Der Skandal (German Edition)
er ein. »In Ordnung? Ich möchte nicht, dass ich – und du – in eine schmutzige Kampagne hineingezogen werden.«
Sie greift zum Weinglas und widmet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gemetzel im Fernsehen.
»Würdest du das bitte tun, wenn die Polizei dich fragt?«, sagt er noch immer beherrscht.
Sie seufzt nur. Sie weiß genau, dass sie ihn damit wütend macht.
»Heather, bitte!«
Herausfordernd langsam wendet sie den Blick zu ihm.
»Tony ist ermordet worden. Und ich will nicht, dass die Polizei deshalb in unserem Privatleben herumstochert«, erklärt er ihr betont sachlich und freundlich.
»Tony?«, sagt sie überrascht. Sie hat Tony noch nie sonderlich leiden können, obwohl er immer höflich zu ihr gewesen ist. »Ermordet? Wie ist das passiert?«
»Es muss ein … Irrtum gewesen sein! Ein unglücklicher Zufall, er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Polizei kann so was ja nicht akzeptieren, die sucht überall eine Verschwörung, eine Absicht, ein Motiv! Und ich muss dir nicht sagen, wie gierig die Presse sich auf entsprechende Gerüchte stürzen würde. Außerdem ist ein Journalist umgebracht worden.«
»Tja …« Sie dreht das Glas in den Fingern. »Und nun … brauchst du also ein Alibi.« Ihre Stimme trieft vor Hohn.
Dieses Miststück genießt es, mich zu demütigen, denkt Ochs und strengt sich an, nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Heather«, sagt er in versöhnlichem Ton. »Auch innerhalb der Polizei gibt es Kräfte, die mich bekämpfen, verstehst du? Und wenn diese Maschinerie erstmal in Gang gesetzt ist, kann man sie nur sehr schwer wieder anhalten – ohne Schaden zu erleiden. Das ist wie mit einer … einer Waschmaschine, wenn die mal im Schleudergang …«
»Hör auf, mit mir zu reden wie mit einer Idiotin! Ich habe immerhin einen Doktor in Psychologie.«
»Entschuldige, ich hab das doch nicht so gemeint …« Herrgott, wie lange muss er noch Kreide fressen, damit sie ihm endlich sein Alibi gibt!
Ihre Augen blitzen auf. »Du hast es genau so gemeint! Du hast mich immer so behandelt! Ich war immer nur der Ersatz, die zweite Wahl, die Lückenbüßerin!«
In diesem Stadium, das weiß er, geht es nur noch darum, die Wogen klein zu halten, damit sie sich nicht zu einem Tsunami auftürmen … »Ich habe dich geliebt. Aber die Zeit hat uns …«
Sie lässt ihn nicht ausreden: »Glaubst du, ich habe nicht gemerkt, dass du immer nur Susan geliebt hast? Du hast mich immer an ihr gemessen. Es ist viel zu schwer, gegen eine zu früh verstorbene Person anzukommen. Du hast aus ihr ein Idealbild gemacht, und ich – ich war einfach nur da, ganz real …«
»Das ist doch Unsinn, Heather! Ich habe dich auch geliebt, du warst diejenige, die sich abgewendet hat. Du wolltest nichts mit meinen Parteifreunden zu tun haben, du wolltest nicht hierhin und nicht dorthin … Dies hat dir nicht gepasst und das nicht …« Diese Versuche, sich vor ihr zu rechtfertigen, wie hängen sie ihm zum Halse raus!
»Du hast von mir verlangt, dass ich mich deinen Aufgaben und deinen Interessen unterordne, Carl! Und du hast mich nur geheiratet, weil das förderlich war für deine Karriere!«
»Heather, du weißt, dass das nicht stimmt …«
Sie schneidet ihm das Wort ab. »Hör auf, Carl! Ich ertrage deine Kränkungen nicht mehr!«
Gleich, gleich ist es vorbei, das weiß er aus Erfahrung.
»Dann bestätigst du also, dass ich letzte Nacht hier war?«
Sie lässt ihn noch ein bisschen schmoren, dann sagt sie: »Und was wirft man dir vor? Mord? Oder seelische Grausamkeit?«
Er atmet tief durch, anstatt zu antworten.
Schließlich sagt sie: »Ja, ich gebe dir dein Alibi, wenn dir so viel daran liegt! Und jetzt lass mich in Ruhe …« Sie greift zur Fernbedienung und dreht die Lautstärke höher.
Geschafft! Jetzt muss nur noch Frenette funktionieren, und er hat alles wieder im Griff.
Christina ist außer Atem, als sie die oberste Etage erreicht hat. Sie drückt die schwere Eisentür auf und tritt in einen hell erleuchteten Flur mit metallisch blauem Teppichboden. Charles Frenette kommt ihr mit ausgestreckter Hand entgegen, als hätte er auf sie gewartet.
»Guten Abend, Detective Andersson! Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?« Bevor sie antworten kann, fügt er mit einem charmanten Lächeln hinzu: »Ich habe es sehr bedauert, dass wir uns an jenem Abend nicht länger unterhalten konnten.«
Das kannst du für dich behalten, denkt sie und sagt: »Ist Pete Kondracki schon gegangen?«
Frenette wirkt
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