etwas sagen wollen, oder stöhnte er? Odon fragte sich unberührt, warum der Alte nicht endlich aufgab. Warum in Gottes Namen quälte er sich und hielt an

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