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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ist Bellman’s Paradise nicht auch schon verwanzt. Nach dem heutigen Tag…! Was hat Ed denn herausgefunden?« Yeremis Blick huschte durch den dunklen Garten. »Erzähl’s am besten in unserer ›privaten‹ Sprache.«
    Carl nickte düster und setzte seine Ausführungen auf Deutsch fort. »Wenn ich es noch richtig zusammenbringe, sagte er: ›Es geht um den gelben Geist. Als dein Täubchen im Garten Gottes herumflatterte, hat die Gurkenfabrik einen Kammerjäger angefordert. Der Spezialist ist nach Süden aufgebrochen. Nach achtundvierzig Stunden war er wieder zurück. Ich kann weder sagen, wie sein genauer Auftrag lautete, noch habe ich das exakte Operationsziel in Erfahrung bringen können. Mein Informant sagte, die Angelegenheit sei zu brisant.‹«
    »Was, bitte schön, ist die Gurkenfabrik?«
    »Du kannst auch ›die Firma‹ dazu sagen. So nennen die CIA-Leute ihre Behörde.«
    »Und bei dem Kammerjäger dürfte es sich, wenn ich Eds Code richtig verstehe, um eine ABC-Spezialeinheit handeln, die auf Anforderung des CIA zu einem Sondereinsatz für zwei Tage nach Süden – vermutlich Südamerika – aufgebrochen ist.«
    »Du hast es erfasst.«
    Sie schüttelte den Kopf. Das hatte sie geahnt, aber bis zu dieser Minute nicht glauben wollen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Saraf, mit dem Kopf auf Carl deutend.
    »Höchstwahrscheinlich kennen wir jetzt die Sippe, aus der Hirguan zu euch gesandt wurde.«
    »Aber noch nicht die Person?«
    »Nein. Leider ist Opa Carls Quelle ausgetrocknet, bevor wir unseren Durst stillen konnten. Nachdem wir uns um die heiligen Schriften deines Volkes gekümmert haben, muss ich wohl etwas ziemlich Unangenehmes tun. Leider sehe ich keine andere Möglichkeit, den Tod deines Volkes aufzuklären.« Sie seufzte.
    »Du wünschtest, dieser Kelch würde an dir vorübergehen, nicht wahr?«
    »Ich würde es anders ausdrücken.«
    »Und wie?«
    »Ich wünschte, dieser Kerl würde an mir vorübergehen.«

 
    BALLSPIELE
     
     
     
    Berkeley (Kalifornien, USA)
    30. Dezember 2005
    17.59 Uhr
     
    Das von Yeremi und Saraf ausgewählte Operationsgebiet lag in Berkeley, genauer gesagt mitten auf dem Campus der Universität von Kalifornien. Trotz der vorlesungsfreien Zeit gab es nur wenige Tage im Jahr, an denen hier Ruhe einkehrte. Mit großer Zuverlässigkeit schlossen die Büros am 31. Dezember und 1. Januar. Leider fielen die »Neujahrsferien« diesmal auf ein Wochenende.
    Yeremi hatte knapp siebentausend Dollar in das Unternehmen investiert und alles minutiös geplant. Sie war mit Saraf jede Einzelheit mehrmals durchgegangen. Sollte etwas schief gehen, dann würde man sie nicht nur von der Universität, sondern auch ins Gefängnis werfen. Wenigstens dürften für diesen Fall auch ihre Vorbereitungen für das Treffen mit dem »Kerl« überflüssig sein.
    Die Quipus vom Dach des Waldes wurden nach McFarells Aussage im U. C. Berkeley Art Museum aufbewahrt, das sich auf der anderen Seite des Bancroft Way befand, direkt gegenüber der Kroeber Hall. Das Gebäude der universitären Kunstsammlung verfügte über die nötigen Sicherheitseinrichtungen, die man zur Aufbewahrung des Schatzes für notwendig hielt. Yeremi war keine Meisterdiebin. Wenn es ihr und Saraf gelingen sollte, die Knotenschnüre zu stehlen, dann mussten sie genau den richtigen Moment abpassen.
    Der Plan war an sich einfach. Die Quipus wurden in einem Labor untersucht, das sich im Keller des Museums befand. Zu einer anderen Zeit wäre es kaum möglich gewesen, bei den unter Hochdruck forschenden Wissenschaftlern regelmäßige Arbeitsunterbrechungen oder auch nur ein halbwegs geordnetes Schlafverhalten zu erkennen. Aber in Kürze begann die zweitägige Zwangspause. Man würde nach Hause fahren, mit den Familien das neue Jahr willkommen heißen – und am Montagmorgen zu einer spurlos verschwundenen Dokumentensammlung zurückkehren.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch der letzte Forscher an diesem Abend den Campus verlassen hatte. Dann brach die Stunde der bewaffneten Posten an. Sie würden die geknüpfte Bibliothek in den »Bunker« bringen, jenen speziell gesicherten Raum mit stahlverkleideten Wänden, elektronischen Überwachungseinrichtungen und all dem technischen Schnickschnack, der Dieben den Spaß an der Arbeit rauben sollte. Nur auf der relativ kurzen Wegstrecke vom Labor in dieses Archiv konnte Saraf den Wagen mit den Schnüren an sich bringen, ihn zum Hinterausgang und von dort in den Daihatsu-Kleintransporter

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