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Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman

Titel: Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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geschah.
    Eadric aber schwieg, und als sein Vater noch einmal zuschlug und seine Frage wiederholte, schüttelte er nur trotzig den Kopf. Nach einer dritten Ohrfeige gab der Wächter auf und prügelte seinen Sohn nach Hause.
    »W enn er dich wirklich nicht verrät, solltest du ihn später mit einem Kuss belohnen « , neckte Robert sie und zog die Augenbrauen hoch. »D enn wenn er dichtgehalten hat, bleibt uns am ehesten die Möglichkeit, William doch noch irgendwann zu befreien. Ich für meinen Teil werde jedenfalls nicht aufhören, darüber nachzusinnen. « Robert schnaufte. »F ürs Erste müssen wir hoffen, dass Will ohne seine zusätzliche Ration nicht verhungert. Und als Nächstes müssen wir so schnell wie möglich einen Weg finden, ihn da rauszuholen. «
    ***
    Jeden Tag hoffte William, dass der Sohn des Wächters wiederkommen möge, aber er tauchte nicht mehr auf. Ob man ihn erwischt hatte? Oder war er, William, Sibylle einfach nicht mehr wichtig? Der Hunger peinigte ihn, und als eine Woche später der verrückte Leonard aufhörte, mit seinen Ketten zu rasseln, fühlte William sich von allen verlassen, von Gott und von den Menschen.
    Die Soldaten trugen den Toten hinaus, und William blieb mutterseelenallein zurück.
    Nachts, wenn von draußen keine Geräusche mehr hereindrangen, wurden Dunkelheit und Einsamkeit zu schier unerträglicher Qual, und das stetige Tropfen, das aus der Ferne zu hören war, dröhnte so laut in seinem Kopf, dass William glaubte, wahnsinnig zu werden. Er kratzte sich die Flohstiche auf den mageren Rippen und befühlte angewidert seine Haut, die rau und faltig war. Erst als die kleinen blutroten Flecken, die sich bis auf seinen Bauch hinunterzogen, aufgekratzt waren, ließ das Jucken eine Weile nach.
    William schlief unruhig, schreckte manchmal schreiend hoch, wenn Mäuse oder Ratten durch das Stroh huschten, und tröstete sich dann mit Gedanken an die Schmiede. Er stellte sich vor, wie es wäre, dort statt in diesem Kerker zu sein; er sehnte sich nach Roses Pasteten und ihrer Fürsorge und sah die lachenden Gesichter Isaacs und seiner Mutter vor sich.
    Eines Nachts, als er vor Einsamkeit zu verzweifeln drohte, glaubte er, Nesta flüstern zu hören. Sie lockte ihn mit zarter Stimme. »K omm zu mir « , schien sie zu wispern, »d enn da, wo ich bin, herrschen Licht und Frieden. «
    Aber Williams Lebenswille war stärker, und er widerstand der Versuchung, sich aufzugeben. Eines Tages würde seine Mutter noch stolz auf ihn sein!
    Er stand auf, nahm den spitzen Stein, den er Tage zuvor aus der Mauer gelöst hatte, und schärfte ihn weiter mit reibenden Bewegungen an der Wand seines Kerkers.
    ***
    »E s wird Zeit, dass wir ihn da rausholen. « Robert wischte sich entschieden mit dem Handrücken über die Nase und zog sie hörbar hoch. »W ir können ihn doch nicht in diesem Loch verrecken lassen! Eine Woche ist bereits vergangen, seit Eadric erwischt worden ist. Uns muss endlich etwas einfallen, sonst wird William zu schwach, um noch fliehen zu können. «
    »A ber wie, Robert, wie sollen wir ihn befreien? « Sibylle klang verzweifelt.
    »H immel, wenn ich das wüsste, wäre er längst draußen! « , schimpfte Robert.
    »D u hast ja recht. Ich weiß, es liegt nicht an dir « , sagte Sibylle sanft und legte ihre Hand auf seinen Arm.
    Robert entzog ihn ihr, stand auf und lief aufgeregt umher. »I n den Kerker reinschleichen können wir nicht, da kommen wir nie wieder raus « , überlegte er laut. »K önnte man Eadrics Vater nicht … bestechen? «
    Sibylle schüttelte den Kopf. »I ch wüsste nicht, womit. Ich habe weder Münzen noch Schmuck. Außerdem weiß er genau, was mit ihm geschieht, wenn man ihn erwischt, und ich glaube nicht, dass er darauf Wert legt, selbst im Kerker zu landen. Wenn wir zu ihm gingen, würde er uns an meine Mutter verraten. « Sie fuhr mit der Hand durch ihre langen dunkelblonden Haare und flocht sie blitzschnell im Nacken zu einem Zopf.
    »U nd mit Gewalt? « Robert sah bei diesem Vorschlag nicht so aus, als glaubte er wirklich an diese Möglichkeit.
    »W enn die Gefangenen Essen bekommen, begleiten den Wächter immer zwei Soldaten. Mit dreien können wir es nicht aufnehmen, aber den Rest des Tages und nachts sind nur zwei Männer in der Wachstube « , überlegte Sibylle. »D as weiß ich von Eadric. «
    Der Kerker, in dem William gefangen gehalten wurde, war eine Art Keller unter einem der Nebengebäude der Burg. Hier wurden nicht nur die Gefangenen bewacht, es gab

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