Der Skandal (German Edition)
nicht entwickelbar.« Mit einem Lächeln fügt er hinzu: »Das haben mittlerweile sogar die Ökos begriffen.«
Auch Christina setzt ein Lächeln auf. »Hm, aber es fallen doch sicher Abfallstoffe an oder …«
Muller winkt einem Kellner und nimmt drei Gläser Champagner vom Tablett, während Frenette ihr ins Wort fällt: » Polycorp Minerals setzt modernste Technologien ein, die diese Stoffe binden und ungefährlich machen. Wir haben sogar einen Umweltpreis dafür bekommen.«
»Gratuliere!« Christina nimmt ein Glas, hebt es und muss plötzlich an Dani denken, die im Diner oben in Ashland arbeitet. »Auf Polycorp Minerals !«
»Und auf Muller Engstroem Architects «, fügt Muller vergnügt und selbstbewusst hinzu.
»Auf unser Projekt«, sagt Frenette und lässt seinen Blick durch den Raum wandern.
»Entschuldigt, aber ich muss neue Gäste begrüßen«, sagt Muller und will schon gehen, doch dann wendet er sich noch einmal an Frenette: »Detective Andersson war übrigens kürzlich oben bei Ashland, nicht wahr?«
»Wirklich?«
Er spielt die Überraschung nur, das spürt Christina sofort.
»Was hat Sie denn in diese gottverlassene Gegend geführt?« Lächelnd fügt er hinzu: »Doch nicht etwa eine Leiche?«
»Möglicherweise …«, sagt sie. Sie spricht bewusst nicht weiter.
Für einen kurzen Moment verändert sich sein Gesichtsausdruck.
»Das war nur Spaß.« Sie lächelt. »Ich hatte anderweitig zu tun. Aber ein alter Freund arbeitet dort oben. Dr. Pete Kondracki.«
Frenette denkt kurz nach. »Kondracki? Ja … richtig! Er gehört zu unseren wissenschaftlichen Mitarbeitern.«
»Mein Bruder war zusammen mit ihm auf dem College.« Plötzlich wird ihr die Kehle eng.
»Ihr Bruder?«
»Ja, er wurde ermordet.«
Frenettes Züge gefrieren. Oder spielt er auch das nur? »Das … tut mir leid. Und Sie … suchen jetzt seinen Mörder, nicht wahr? Aber Sie gelten doch sicher als befangen … So nennt man das doch, oder?«
»Ja, so nennt man das.«
Ihr entgeht nicht, dass er sich unauffällig nach neuen Gesprächspartnern umsieht. In diesem Augenblick kommt Ruth Muller auf sie zu, und Frenette nutzt die Gelegenheit, sich zu verabschieden.
»Ich muss mit Ihnen reden!«, sagt Muller ungewohnt hastig. Christina folgt ihr auf den Flur bis zu einer geschlossenen Tür. Muller öffnet sie und lässt Christina den Vortritt. Es scheint der Rückzugsraum ihres Mannes zu sein. Hier, im gedimmten goldfarbenen Licht, stehen eine ultramoderne Liege, ein Bücherregal und ein großer Bildschirm. Muller schließt die Tür hinter ihnen. Sie versucht gar nicht erst, ihre Nervosität zu verbergen.
»Ich brauche Ihre Hilfe, Andersson.«
»Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen in meiner momentanen Position helfen könnte, Captain.«
Muller übergeht ihren Einwand. »Das, was ich Ihnen jetzt anvertraue, muss absolut diskret behandelt werden.«
»Verstehe.«
»Gut«, fängt Muller an, dann stockt sie. »Unser … mein Sohn Alex … Wir haben entdeckt, dass er offenbar … mit Drogen dealt.«
Christina ist beinahe erleichtert. »Viele in seinem Alter verkaufen hin und wieder ein paar Pillen, um …«
»Es sind keine Pillen, Andersson«, unterbricht Muller sie, »es ist Kokain, und wahrscheinlich sind es auch noch Amphetamine.«
Zum ersten Mal ist Muller nicht überlegen und arrogant, stellt Christina fest. »Und wie kann ich Ihnen helfen?«
»Brewer führt heute Abend Razzien in gewissen Gegenden durch. Sie können sich vorstellen, was passiert, wenn Alex dabei gefasst wird.«
Ja, das kann ich mir vorstellen, deine Karriere steht auf dem Spiel, denkt Christina und sagt: »Rufen Sie Ihren Sohn an, sagen Sie die Razzien ab, verständigen Sie Brewer.«
Muller winkt ab. »Alex geht nichts ans Telefon, und ich müsste Brewer einen triftigen Grund nennen, dass er die Sache abbläst.«
»Sie sind der Captain …«
»Nein!«, sagt Muller entschieden. »Ich kann die Razzien nicht mehr aufhalten.«
»Und was wollen Sie von mir?«
Muller sieht ihr direkt in die Augen. »Setzen Sie sich mit Big Dee in Verbindung. Er bekommt seinen Deal. Sagen Sie ihm, das ist die letzte Razzia.«
Christina ist sprachlos.
Muller wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Er hat noch genau vierzig Minuten Zeit, um seine Leute zu warnen.«
»Und was ist mit Ihrem Sohn?«, fragt Christina. »Soll Big Dee ihn rausholen lassen?«
Mullers Gesichtsausdruck entspannt sich. »Ich sehe, Sie haben mich verstanden, Andersson.«
Schon öffnet sie die Tür. So
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