Der Simulator
Koch, der uns einen kurzen Besuch abstattete, einige Worte. Wir nahmen uns vor, häufiger natürliche Lebensmittel zu uns zu nehmen, auch wenn wir wussten, dass es ein leeres Versprechen bliebe. Im Alltag fehlte einfach die Zeit, sich so ausgefallen zu ernähren.
»Ich freue mich, dass es dir wieder gut geht«, sagte sie schließlich, »du weißt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du hattest so ... seltsame Ideen.« Sie sah von ihrem Nachtisch auf, dessen Namen ich vergessen hatte. »Du machst dir so viele Gedanken. Vielleicht zu viele. Erinnerst du dich an das, was ich das letzte Mal gesagt habe?« Ich hob die Augenbrauen, auch wenn ich genau wusste, was sie meinte. »Lass uns die Dinge so nehmen, wie sie sind. Es gibt nichts Geheimnisvolles an ihnen. Es ist das Einfache, das zählt.« Sie zeigte mit dem Dessertlöffel auf ihren Jogurt oder was immer es war. »So einfach wie dieses wunderbare Essen. Es gibt keinen doppelten Boden, keine versteckten Wahrheiten. Vertraue mir.«
Ihre Stimme hatte wieder diesen beschwörenden Ton angenommen, der bei mir das Gegenteil von dem bewirkte, was sie beabsichtigte. Er beunruhigte mich. Irgendetwas enthielt sie mir vor. Außerdem: Wenn alles in bester Ordnung war, warum stand etwas zwischen uns? Was stand zwischen uns? Das fragte ich sie.
Lange schwieg sie, und ich fürchtete schon, sie würde meine Frage überhaupt nicht beantworten. Doch dann sagte sie: »Du hast recht. Es gibt etwas, das ich dir nicht erzählen kann. Nicht jetzt. Aber es ist nichts, was zwischen uns steht. Das musst du mir glauben.« Sie nahm meine Hand und drückte sie. »Vertraust du mir?«
Ich nickte. Ja, ich vertraute ihr, auch wenn ich nicht verstand, was vor sich ging.
Sie stand auf und ging ins Bad. Während ich auf sie wartete, bezahlte ich die Rechnung. Ich wollte gerade aufstehen, um unsere Mäntel zu holen, als es wieder passierte.
Wie vom Blitz getroffen, fiel ich auf meinen Stuhl zurück. Die Welt um mich herum schwankte wie ein Schiff im Sturm. Mein Schwindel war zurück, ein neuer, überaus heftiger Anfall, der mir jede Orientierung raubte. Für einen kurzen Augenblick meinte ich zu fallen, mich im Fallen zu überschlagen, und ich verlor jegliches Gefühl für ein Oben oder Unten. Mit aller Macht hielt ich mich am Tisch fest. Jederzeit konnte ich hinaus ins Nichts geschleudert werden.
Steif wie nach einem Krampf fand ich mich irgendwann auf meinem Stuhl wieder. Das Karussell in meinem Kopf war zum Stillstand gekommen.
Ich weiß nicht, was mich mehr beunruhigte, die Stärke dieses neuerlichen Anfalls oder die Tatsache, dass ich mich getäuscht hatte. Docs schöne Theorie der exogenen Depression hatte mich nicht geheilt. Meine diesbezüglichen Hoffnungen hatten sich zerschlagen.
So fand mich Samantha vor. Beunruhigt beugte sie sich zu mir herunter, legte eine Hand auf meine Schulter und sah mich ernst an. »Was ist los mit dir, Marc?«
Ich brauchte einen Moment, um wieder ganz zu mir zu kommen. Benommen schüttelte ich den Kopf. »Mir war ein wenig schwindlig. Ich glaube, das Essen liegt mir schwer im Magen. Aber es geht schon wieder.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja, Sam, es ist nichts.«
Dann fuhr ich sie nach Hause. Obwohl es noch früh war, wollte sie nicht, dass ich mit reinkam. Sie müsse noch arbeiten, sagte sie, und ließ mich nach einem langen Kuss in der Einfahrt stehen.
Verwirrt ging ich zum Auto zurück, stieg ein und startete den Motor. Eine Weile saß ich unbeweglich da und dachte nach. Dieser erneute Anfall machte mir zu schaffen. Und auch der überhastete Abschied kam mir seltsam vor. Wie eine regelrechte Flucht. Und das gerade jetzt, wo ich sie so dringend gebraucht hätte. Wieder einmal hing ich in der Luft. Nachdem ich eine Weile mit mir gekämpft hatte, stellte ich den Motor wieder ab. Das leise Sirren erstarb.
Unsicher ging ich auf die Eingangstür zu. Nirgends brannte Licht, aber da die Jalousien heruntergelassen waren, war das von außen kaum zu beurteilen. Dann klingelte ich. Ein altmodischer Gong ertönte. Ich wartete. Vielleicht war sie im Bad, vielleicht wollte sie nicht öffnen. Widerstrebend klingelte ich erneut. Als auch darauf keine Reaktion folgte, klingelte ich wieder. Immer wieder klingelte ich, während sich meine Unruhe in Angst verwandelte. Irgendetwas stimmte nicht.
Schließlich ging ich ums Haus herum. Alle Fenster waren geschlossen, kein Lichtschimmer drang aus irgendeinem Spalt. Auch die Terrassentür war abgeschlossen, doch ich wusste, wo
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