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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ihre beiden Undinen gespannt auf Fis Auftritt warteten.
    »Einen Tisch! Ich brauche einen Tisch!«, rief Fi den Helfern neben der Bühne zu. Die Männer schleppten eine Bierbank auf die Bühne und Fi öffnete den Korb. Gleichzeitig begann sie eines der wenigen Elfenlieder zu singen, die sie beherrschte. Ihr Gesang war erst leise, wurde dann aber immer lauter. Das Publikum rückte neugierig näher, als Fi die erste Maus aus dem Korb hob und sanft auf dem Tisch absetzte. Das Tierchen piepste und sah sie erwartungsvoll an. Fi sang weiter, spürte, wie die Melodie zunehmend auf die kleinen Vierbeiner einwirkte und hielt erst inne, als alle vierzehn Mäuse auf dem Tisch herumwuselten. Sie trat zur Seite und veränderte den Rhythmus ihres Liedes. Ein Ruck ging durch die graue Schar und unter dem Einfluss von Fis Zaubergesang marschierten die Mäuse in langer Reihe über den Tisch. Die Zuschauer lachten entzückt. Die Mäuse trippelten über das Holz, erhoben sich wie auf ein geheimes Kommando auf ihre Hinterbeine und tanzten auf der Stelle im Kreis. Fi wurde immer selbstsicherer. Sie ließ die Mäuse Türme bilden, Pirouetten drehen, über Kopf und Arme wandern und auf ihren Handflächen tanzen. Fi musste bei diesem Anblick selbst lächeln, spürte aber zugleich, wie der Zaubergesang sie allmählich anstrengte. In Wahrheit missbrauchte sie ihn sogar. Eigentlich wurde er dazu genutzt, Mäuse und Ratten auf schonende Weise davon abzuhalten, sich über die elfischen Vorräte herzumachen. Also ließ Fi die Mäuse eine nach der anderen wieder in den Weidenkorb springen. Als das letzte Tier verschwunden war, schloss sie den Deckel und verneigte sich. Lauter Applaus brandete ihr entgegen und Rob und seine Kameraden pfiffen pflichtbewusst, auch wenn er und die Männer von dort hinten kaum etwas gesehen haben dürften.
    Fi verließ die Bühne und sah, dass der Bärenführer, der nach ihr an der Reihe war, laut schnarchte. Er hielt einen Bierkrug in den Händen und ließ sich auch durch heftiges Rütteln nicht wecken. Hatte ihm jemand ein Schlafmittel ins Bier gemischt oder war er einfach nur zu betrunken?
    Der Auftritt eines Hundedompteurs wurde vorgezogen. Ihm folgten Possenreißer, Jongleure und Geschichtenerzähler, während die Sonne weiter über den Himmel wanderte.
    »Netter Mäuschetrick! Eine beschaubernde Vorschtellung.« Eine streng nach Kräutern riechende alte Frau mit Zahnlücke reichte Fi ein Stück Käse über die Absperrung. Fi nahm den Käsebrocken zögernd an, die Alte nickt ihr zu und schlurfte davon.
    Fi begann ihre kleinen Helfer zu füttern. Ihre Gedanken weilten jedoch bei diesem Tandarin. Ein weiterer Elf ausgerechnet in Rüstringen. Wenn er sich als einer ihrer Vettern aus den Elfenwäldern des Westens entpuppte, konnte er ihr vielleicht einen Weg zu Elfenkönig Avalaion weisen. Fi spürte, wie ihre Aufregung wuchs.
    Die Abenddämmerung senkte sich bereits über die Festwiese, als der Marktmeister Fi und die anderen Gaukler ihrer Gruppe aufforderte, noch einmal auf die Bühne zu kommen und sich dem Urteil des Publikums zu stellen. Zu Fis großer Überraschung wählten die Zuschauer sie hinter dem Hundedompteur und einem der Jongleure auf den dritten Platz. Kaum hatte der Marktmeister das Ende des heutigen Wettbewerbs verkündet, schnappte sie sich ihren Mäusekorb und verließ die Bühne. Wenn dieser Tandarin ein Puppenmacher war, dann wusste sie, wo sie ihn finden würde. Sie beachtete die Blicke der Bürger nicht und marschierte zielstrebig auf die Wiese mit den bunten Zelten und Gauklerwagen zu. Der Geruch nach Pferdeäpfeln, Schminke und Suppe schlug ihr entgegen. Da der Marktmeister sie als »Angehörigen des Alten Volkes« vorgestellt hatte, erweckte Fi auch dort mehr Aufsehen, als ihr lieb war.
    Zu ihrer Überraschung entdeckte sie jene alte Frau wieder, die ihr vorhin den Käse gereicht hatte. Die Greisin stand vor einem alten Jahrmarktswagen, der mit Flaschen und Kräuterbündeln bemalt war. Sie legte gerade einem alten Klepper einen Haferbeutel um. Über dem Fuhrbock prangte ein verwaschenes Schild: Lupuras Tränke & Tinkturen.
    »Entschuldige«, sprach Fi die Frau an. »Bist du Lupura?«
    Die Alte drehte sich um und entblößte ihre Zahnlücke. »Schieh an, der Elf!«, nuschelte sie. »Du muscht disch nischt für den Käsche bedanken. Du hascht bei der Vorschtellung etwasch nachgeholfen, schtimmtsch?«
    »Könntest du mir einen weiteren Gefallen tun?«, bat Fi, ohne weiter auf die Worte Lupuras

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