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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Stein. Um seine Hand dabei nicht zu verletzen, hatte er ein Stück Leinen aus dem Saum seiner Kotte gerissen und es darumgewickelt. Sein Arm schmerzte, und er beschloss, eine Pause einzulegen.
    Als er dumpfe Stimmen auf dem Gang vor dem Verlies vernahm, horchte er auf. Wenn er sich nicht täuschte, war die Wache schon zwei Mal da gewesen. Es war bereits fast dunkel, zu dieser Zeit kam sonst niemand mehr. Ob ein neuer Gefangener eingesperrt werden sollte? Was sonst konnte der Wächter wollen? Williams Herz begann, panisch zu jagen. Vielleicht kamen sie seinetwegen! Bei dem Gedanken, sein letzter Augenblick könne gekommen sein, fiel ihm auf, wie sehr er doch an seinem elenden Leben hing. Er wollte nicht sterben, er war noch jung und wollte leben, wollte Falkner sein und wieder Wind und Regen auf seiner Haut spüren! William drängte sich ängstlich in seine Ecke. Wäre er doch nur so winzig wie eine Maus! Dann könnte er zwischen den Beinen der Wache hindurchflitzen und entwischen, die Treppe hinauf und endlich ins Freie gelangen.
    ***
    Es dämmerte bereits, als Robert über den oberen Burghof schlich. Die untergehende Sonne tauchte den westlichen Horizont in ein Farbenmeer aus Orange, Violett und zartem Rosa. Besorgt richtete er sein Augenmerk auf die dunklen Wolken, die von Osten her aufzogen. William würde bei seiner Flucht das Licht des Mondes brauchen. Eine Fackel zu benutzen, konnte er auf keinen Fall riskieren, ihr Schein würde ihn schon von weitem verraten. Robert versuchte, seine Angst um den Freund beiseitezuschieben. Es gab ohnehin kein Zurück mehr. Die Lage hatte sich gefährlich zugespitzt.
    Sibylle hatte ihre Mutter ein weiteres Mal belauscht und erfahren, dass sie sich William endgültig vom Hals schaffen wollte. Sibylle war am Nachmittag zu Robert in die Falknerei gekommen und hatte darauf beharrt, ihrer Mutter unbedingt zuvorzukommen und William auf alle Fälle noch am selben Tag zu befreien.
    Robert überquerte den Burghof ungesehen und versteckte sich am vereinbarten Ort. Er entdeckte den Proviant, den Sibylle bereits wie verabredet in einem Mauerloch verstaut hatte, und legte den Wasserschlauch dazu. Es dauerte nicht lange, bis sie in den Hof kam.
    Scheinbar gelangweilt schlenderte sie zum Eingang der Keller und klopfte an die schwere Holztür. Robert rutschte noch näher an die Mauerecke heran, um besser hören zu können, was sie sagte.
    »D er Junge « , meinte sie herablassend zu der Wache, als diese öffnete, »s oll zu meiner Mutter kommen. Gleich! « Es hatte den Anschein, als wollte sie auf dem Absatz kehrtmachen. Robert hielt den Atem an.
    »W ie? « , fragte der Wächter argwöhnisch. » J etzt? «
    »Z um Christfest wohl kaum « , gab Sibylle schnippisch zurück.
    Robert musste kurz grinsen. Sie machte ihre Sache gut.
    »U nd warum schickt sie Euch und nicht einen ihrer Männer? «
    »W as weiß ich! Fragt sie doch selbst. Glaubt Ihr vielleicht, ich hätte mich darum gerissen herzukommen? « Sibylle klang aufgebracht.
    Die Wache kratzte sich am Kopf.
    »W ürdet Ihr jetzt bitte die Güte haben? «
    » I ch weiß nicht recht « , murmelte der Wächter, »d ie Sache gefällt mir nicht. «
    »G ut, dann gehe ich und sage ihr, dass Euch ihre Anweisung nicht gefällt. « Sibylle wandte sich tatsächlich um.
    Robert biss sich auf den Knöchel seines Zeigefingers.
    »N icht doch, Mistress, ich gehe ihn holen. Wenn Ihr mich begleiten wollt … « Die Wache machte eine einladende Geste, und zu Roberts Verwunderung ging Sibylle darauf ein. Die Tür schloss sich hinter ihr, dann war es still.
    Robert wurde nervös. Auch wenn sie die Tochter des Burgherrn war – bei dem Gedanken, sie allein mit der Wache und dem Soldaten in die Verliese hinabsteigen zu lassen, wurde ihm ganz flau.
    ***
    William drängte sich in seine Ecke. Er schwankte zwischen Angst und einem Schimmer Hoffnung. Als die Schritte vor der Tür anhielten, überschlug sich sein Herz fast. Vielleicht würde man ihn nicht töten, sondern endlich gehen lassen?
    Er hörte den schweren Schlüsselbund rasseln. Für den Fall, dass es doch einen weniger erfreulichen Grund für den späten Besuch gab, umklammerte er den hühnereigroßen Stein, den er inzwischen in mühsamer Arbeit zu einer spitzen Waffe geschärft hatte, und ließ ihn, so gut es ging, in seiner Faust verschwinden. Zu lange schon wartete er darauf, dass ihm Gerechtigkeit widerfuhr. Wenn er noch länger ausharrte, würde nicht mehr genug von ihm übrig sein, um jemals lebend

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