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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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sich lautlos zu ihm hinab. Eine Riesenspinne! In Jada’Maar erreichten offenbar nicht nur die Pflanzen gewaltige Ausmaße.
    »Magister, aufpassen!« Fi und Nikk sprangen fast gleichzeitig mit gezückten Messern in den Raum – und fanden diesen leer vor, abgesehen von einer alten Liegestatt und einem reich mit Meeresschnitzereien verzierten Tisch unter der Fensterfront.
    »Potz Blitz!«, vernahmen sie einen erstaunten Ruf. »Ich habe doch hoffentlich nicht gegen irgendein Gesetz verstoßen?«
    Fi blickte ungläubig auf die überwucherte und aus mehreren Kristallglasscheiben bestehende Fensterfront. Im unteren Bereich war ein Laden aufgeklappt und das Licht der Abendsonne fiel fast waagerecht herein. Eine kleine Spinne seilte sich soeben am Fensterrahmen ab. Sie war es, die den unheimlichen Schattenwurf an der Wand erzeugte. Doch viel erstaunlicher war die winzige Gestalt, die nur eine Handbreit von der Spinne entfernt auf dem Tisch stand und vom Licht der untergehenden Sonne angestrahlt wurde: der Zauberer. Er war nicht größer als ein Finger.
    Fi und Nikk ließen sprachlos ihre Klingen sinken.
    Erst jetzt kam Magister Thadäus Eulertin auf die Idee, sich zum Fenster umzudrehen. »Oh, eine Rempelspinne. Keine Bange, die sind harmlos. Die tun nicht einmal uns Däumlingen etwas zuleide.«

Rätsel
    D ie Symptome kamen ganz plötzlich«, berichtete Nikk. »Mein Vater litt an einer Flossenlähmung, die es ihm unmöglich machte, an der alljährlichen Seeschlangenhatz teilzunehmen. Daher bat er mich, die große Jagdgesellschaft anzuführen. Denn gerade in diesen dunklen Zeiten ist es wichtig, dass die Regentenfamilie öffentlich Mut und Führungsstärke zeigt.« Der Meermann seufzte und seine großen dunklen Augen ließen schwere Selbstzweifel erkennen.
    »Bitte erzählt weiter, Königliche Hoheit!« Magister Thadäus Eulertin stand auf seinen winzigen Zauberstab gestützt ganz nah am Tischrand, während ein Stück weit hinter ihm die Rempelspinne dabei war, ihr Netz zu spinnen.
    Fi, die am Türrahmen lehnte und den beiden aufmerksam lauschte, erwischte sich dabei, wie sie den Winzling immer wieder verwundert anstarrte. Von einem Volk der Däumlinge hatte sie noch nie gehört. Dabei sah der kleine Zauberer bei näherem Hinsehen eigentlich so aus wie ein Mensch – nur sehr viel kleiner. Sein puppenhaftes Gesicht mit der spitzen Nase war nicht größer als eine Lorbeerkirsche und in seinem eleganten, dunkelblauen Gehrock strahlte er durchaus eine gewisse Würde aus. Ein Eindruck, zu dem auch das schlohweiße Haar und der sorgfältig getrimmte Backenbart des Däumlings beitrugen, die Fi zugleich verrieten, dass Eulertin schon recht alt sein musste. Dennoch wirkte er alles andere als gebrechlich.
    »Mein übertriebener Ehrgeiz, mich vor meinem Vater zu beweisen, hat mich blind werden lassen«, fuhr Nikk fort. »Nur zu gern habe ich mir eingeredet, dass ihn die Amtsgeschäfte in den letzten Monaten erschöpft hätten.« Er sah auf. »Ihr wisst, dass Morgoya von Albion neuerdings ein Bündnis mit den Humeriden des Frostmeeres geschlossen hat?«
    »Nein, das wusste ich nicht.« Der Däumlingszauberer richtete sich besorgt auf.
    »Darf ich fragen, wovon ihr genau sprecht?«, mischte sich Fi ein. »Sind diese Humeriden ebenfalls Ausgeburten Morgoyas?«
    »Nein.« Eulertin schüttelte den winzigen Kopf. »Sie sind natürliche Geschöpfe wie du und ich. Ihre Gestalt ähnelt aufrecht gehenden Krebsen und bis heute ist praktisch nur das Meervolk in der Lage, mit ihnen zu kommunizieren. Ihre Lebensweise erscheint uns fremd und barbarisch. Es heißt, dass sie von ihrem Nachwuchs nur die Stärksten am Leben lassen und den Rest des Geleges umbringen. Und sie sind schreckliche Kämpfer. Dass die Nebelkönigin die Humeriden auf ihre Seite zu ziehen vermochte, verheißt nichts Gutes.«
    Nikk sah, dass Fi immer noch fragend dreinblickte. »Seit die Feenkönigin an der Küste ihre Leuchtfeuer errichtet hat, sind Morgoyas dämonische Bestien auch in der Nacht nicht mehr in der Lage, das Meer zu überqueren«, erklärte er. »Der einzige Weg, der ihr bleibt, um sich dem Festland zu nähern, führt durch die nachtblaue Tiefe. Schon vor Jahren hat sie daher mein Volk bedrängt, sich ihrem Eroberungszug anzuschließen. Doch mein Vater ist kein Eidbrecher, er hat Morgoyas Gesandte erzürnt abgewiesen. Seitdem liegt das Reich unter den Wogen mit Albion im Krieg.« Nikk griff geistesabwesend nach dem Muschelhorn vor seiner Brust. »Und dieser

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