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Der silberne Sinn

Titel: Der silberne Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Berkeley zu sein?« McFarell lachte leise. »Das war noch zu der Zeit, als Sie Ihrem empathischen Sinn nicht vertrauten.«
    Yeremi sorgte sich im Augenblick weniger um sich selbst als vielmehr um den Mann, der ihre Liebe und ihr Vertrauen noch nicht enttäuscht hatte. »Was haben Sie mit Saraf vor?«, fragte sie.
    »Feraru Madalin wird sich um ihn kümmern. Wenn der Silbermann vernünftig ist, wird ihm nichts geschehen.«
    Lüge! Ich habe Sarafs Blut gesehen! Am liebsten hätte Yeremi diesem Betrüger am Steuer die Worte ins Gesicht gespien, aber sie tat es nicht. Der Silberne Sinn gedeiht in einem überhitzten oder unterkühlten Umfeld nicht besonders gut. Sie fühlte sich elend, verraten, manipuliert, aber sie wollte keinen neuen Fehler begehen. Erst musste sie sich beruhigen…
    Der Jaguar spurtete in Richtung Osten, direkt auf die Berge zu. Nach einigen Meilen fragte Yeremi leise: »Warum das alles?«
    McFarells Kopf glich schaukelnd eine Bodenwelle aus. Nach einem kurzen Blick zu seiner Beifahrerin erwiderte er: »Wie Sie wissen, bin ich von Hause aus Psychologe – das ist nicht gelogen. Als solcher hat mich schon immer der Gedanke fasziniert, die Gefühle anderer Menschen lesen und verändern zu können. Wir behaupten zwar oft, der Verstand regiere die Welt, aber das ist eitler Selbstbetrug. Unsere Emotionen steuern die meisten unserer wichtigen Entscheidungen. Wenn man sich erst einmal dieser ernüchternden Tatsache stellt, dann kann man sie sich zu Nutze machen.«
    »Indem man Menschen für Selbstmordkommandos abrichtet?«
    McFarell hob die Hand vom Lenkrad und ließ sie wieder fallen. »Das war eine von verschiedenen Optionen. Sie sind noch jung, Jerry. Vielleicht können Sie sich das in unserem Land herrschende Klima zur Zeit des Kalten Krieges nicht vorstellen. Damals, lange bevor Präsident Ford in seinem wählerhörigen Herzen ethische Bedenken gegen solche Projekte entdeckte, begann die Regierung Forschungsvorhaben zu fördern, die man heute vielleicht als zu kostspielig oder als wenig Erfolg versprechend gar nicht erst in Betracht ziehen würde…«
    »Oder weil sie gegen die Ethik verstoßen«, beharrte Yeremi.
    »In der Politik und im Krieg gibt es keine Ethik.«
    »Und deshalb hat Ihre ›Firma‹ Doktor W. Baecker für das Projekt Bluebird eingekauft, damit er ihnen die Geheimnisse des Nazi-Programmes Medusa und seines großen Geistes Hanussen verrät.« Yeremi hielt die Luft an und saugte McFarells Reaktion mit allen Sinnen auf.
    »Baecker war ein Blender. Er wollte mit einem Wissen glänzen, das er nicht besaß. Immerhin hatte er genug über Hanussens Tricks gelernt, um sich damit nicht nur bei den Verantwortlichen für Bluebird einzuschleimen, sondern auch während der Zeit von Artischocke und MK-Ultra eine Menge Geld zu verdienen. Selbst ich bin noch Jahre später auf ihn hereingefallen.«
    »Kann es so etwas geben?«, spöttelte Yeremi und freute sich insgeheim über McFarells lockere Zunge.
    Der Professor schien ihre Gedanken zu erraten. »Wir wissen mehr über Sie und Ihren Silbermann, als Sie denken, Jerry. Zwar haben wir die verschlüsselten Daten auf dem Notebook-Computer noch nicht geknackt, den Sie in der Casa Joaquin Murrieta zurücklassen mussten, aber die Abhöraktionen in Georgetown und all Ihren späteren Schlupfwinkeln dürften uns trotzdem über Ihren Wissensstand auf dem Laufenden gehalten haben.«
    »Warum der Angler?«, fragte Yeremi spontan.
    McFarell lächelte. »Das war eine Idee von Flatstone. Er wählte den Mexikaner aus, weil er ein schwaches Herz hatte. Jeff nahm an, es würde in einer Stresssituation versagen, was dann in Carls Haus ja auch tatsächlich geschehen ist. Der Angler, wie Sie ihn nennen, sollte Sie nur aus der Reserve locken, mehr nicht. Wir hofften, Sie würden zu mir kommen und mich um Schutz bitten. So hätten wir ohne direkten Druck die Forschung an Ihnen und Saraf Argyr durchführen können. Ich sagte Jeff, er dürfe meine Lieblingsfamula nicht unterschätzen. Nun ja, Sie wissen, was daraus geworden ist.«
    Yeremi schüttelte fassungslos den Kopf. »Was für ein Mann ist dieser Jefferson Flatstone überhaupt, dass er einen Menschen sterben lässt, um…« Sie verstummte, weil sie sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob nicht ihr alter Freund und Förderer das Massensterben von Jonestown und in den Höhlen des Orion angeordnet hatte.
    McFarell bog in eine Seitenstraße ein, die weiter in die Berge führte. »Flatstone ist ein typischer

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