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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Männer hätten ihr wohl auf das Hinterteil geklopft wie einem Pferd und ein paar anzügliche Bemerkungen fallen lassen. Er aber nickte ihr mit vollendeter Höflichkeit zu und bedankte sich, als wäre sie eine Lady. Dazu schenkte er ihr ein freundliches Lächeln, das seine wie Perlmut glänzenden weißen Zähne entblößte.
    William war sprachlos. Ob alles, was er bisher über Sarazenen gehört hatte, Lügen gewesen waren? Etwas holprig, aber mit durchaus gewählten Worten wandte sich der dunkelhäutige Mann an ihn, stellte sich als Abdul Mustafa Eftaha Mohamedi aus Persien vor und erkundigte sich nach seinen und Roberts Aufgaben. Als er hörte, dass die beiden Falkner waren, fuhr er voller Begeisterung fort, ihnen Fragen zu stellen, und erzählte, dass sein früherer Herr, ein persischer Prinz, ein großer Liebhaber der Beize gewesen sei.
    William sprach zunächst nur zögernd und leise. Die Bilder des Nachmittags waren noch zu frisch, und ihm war, als stiege ihm jeden Augenblick die Schamesröte ins Gesicht. Überrascht bemerkte er, wie angeregt und aufgeschlossen sich dagegen Robert mit dem Fremden unterhielt. Er lachte mehr als gewöhnlich und hörte den fremdländisch klingenden Worten mit glänzenden Augen zu. Der sonst so zurückhaltende Robert ergötzte sich ganz offensichtlich an der bildhaften Art des Mannes zu erzählen und an seinem dezenten, kultivierten Benehmen.
    Der Sarazene lobte die Schönheit von de Ferrers’ erst kürzlich fertiggestellter Halle in ausschweifenden Worten, obwohl aus den Erzählungen über seine Heimat herauszuhören war, dass sein Herr in einem weitaus prächtigeren Palast gelebt haben musste. Gold und Email-Arbeiten, so erfuhr William, schmückten im Orient die Wände der Reichen wie Kalkputz und Malereien die der wohlhabenden Engländer. Der Sarazene wusste von seiner Heimat in einer Weise zu berichten, die es dem Paradies in seiner Schönheit gleichstellte; er sprach von unglaublichen Reichtümern, einer Fülle an Früchten und Gewürzen, golddurchwirkten Stoffen, bester medizinischer Versorgung, von großen Erfindungen und berühmten Denkern. Dennoch schien sich der Fremde an seinem neuen, viel kälteren Aufenthaltsort durchaus wohlzufühlen. Er strahlte Glück und Zufriedenheit ebenso wie Dankbarkeit und Besonnenheit aus.
    Schon nach kürzester Zeit lauschte jeder, der in seiner Nähe saß, seinen Worten, weidete sich an seinem vorbildlichen Benehmen und staunte, wie wunderbar er von den Taten Jesu Christi sprach, seinem neuen Herrn, dem er sich zugewandt hatte, nachdem ihm einer der Kreuzritter das Leben geschenkt hatte. So begeisterte und liebevoll ausgeschmückte Geschichten von Gottes Sohn hatte William nicht einmal in der Kirche gehört. Zutiefst bewegt von der faszinierenden Persönlichkeit des Fremden, die das, was sie am Nachmittag heimlich beobachtet hatten, nur bestätigte, gingen William und Robert nach der Tafelei zurück zum Falkenhof.
    »I st er nicht ein aufregender Mann? Er weiß so viel, und wenn er erzählt, ist es, als wäre man dabei gewesen « , schwärmte Robert aufgekratzt.
    »H m « , antwortete William abwesend. Der Sarazene hatte ganz nebenbei erwähnt, dass man den Falken im Orient lederne Hauben auf den Kopf setzte, um ihnen für die Zeit der Gewöhnung die Sicht zu nehmen. William hatte genau gespürt, dass auch der Fremde das Aufbräuen der Vögel als barbarisch empfand, selbst wenn er nicht weiter darauf eingegangen war.
    »A ch, William! « , rief Robert und knuffte ihn in den Oberarm. »D u musst doch zugeben, dass … « Weiter kam er nicht.
    »I ch werde fragen, ob wir ihn in die Falknerei einladen dürfen « , unterbrach William den Freund nachdenklich.
    Robert sah ihn erstaunt an. »I ch dachte, du kannst den Sarazenen nicht leiden. Du hast bei Tisch kaum etwas gesagt. «
    William ging nicht auf Roberts Bemerkung ein. »E s gibt da ein paar Dinge, die ich ihn gern fragen würde. «
    »S pann mich nicht auf die Folter, Will! « , rief Robert ungeduldig. »S ag schon, was willst du ihn fragen? «
    »D ie Sache mit den Hauben geht mir nicht aus dem Kopf. «
    »D en Hauben? «
    »H ast du nicht zugehört, was er erzählt hat? Im Orient benutzen sie Hauben für die Falken. Ich will wissen, wie es gemacht wird und wie eine solche Haube aussieht. «
    » A ch so, ja, jetzt weiß ich, was du meinst. « Robert nickte begeistert.
    ***
    An dem Tag, an dem sie den Sarazenen in der Falknerei erwarteten, war Robert furchtbar aufgeregt. Er wieselte hin

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