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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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keine gute Idee«, krächzte Kriwa zweifelnd, flatterte dann aber auf und flog zurück in den Tunnel, aus dem sie gekommen waren.
    Fi riss sich einen breiten Stoffstreifen vom Saum ihres Hemdes und umwickelte damit den Hals der leuchtenden Phiole, um sie nötigenfalls schnell abdunkeln zu können. Dann knotete sie die beiden Enden zusammen und hängte sich die Flasche um den Hals.
    »Worauf warten wir?« Fi gab Nikk ein Zeichen und huschte ebenfalls zurück in den Felsengang.
    Gemeinsam durchquerten sie die Höhle mit dem Wasserloch und schlichen hinüber in den Tunnel, aus dem der schwache Luftzug wehte. Nikk, der sich erst an seine elfische Gestalt gewöhnen musste, fiel etwas zurück, doch Fi kam ihm zu Hilfe und stützte ihn.
    Der Gang führte schräg nach oben, verbreiterte sich rasch und endete schließlich in einer Höhle mit niedriger Felsendecke und sandigem Boden. Von hier aus konnten sie das Rauschen der Brandung hören, denn wie erwartet führte der Zugang ins Freie.
    Draußen verhüllten Nebelschwaden den Blick auf das Meer und den Sternenhimmel, und doch verlieh der Mond der Umgebung einen blassen Schein. Fi hörte neben den Wellengeräuschen noch einen anderen Laut. Rasch deckte sie das leuchtende Zauberelixier ab, duckte sich und bedeutete Nikk, es ihr gleichzutun. Wieder vernahm sie ein unheimliches Knarren wie von alten Planken. Sie tastete sich vor, bis sie Deckung hinter ein paar Felsen gefunden hatte, dann spähte sie zum Küstenstreifen jenseits der Höhle hinüber.
    Fi schlug sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund. Keine zwei Mastlängen von ihr entfernt, lag hinter hohen Klippen ein grünlich erleuchteter Dreimaster vor Anker. Die Segel hingen zerrissen von den Rahen und im Rumpf prangten knapp über der Wasseroberfläche mannshohe Löcher. Am Bugspriet war eine Galionsfigur befestigt, die – halb Drache, halb Seeschlange – mit weit aufgerissenem Maul einen schrecklichen Anblick bot.
    Obwohl die Nebelschwaden über das Schiff hinwegkrochen, war in dem grünen Schimmer deutlich zu erkennen, dass die komplette Außenwand von Muscheln und Seepocken übersät war. Es bestand kein Zweifel, dass das Schiff lange Zeit am Meeresgrund gelegen hatte. Außerdem war es fast doppelt so groß wie Koggs Windjammers Segler. Beständig knarrte und ächzte das vermoderte Holz.
    Am entsetzlichsten jedoch war der Anblick der Besatzung an Bord. Dort oben schleppten sich wandelnde Leichen mit skelettierten Armen und knöchernen Schädeln über das Deck, die ihre Arbeiten in völliger Lautlosigkeit verrichteten. Fi beobachtete, wie die Gerippe eine an einem schwenkbaren Mast hängende Plattform an Bord wuchteten, auf dem die Sirene wie eine übergroße Meerschlange mit langen Haaren hockte und unruhig mit dem Fischschwanz hin- und herpeitschte. Sie überragte die knöchernen Gestalten um Mannslänge.
    Als die Plattform an Deck aufsetzte, verfiel sie in einen irren Singsang. »Mutter will euren Käpt’n sehen, sehen, sehen. Sagt ihm, dass ihn Mutter sehen will.«
    Nikk drängte sich neben Fi. »Ein Geisterschiff. Das muss Morgoyas Werk sein.«
    »Ich weiß«, flüsterte Fi voller Grauen.
    Vom Heck des Schiffes hallten schwere Schritte. Eine große, unheimliche Gestalt mit Kopftuch und zerschlissener Kapitänsuniform tauchte aus dem Dunst auf. »Skytha, nehme ich an?«
    »Mutter! Sag Mutter zu mir.« Die Sirene leckte sich über die Reißzähne, als überlegte sie, ob ihr der unheimliche Kapitän schmecken könnte.
    »Ganz sicher nicht, du hässliche Vettel«, kam es eisig zurück. »Die habe ich bereits umgebracht, als ich noch lebte. Und dich lasse ich auch in Stücke hacken, wenn du mich zum Narren halten willst.«
    »Ich hoffe, du hast an meinen Lohn gedacht? Meinen Lohn!«, zischte die Sirene wütend.
    »Sehe ich aus wie dein Lakai?«, brüllte der Geisterkapitän. »Ich bin hier, weil es mir befohlen wurde.«
    »Nicht so laut«, wimmerte die Sirene und hielt sich die Ohren zu.
    »Stell dich nicht so an«, knirschte der Kapitän. »Wir beide werden hier so lange warten, bis wir neue Befehle erhalten.«
    »Bei allen Schattenmächten«, flüsterte Fi. »Wer ist das denn?«
    »Mort Eisenhand, der wohl gefürchtetste Pirat des Nordmeers«, antwortete eine Stimme hinter ihr.
    Fi und Nikk wirbelten herum und entdeckten Koggs Windjammer, der aus dem Dunkeln heranschwebte. »Königliche Hoheit, es ist mir eine Ehre!« Der Klabauter wurde noch immer von den beiden Luftgeistern getragen und glitt neben sie. Auch

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