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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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meinem Leben!«
    Seinen Worten folgt eine seltsame Stille.
    »Ich würde nichts lieber tun, Pete«, sagt sie leise, »aber erst will ich die Wahrheit wissen. Also: Hat Frenette den Mord an Tim in Auftrag gegeben?«
    »Das … das ist doch absurd! Hör zu, Chris!« Er spricht jetzt wieder in diesem belehrenden Ton, den sie früher schon gehasst hat. »Sein Unternehmen macht dreiundfünfzig Millionen Dollar Gewinn im Jahr, du glaubst doch nicht, dass so ein riesiges Unternehmen einen – entschuldige – simplen Psychotherapeuten aus Sheboygan ermordet, weil ihm vielleicht eine Klientin irgendwas von ihren Eheproblemen vorgejammert hat – und dabei vielleicht ein Gutachten erwähnt hat, von dem dieser Therapeut sowieso null Ahnung hat? Hältst du das für nachvollziehbar?«
    »Ja«, sagt sie ohne Zögern, »ja, Pete, genau das halte ich für nachvollziehbar.«
    Hinter ihnen ertönen Polizeisirenen.
    »Und jetzt? Was machen wir jetzt?« Hektisch wirft er einen Blick über die Schulter.
    »Fahr weiter!«
    Er startet den Motor, der Wagen fädelt sich ein in den Verkehr. Es hat wieder angefangen zu schneien, ein dichter Vorhang aus grauen Schneeflocken senkt sich über die Stadt, als wollte er alles unter sich begraben. Und auf einmal wird ihr etwas klar.
    »Wegen dir musste Tim sterben«, sagt sie. »Wegen dir liegt Jay in der Klinik und kämpft um sein Leben. Letzten Endes, Pete, bist du an allem schuld.«
    »Weil Sandra das behauptet hat?« Er lacht auf. »Okay, Chris.« Seine Stimme klingt ernst. »Dann muss ich dir etwas sagen: Sandra hatte gar keine Fehlgeburt.«

8
    »Ich hab schon gesagt, dass du mich heute abholst.« Katie strahlt Harpole an.
    Sie sieht adrett aus in ihrer blauen Schwesternuniform, ihre Beine und ihre runden Hüften kommen darin gut zur Geltung, findet er. Eigentlich zu gut.
    Er ist ein bisschen zu früh, aber er will einen schönen Tisch im Breeze in Ashland, und dort reservieren sie nicht. Noch den ganzen Nachmittag lang ist ihm das Gespräch mit dem Journalisten durch den Kopf gegangen. Ob der wirklich etwas darüber schreibt, was Harpole ihm gesagt hat? Und was wird Frenette dazu sagen?
    »Ich muss nur noch ein paar Essen austeilen«, sagt Katie gerade. »Trish ist heute ausgefallen. Setz dich doch noch ein bisschen in die Küche.«
    »Ich kann auch Tabletts tragen.«
    Sie lächelt ihn an und drückt ihm ein Tablett in die Hand.
    »Für dreihundertsechzehn.«
    Er sieht ihr nach, wie sie mit dem Tablett in Zimmer 315 verschwindet, und auf einmal überfällt ihn die Angst. Er kann sich nicht erklären, wovor. Aber er fühlt sich auf einmal einsam und verlassen. Er atmet tief durch und geht los. Er wird es schon schaffen, ein paar Essen auszuteilen, oder? Er öffnet mit der freien Hand die Tür und bleibt erschrocken stehen. Aus dem Bett starrt ihm eine menschliche Fratze entgegen, und er schafft es gerade noch, das Tablett auf den Tisch zu stellen, dann stürzt er hinaus. Katie ist schon ins nächste Zimmer unterwegs, sie ruft ihm nur noch »Dreihundertachtzehn!« zu. Er bekämpft seine Panik. Das war nicht Ike, sagt er sich, nimmt ein neues Tablett und geht ins nächste Zimmer. Das Kind ohne Haare sieht ihn aus großen Augen anklagend an und fragt: »Was hast du getan?«
    Harpole stolpert hinaus. Die Bilder in seinem Kopf werden immer schriller und lauter – dann wirft ihn eine Explosion zu Boden.
    »Hal!« Das ist Katies Stimme. »Was, um Himmels willen, ist passiert?«
    Erst jetzt begreift er, dass er mitten zwischen Scherben, Pudding und Kartoffelbrei kniet.
    »Katie …«
    »Ich bin ja da! Komm, ich helf dir hoch.«
    Mühsam kommt er wieder auf die Beine.
    »Katie! Brauchst du Hilfe?« Eine Krankenschwester kommt, doch Harpole winkt ab. »Ist alles okay.« Er versucht ein Lächeln. »Wirklich.«
    »Bist du sicher, Hal?«
    »Ja, ja!« Er macht sich los und schüttelt den Kopf.
    Katie seufzt. »Danke, Mae. Könntest du der Putzfrau Bescheid sagen?«
    Mae nickt und geht wieder.
    »Hal!«, fängt Katie an. »Du musst dich untersuchen lassen. Das war ein Schwächeanfall. Vielleicht ist es dein Herz.«
    »Danke, Katie, es ist schon alles wieder in Ordnung.«
    Ihr Blick verrät ihm, dass sie ihm das nicht abnimmt.
    »Katie, glaub mir … es war nur …«
    »Ja?«
    Er schüttelt den Kopf. »Na ja, da hinter den Türen, da hab ich …« Er schluckt, soll er es wirklich sagen, sie wird sich bestimmt aufregen, oder?
    » Was, Hal?«, fragt sie sanft.
    Er liebt ihre blauen Augen, ihre Sommersprossen

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