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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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einem Simulator leben. Sie sind die Kontakteinheit.«
    Ich verstand nicht, worauf Löwitsch hinauswollte. Wenn Elea Hauser Blinzles Botschaft an mich gelesen hatte, war sie vielleicht daran verzweifelt. Für Löwitsch konnte sie kaum etwas Neues gewesen sein.
    »Es gibt einen zweiten Simulator, ein größeren.«
    »Im Simulator gibt es einen zweiten Simulator?«
    »Nein, Sie Idiot! Das ist der zweite Simulator. Ihre sogenannte Wirklichkeit ist der zweite Simulator. Ihre eigene Welt ist nur simuliert, Sie sind nur simuliert!«
    Noch bevor ich diese Worte voll und ganz erfassen konnte, trat Ralf Fassbender durch die Tür. Die Szene, die sich ihm bot, ließ ihn erstarren. Noch immer rang ich mit dem vermeintlichen Stefan Kurz, umklammerte ich seine Arme und versuchte ihn auf die Liege zu drücken, wo ich ihn anzuschnallen gedachte.
    Löwitsch, der sein Chance sofort erkannte, begann zu schreien: »Helfen Sie mir! Bitte, helfen Sie mir! Halten Sie ihn zurück! Er hat den Verstand verloren.«
    »Was geht hier vor, Marc? Was hast du mit Stefan vor?«
    »Das ist nicht Stefan Kurz.« Während Löwitsch, der plötzlich wieder erstarkt war, sich aufbäumte, versuchte ich ihm die Manschette um den rechten Arm anzulegen.
    »Das ist nicht Kurz?« wiederholte Ralf verständnislos.
    »Das ist nur Kurz’ Körper. Peter Löwitsch hat sich dessen bemächtigt.«
    »Glauben Sie ihm nicht!« brüllte Löwitsch dazwischen, »ich bin Stefan Kurz. Sehen Sie mich an! Er ist übergeschnappt. Sie müssen ihn stoppen!«
    »Das ist ein Fall reziproken Transfers«, erklärte ich ruhig. Ich hatte den rechten Arm fixiert und bog jetzt den anderen nach unten. Löwitschs Widerstand hatte nachgelassen. Vielleicht hatte er aufgegeben.
    »Reziproker Transfer!« Ralf schien fasziniert.
    Für einen kurzen Moment war ich erleichtert, dass mein ehemaliger Kommilitone sofort verstand. Schnell hätte die Situation noch weiter eskalieren können. Doch dann überwog wieder der Ärger über seinen Leichtsinn. »Ja, Ralf, das ist der Beweis, dass reziproker Transfer tatsächlich möglich ist. Blinzle hatte also recht. Und doch hätte das niemals passieren dürfen.«
    Ich dachte an den echten Stefan Kurz, der jetzt in Löwitschs simuliertem Körper steckte und keine Chance hatte, aus eigener Kraft wieder zurück zu kommen. Zudem war völlig offen, ob ein erneuter Transfer Erfolg hätte. Wie oft ließ sich der energetische Inhalt eines Gehirns auf ein anderes biologisches Substrat übertragen? Welche Veränderungen würden auftreten, welche Schädigungen, welche irreparablen Zerstörungen der synaptischen Hirnstruktur?
    Ralf Fassbender war näher getreten und half mir, Löwitsch endgültig festzuschnallen. »Ich glaube, ich habe die Energiezufuhr zu stark erhöht.« Er klang nicht schuldbewusst, sondern bilanzierte sachlich sein Tun. »Ich hätte nicht erwartet, dass ein Rezitrans stattfindet. Aber jetzt wissen wir es. Mensch, Marc, das ist der Durchbruch!«
    »Du hättest ihn um ein Haar umgebracht, und es ist nicht gesagt, dass der Rücktransfer genauso problemlos klappt.«
    »Immer noch der alte«, Ralf klopfte mir auf die Schulter, »voller Skrupel und Bedenken. Was könnte nicht alles schiefgehen! Aber es hat geklappt. Hier vor uns liegt der lebende Beweis.« Er half mir Löwitschs Kopf zu verdrahten. Dieser lag jetzt ruhig auf der gepolsterten Liege und starrte uns mit angstgeweiteten Augen an. »Und Blinzle wusste es, wusste es schon immer.«
    »Es war eine Theorie, Ralf, nur eine Theorie! Wie kannst du das Leben eines Menschen dafür aufs Spiel setzen?«
    »Beruhige dich, Marc, es war ein Versehen. Ok? Ein bisschen zu viel Energie, das ist alles. Und es tut mir leid. Jawohl, es tut mir leid. Und jetzt ist es gut, ok?«
    Das war der Ralf Fassbender, den ich kannte und verabscheute. Leichtfertig, verantwortungslos, auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Kritik prallte von ihm ab, und für einen kleinen Vorteil hätte er alles zugegeben.
    Schließlich starteten wir den Rücktransfer. Auch dieses Mal erhöhten wir die Energiezufuhr über die kritische Grenze hinaus. Stefan Kurz‘ Körper zuckte, verkrampfte sich und erschlaffte dann. Für eine entsetzlich lange Minute fürchtete ich, mein Chefingenieur sei tot. Doch dann schlug er die Augen auf.
    »Wo bin ich? Was ist passiert?« Seine Stimme, sein Gesichtsausdruck, alles erschien normal. Der wirkliche Stefan Kurz war zurück. Ich atmete auf und löste seine Fesseln.

10 . Kapitel
    Vom Geschehen noch benommen,

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