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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Koggs, der inzwischen Bilgers Auslage entdeckt hatte und den Klabauterkapitän mit wütenden Blicken maß. »Dein Auftritt hier ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten«, zischte er ihm leise zu.
    »Tatsächlich?« Bilger grinste. »Also, der Vorwurf trifft mich jetzt so hart wie Quallengelee.«
    »Na, dann folgt mir.« Kriwa stieg flatternd auf und führte Fi und Nikk über die Brücke und an einem der Lagerhäuser vorbei tiefer in den Wald hinein. Sie stapften über eine sumpfige Wiese mit hohen Farnen, ließen einige der riesigen Bäume hinter sich und erreichten so eine verschwiegene Lichtung, die über und über mit gewaltigen Riesenschirmlingen bewachsen war. Die ausladenden, fleischigen Kappen der hüfthohen Pilze erinnerten an kleine Fassdeckel.
    Kriwa umkreiste eine gewaltige Linde mit weiß-brauner Borke, die von einer überdachten und reich mit Blattschnitzereien verzierten Wendeltreppe umgeben war. Die Stufen wanden sich zweimal um den dicken Baumstamm, bevor sie etwa zwanzig Schritte über ihren Köpfen an einem großen Baumhaus endeten, das inmitten der lichtdurchfluteten Baumkrone thronte.
    »Ich habe euch Thadäus bereits angekündigt«, krächzte Kriwa. »Geht ruhig schon mal vor, ich werde mir noch schnell einen Fisch besorgen, bevor die Sonne untergeht.« Flatternd stob die Möwe davon.
    Fi und Nikk sahen ihr nach, dann folgten sie den knarrenden Stufen hinauf in die Baumkrone. Oben erwartete sie ein ausladender Balkon, über dem sich die Äste und Zweige der Linde sanft im Wind wiegten. Überall auf der Plattform lagen bunte Laubblätter verstreut und Fi blieb stehen, um durch das Astgewirr hindurch einen Blick auf die Hafenlagune zu werfen.
    Der Anblick war atemraubend. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf dem jadegrünen Wasser in sanften Rottönen und mischte sich mit dem grüngelben Dämmerlicht der Blätter rings um sie herum zu einem Bild von melancholischer Schönheit.
    Etwas außer Atem erreichte nun auch Nikk die Plattform, doch sein Interesse galt ausschließlich dem runden Baumhaus hinter ihnen. Die Elfen hatten das Gebäude offenbar in einem Stück um den Stamm der Linde wachsen lassen, denn es bestand aus dem gleichen Holz wie der Mutterbaum und nirgends waren Fugen zu sehen. Selbst die wie geflochten wirkenden Fensterkreuze mit ihren funkelnden Kristallscheiben und der reich mit hölzernen Singvögeln ornamentierte Spitzgiebel über dem Eingang waren mit dem Baum verwachsen.
    Fi lächelte.
    »Kommt bitte herein«, ertönte ein leises Stimmchen aus dem Inneren. »Ich bin noch dabei auszupacken.«
    Fi und Nikk folgten der Einladung. Das alte Baumhaus erwies sich als ungewöhnlich geräumig, was darauf hindeutete, dass es einst öffentlich genutzt worden war. Fi lief einen Gang entlang, an dessen Wänden Ameisen krabbelten. Neugierig beäugte sie die angrenzenden Räume, was aufgrund des herrschenden Zwielichts nicht ganz einfach war. Hier oben schien es kein einziges Zimmer zu geben, dessen Fensterfront nicht dicht mit Efeu bewachsen war. Dennoch konnte sie in einem der dunklen Räume schmale, nebeneinanderstehende Pulte ausmachen. Das Nachbarzimmer war leer, in die Wände waren jedoch unzählige Nischen eingelassen, in denen einst Schriftrollen verwahrt worden waren. Erst als Fi eine kleine Halle erreichte, in deren Mitte eine hohe, von immergrünem Efeu umschlungene Harfe stand, begriff sie, wo sie sich befand. Sie war in einer Meloida, der Wirkungsstätte der Zaubersänger ihres Volkes. In diesem Baumhaus waren einst Elfen in der Kunst des magischen Gesangs unterwiesen worden. Sie selbst beherrschte die alte Gabe leider nur unvollkommen, denn sie hatte ihre Ausbildung viel zu früh abbrechen müssen.
    »Herrje, wir könnten hier etwas mehr Licht gebrauchen«, ertönte am Ende eines schmalen Flurs wieder die dünne Stimme. Ein leises Brausen wie von einer Windböe war zu hören, gefolgt vom Quietschen eines Fensterladens. Schon erfüllte helles Sonnenlicht einen Raum am Ende des Gangs und Fi entdeckte inmitten eines quadratischen Lichtflecks an der Wand den großen Schattenwurf eines bärtigen Mannes in einem Gehrock und mit einem Stab in der Rechten. Er beugte sich gerade zu einem Bündel hinab, das vermutlich eine Tasche war.
    »Schon besser«, sagte er. »Wenn ich jetzt noch wüsste, wo meine Pfeife ist.«
    Fi und Nikk gingen auf das Zimmer zu, als über dem Schatten des Mannes ein weiterer Schatten auftauchte. Ein behaartes Ungeheuer mit acht langen, zuckenden Beinen senkte

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