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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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weiter?«
    »Entschuldigt.« Nikk räusperte sich. »Als ich von der Jagd zurückkam, lag mein Vater bereits schwer erkrankt in seinem Algengemach. Das alles ist jetzt etwas mehr als eine Woche her. Aqualonius wirkte wie ausgezehrt und jeden Tag ging es ihm schlechter. Seine Kiemen sind geschwollen, seine Haut ist so blass wie Perlmutt und sein Gesicht ist von widerlichen Geschwüren entstellt. Ein entsetzlicher Anblick.«
    »Geschwüre?« Eulertin hielt alarmiert inne und sah zu dem Meermann auf. »Könntet Ihr das etwas genauer beschreiben?«
    »Schwarze, schwärende Geschwüre, wie … Kennt Ihr die Pechschwämme, die vor der Küste in der Nähe des Thrones der sechs Winde vorkommen?« Nikk schüttelte den Kopf. »Sicher nicht, woher solltet Ihr?«
    »Doch, ich kenne die Gegend«, erwiderte Eulertin vieldeutig. »Und ich kenne auch diese Schwämme.«
    »Oh, dann wisst Ihr, wovon ich rede. Die Krankheit war nicht einmal meinem Onkel Effreidon bekannt«, fuhr Nikk fort, »und er gilt als der größte Heiler meines Volkes. Er hat alles versucht, um meinen Vater wieder zu Kräften kommen zu lassen. Vergebens. Erst in der alten Palastbibliothek stieß er auf einen Hinweis, woran mein Vater erkrankt sein könnte.«
    »Und?« Eulertin wirkte ehrlich gespannt.
    »Nauplius-Blattern.« Nikk atmete tief ein. »Ich habe Effreidon selten so besorgt erlebt. Den alten Aufzeichnungen nach wurde mein Volk von dieser Seuche schon einmal heimgesucht, kurz nach Gründung des Meerreiches. Das ist auch der Grund, warum mein Onkel und ich entschieden haben, die Erkrankung meines Vaters vorläufig geheim zu halten. Er liegt abgeschirmt in seinem Gemach und wir haben verbreiten lassen, dass er sich zu einer langen Meditation zurückgezogen habe. Jetzt kann ihm nur noch der seltene Lingustentang helfen, der verdammt schwer zu finden ist.«
    »Was ist das für ein Gewächs?«, wollte Eulertin wissen.
    »Eine Algenart, die dem Blasentang ähnelt, aber eine feinere Blattstruktur besitzt. Nach langer Suche habe ich den Tang gestern endlich aufgespürt – doch dann hat mich die Sirene erwischt.«
    »Hm«, murmelte Eulertin.
    »Zweifelt Ihr an meinen Worten?«
    »Mitnichten«, wiegelte der Däumling ab. »Auch wenn ich von diesen Nauplius-Blattern noch nie gehört habe. Seltsam ist nur«, er fuhr sich durch den Backenbart, »seltsam ist, dass die Symptome dieser Blattern sehr den Vergiftungserscheinungen ähneln, denen vor Kurzem zwei überaus geschätzte Kollegen in Halla zum Opfer gefallen sind: Magnus und Ignis Flammenhöh, zwei versierte Feuermagier, auf die meine Kollegen und ich aus bestimmten Gründen große Hoffnungen gesetzt hatten. Attentäter haben sie ausgerechnet beim Geburtstagsbankett Seiner Magnifizenz Aureus von Falkenhain, dem obersten Stadtmagister Hallas, vergiftet. Nicht einmal die Erdelementaristen unter der Kollegenschaft waren in der Lage, die Vergiftung aufzuhalten. Beide Flammenhöhs sind elendig zugrunde gegangen.«
    »Konntet Ihr die Attentäter stellen?«, wollte Fi wissen.
    »Ja, wir haben sie erwischt«, knirschte der kleine Zauberer. »Sie handelten im Auftrag eines Hexenmeisters namens Morbus Finsterkrähe. Das wirft ein besonders niederträchtiges Licht auf die Tat, denn Finsterkrähe war einst ihr Schüler. Die Flammenhöhs haben seinen krankhaften Ehrgeiz ganz offensichtlich unterschätzt.«
    »Morbus Finsterkrähe? Ein unheilvoller Name«, meinte Fi.
    »Nicht sein richtiger, nach allem, was wir wissen«, murmelte Eulertin. »Die Flammenhöhs haben Finsterkrähe einst unter den Angehörigen des fahrenden Volkes aufgespürt. Alles Gaukler und Scharlatane. Seinen damaligen Künstlernamen hat er nie abgelegt.«
    »Entschuldigt«, mischte sich Nikk ungläubig ein, »wollt Ihr damit andeuten, dass dieser Morbus Finsterkrähe auch meinen Vater vergiften lassen hat? Ist das nicht etwas weit hergeholt?«
    »Ich denke nur laut, mein Prinz.« Eulertin hob beschwichtigend seinen winzigen Zauberstab. »Die Vergiftungserscheinungen, die die Flammenhöhs nach dem Anschlag in Halla aufwiesen, ähneln jedenfalls auffällig den Symptomen dieser Nauplius-Blattern, wie Ihr sie geschildert habt. Es mag natürlich kühn sein, einen solchen Vergleich anzustellen, angesichts all der anatomischen Unterschiede zwischen Menschen und Angehörigen des Meervolkes. Dennoch …« Der Winzling rang mit sich. »Ich will es einmal so sagen: Ich habe mich nach dem Attentat nicht nur auf die Untersuchungen meiner Kollegen aus Halla

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