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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Nachdenklichkeit, »warum Doktor W. Baecker sich nach Präsident Fords Erlass immer noch mit einem gewissen S. Arthur Moltridge vom CIA getroffen und in Sachen empathische Telepathie geforscht hat. Vielleicht haben die beiden ja auf einem inoffiziellen Weg weiter versucht, das verschollene Wissen Hanussens wiederzufinden. Möglicherweise kennst du Moltridge ja unter seinem Decknamen. Er lautet Sam Iceberg.«
    Yeremi konnte fast körperlich spüren, wie sich Learys Rückenmuskeln verhärteten. Moltridge und Iceberg sind identisch, das ist der Schlüssel! Es war mehr ein Gefühl als eine Erkenntnis, aber ihr Herz begann heftig zu schlagen. Learys abwiegelnde Antwort war ein empathisches Manöver, das ihre Zuversicht nicht erschüttern konnte.
    »Hör mir zu, Jerry. Du bist eine intelligente Frau. Das brauchst du mir nicht durch solche Gedankenkunststücke zu beweisen. Zum letzten Mal: Ich kenne keinen Baecker und diesen Moltridge noch viel weniger. Flatstone zahlt mir ein fürstliches Gehalt, damit ich ihm einen Vorsprung vor der Konkurrenz verschaffe. Ich denke, ein kommerzielles Interesse an der empathischen Telepathie ist kein Verbrechen, wenn man dadurch Tausenden zu einem normalen Leben verhelfen kann. Aber solltest du irgendetwas Konkretes über eine Beteiligung des CIA oder eines anderen Geheimdienstes an unserem Projekt erfahren, dann lass es mich wissen. Mein Boss würde dir für eine solche Information sogar ein Beraterhonorar zahlen. Schließlich geht es für ihn um Millionen von Dollar.«
    Nicht für eine Milliarde werde ich dir irgendetwas liefern, dachte Yeremi und lächelte. »Wie lässt es sich denn mit den ethischen Grundsätzen von Stheno Industries vereinbaren, ein ganzes Volk auszurotten?«
    »Was?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede, Al Leary.«
    »Na gut. Endlich kommst du zur Sache, Jerry. Flatstone ist nicht sehr erfreut darüber, dass du ihn und seine Firma mit deiner ganz und gar unbewiesenen Behauptung in Verruf bringst. Professor McFarell hat ihm alle möglichen Drohungen an den Kopf geworfen. Ich soll dir Folgendes von meinem Boss ausrichten: Wenn du weiterhin die Lüge verbreitest, Stheno hätte absichtlich genmanipulierte Mikroben auf dem Dach des Waldes freigesetzt, wird er dir eine Schadenersatzklage anhängen, die sogar dich, die Erbin des Bellmanvermögens, ruinieren würde.«
    An den Nachbartischen erregte das leidenschaftliche Wortgefecht der beiden bereits große Aufmerksamkeit. Yeremi beugte sich nun vor und zischte mehr, als dass sie sprach: »Wie nett! Endlich zeigst du dein wahres Gesicht, Al Leary. Wenn der Anruf meines Großvaters vorgestern nicht dazwischengekommen wäre, hättest du mich schon längst verhaften lassen, nicht wahr? Wer allerdings im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Warst du es nicht, der die Quipus wie ein Grabräuber klammheimlich aus dem Dschungel fortschleppen wollte? Deinetwegen durfte ich sie kein einziges Mal auch nur ansehen. Wenn du in den Knotenschnüren fündig geworden wärest – da bin ich mir ganz sicher –, hätte auch die Öffentlichkeit sie niemals zu Gesicht bekommen, egal wie historisch bedeutsam sie waren. Was du getan hast, ist aus wissenschaftlich-ethischer Sicht unentschuldbar.«
    »Das musst ausgerechnet du sagen, eine Museumsdiebin!«
    »Ich war zum Zeitpunkt des Diebstahles in der Anthropologischen Fakultät. Professor McFarell ist mein Zeuge,«
    »Komplizenschaft bei einem Raub wird auch hart bestraft.«
    »Nicht so schwer wie die Verübung eines Kapitalverbrechens.« Leary schnappte nach Luft, sagte dann aber leise: »Was willst du damit andeuten?«
    »Ich habe mich in letzter Zeit oft gefragt, ob der tödliche Sturz Ugranfirs vom Dach des Waldes wirklich ein Unfall war.«
    »Soll das etwa heißen, du verdächtigst mich… ?«
    »Ich sage nur, was ich denke. Aber das hat dich ja schon früher zur Weißglut gebracht.«
    Leary schüttelte empört den Kopf. »Mit dem Unglücksfall in den Wassarai-Bergen habe ich nichts zu tun. Sollte es tatsächlich Mord gewesen sein, dann kommt doch wohl eher Saraf Argyr als Täter in Frage. Hast du das je in Betracht gezogen? Er und Ugranfir hatten ziemlich Stress miteinander. Im Übrigen solltest du dir kein Urteil über den ethischen Wert meines Handelns erlauben. Moral und Ethik sind ohnehin keine verlässlichen Größen, dazu ändern sie sich zu schnell. Als Psychologe muss ich die Beziehungen untersuchen, die Vergangenes mit Zukünftigem verbinden.«
    »Mit anderen Worten:

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