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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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dieser verdammte Schneefall. Sie tastet nach ihrer Waffe, sie ist noch da. Dann versucht sie die Tür aufzudrücken. Sie schafft es nicht, der Aufprall hat sie verzogen. Sie löst den Sicherheitsgurt und schiebt sich auf die Beifahrerseite. Sie sucht ihren Körper nach Verletzungen ab, aber sie kann nichts feststellen. Sie steigt aus, geht langsam um den Wagen herum. Die Fahrertür ist ganz eingedrückt. Es schneit, und weit und breit ist kein Auto zu sehen. Sie nimmt ihr Handy und meldet ihren eigenen Unfall.
    Dass sie vor Kälte zittert, merkt sie erst viel später, als sie im Krankenwagen sitzt.

10
    »Hal, ist alles in Ordnung? Du bist so still.« Katie füllt ihm Kartoffeln auf den Teller. Es ist spät geworden, trotzdem hat sie noch gekocht. Sie mag es, weiß Harpole, wenn er nach einem langen Arbeitstag richtig zugreift, deshalb gibt sie sich immer besonders viel Mühe.
    »Es ist …«, fängt er an, doch dann weiß er nicht weiter.
    Heute Mittag hat er am Zaun der Redmill Mine gestanden und hinaus auf die Straße gesehen. Die Sonne hat sich hinter dichten grauen Wolkenschichten verborgen. Deprimiert ist er gewesen. Und er hat nicht sagen können, warum. Als er sich umgedreht hat, hat er gesehen, dass die getigerte Katze ihn beobachtet. Sie hat ihm zum ersten Mal in die Augen gesehen, dann hat sie sich umgedreht und ist davongehuscht.
    »Ja?« Katie beugt sich über den Tisch und sieht ihn fragend an. »Rück schon raus mit der Sprache! Vorher gibt’s kein Abendessen.«
    Er gibt sich einen Stoß und fängt an: »Ein Journalist war auf dem Gelände. Er hat mir viele Fragen gestellt, und … ich habe ihm den Riss gezeigt.«
    Sie runzelt die Stirn. Den Riss hat er ihr gegenüber nur einmal kurz erwähnt, sie ist nicht darauf eingegangen, vielleicht hat sie ihm auch gar nicht richtig zugehört.
    »Den Riss …«, wiederholt sie langsam und sieht ihn an, als hätte er etwas Seltsames gesagt.
    »Ja, den Riss in der Erde. Keith denkt immer noch, es ist ein Frostschaden, aber …« Er bricht ab. Vielleicht sollte er es ihr doch nicht erzählen.
    »Und?«, fragt sie.
    Er schluckt. Jetzt hat er angefangen, jetzt muss er auch weitermachen. »Der Journalist ist tot. Erschossen.« Er versucht, sich immer noch vorzumachen, dass der Besuch und der Tod des Journalisten nichts miteinander zu tun haben, dass es einfach ein Zufall war, aber es gelingt ihm nicht.
    »Und jetzt fühlst du dich schuldig …« Katie sieht ihn nachdenklich an.
    »Ja, ich …«
    »Du hast ihm Geheimnisse erzählt, die er für sich behalten sollte, ja? Und weil er das nicht getan hat, glaubst du, ist er erschossen worden.«
    Er nickt dankbar. Sie hat ihm aus der Seele gesprochen. Sie versteht ihn.
    Sie greift nach seiner Hand und streichelt sie. Ihre blauen Augen sind voller Mitgefühl. Er liebt sie. Er sollte es ihr sagen.
    »Ich liebe dich, Katie.«
    Ein warmes Lächeln überzieht ihr Gesicht mit den Sommersprossen und den glühenden Wangen. »Ich liebe dich auch, Hal.« Sie streichelt immer noch seine Hand. »Weißt du, ich hab dir das erzählt von den Leukämie-Fällen, aber es gibt ja keine Beweise, und ich will nicht, dass du meinetwegen deinen Job aufgibst, dass …«
    »Es ist nicht deinetwegen. Es ist …« Einen Augenblick lang überlegt er, ob er es ihr wirklich alles sagen soll. Ob sie es verstehen wird. Doch der Blick ihrer Augen ermutigt ihn, ganz offen zu sein.
    » DIE STIMME hat es mir befohlen … Ich soll … ich soll den Feuerpfuhl … den Sündenpfuhl … den Giftsee …«
    Ihr Lächeln, das sie so schön macht, verschwindet, und er spürt, wie eine Trennscheibe zwischen ihnen hochfährt.
    »Was sagst du da, Hal?«
    Er hat alles verpatzt.
    Sie steht auf und räumt ihren Teller weg.
    »Du hast doch fast nichts gegessen …«, wendet er ein.
    »Ich hab keinen Hunger mehr«, murmelt sie und schabt die Reste von ihrem Teller in den Mülleimer.
    »Was ist los?«, fragt er. »Du hast mich was gefragt, und ich hab dir eine Antwort gegeben.«
    Sie seufzt und sieht ihn endlich wieder an. Aber ihr Blick ist der einer Fremden. »Ich dachte, du wolltest diese Radiosendung nicht mehr hören.«
    »Hab ich auch nicht.«
    »Warum redest du dann von dieser Stimme? «
    » DIE STIMME hat nichts mit dem Radio zu tun. In der Sendung hab ich nur erfahren, dass auch andere DIE STIMME hören.«
    Plötzlich fängt sie an zu schluchzen. Sie lässt sich auf den Küchenstuhl fallen und schlägt die Hände vors Gesicht.
    »Was ist denn?«, fragt er unsicher. Er

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