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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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… und er sagt ganz leise: »Diese Menschen, Krebskranke, ohne Haare, mit Missbildungen, Verätzungen, Verbrennungen, in dreihundertachtzehn liegt ein Kind …«
    »Langsam, Hal, ganz langsam, komm!« Sie gehen ein paar Schritte.
    »Katie, nein …« Das Zittern fängt wieder an.
    »Doch, doch, du musst es mir zeigen.« Sie macht eine Tür auf. Er will die Augen schließen, doch es ist zu spät.
    »Und, was siehst du?«, fragt sie.
    Widerwillig öffnet er die Augen. Im Zimmer stehen zwei Betten, in einem liegt eine alte Frau und schläft, das andere ist leer.
    »Aber das … verstehe ich nicht.«
    »Komm, jetzt gehen wir in dreihundertachtzehn.«
    »Nein!«
    Sie nimmt ein neues Tablett und öffnet die nächste Tür. Eine Frau lächelt ihnen entgegen. »Oh, krieg ich Besuch?«
    »Später, Annie.« Sie stellt das Tablett auf den Nachttisch. »Jetzt lassen Sie es sich erst mal schmecken.«
    Er kann es nicht fassen.
    »Katie«, sagt er, als sie wieder draußen auf dem Flur stehen. »Es tut mir leid. Ich hab mich wohl geirrt.«
    »Geirrt? Das nennst du geirrt? Hal, du musst dich untersuchen lassen! Es ist nicht normal, dass du solche Schuldgefühle mit dir herumschleppst.«
    Die Schuld hindert uns daran, zu leben. Gott nimmt die Schuld von uns …
    »Ich kann einen Termin für dich ausmachen bei Dr. Kottman, er ist hier im Haus …«
    »Nein, Katie!«, sagt er entschieden und lächelt. »Ich brauche keinen Seelenklempner. Du hast recht. Ich hab mir diese Menschen nur eingebildet. Es tut mir leid, dass ich dir einen Schrecken eingejagt habe.«
    Er streicht ihr über die Haare, die so schön fest sind.
    Sie seufzt. »Hal … wirklich, so geht das nicht weiter.«
    »Komm, wenn wir einen schönen Tisch haben wollen, müssen wir jetzt los.« Er zeigt zu der Besuchernische mit den Stühlen und dem niedrigen Tisch. »Ich warte da, bis du dich umgezogen hast.«
    Ein Zeichen, denkt er, als er sich setzt. Gott hat ihm wieder ein Zeichen geschickt.
    Pete hat vor der Klinik angehalten und ist in ein Taxi gestiegen. Auf dem kurzen Weg zum Eingang versucht Christina, das, was er ihr gerade anvertraut hat, einzuordnen – in richtig oder falsch, in wahr oder unwahr. Sandra hätte so stark unter ihrem nicht erfüllten Kinderwunsch gelitten, dass sie nach vier Jahren Hormonbehandlung eine Scheinschwangerschaft entwickelt hätte. Natürlich hätten Ultraschallaufnahmen eindeutig gezeigt, dass keine Schwangerschaft vorlag, aber Sandra wollte es nicht wahrhaben und wäre depressiv geworden. In dieser Situation hätte er sich an Tim Andersson gewandt, und Sandra hätte sich – nach langem Zureden – in Psychotherapie begeben.
    »Es ging ihr gut, bis … bis sie plötzlich tatsächlich schwanger wurde. Sie wurde immer nervöser, ängstlicher, auf die geringste Aufregung reagierte sie mit Panikanfällen. Und wegen ihrer Schwangerschaft konnte sie keine Psychopharmaka nehmen … Es war furchtbar. Für uns beide.«
    Und als er irgendwann einmal Neodym erwähnt hätte, hätte Sandra angefangen, im Internet zu suchen, und ist dabei auf den Giftskandal in Ashland gestoßen.
    »Sie hat sich richtig hineingesteigert! Und sie hat von mir verlangt, dass ich den Auftrag zurückgebe. Was völlig undenkbar war! Erstens brauchte die Firma den Auftrag, und zweitens waren ihre Befürchtungen … völlig unbegründet. Ich konnte nicht mehr vernünftig mit ihr reden. Unmöglich. Sie hat sofort die Beherrschung verloren.«
    »Also willst du damit sagen, dass dieses angeblich echte Gutachten gar nicht existiert?«, hat Christina daraufhin gefragt.
    »Genau! Genau das will ich damit sagen. Es gibt nur ein einziges Gutachten, und das wurde der zuständigen Behörde für Bergbau vorgelegt. Und wie du ja weißt, wurde die Wiedereröffnung der Mine genehmigt.«
    »Dann bildet Sandra sich also nur ein, dass sie verfolgt wird … und … Ach ja, Brad Whitner ist natürlich auch nicht erschossen worden … und Tim … Hältst du mich für eine Idiotin?«
    »Es muss noch einen anderen Grund geben, Christina. Nur weil Sandra zu Tim gegangen ist, der vielleicht von einem verrückten Patienten ermordet worden ist, und nur weil du bei meinem Namen gleich angefangen hast nachzuforschen, bist du überhaupt auf das Projekt in Ashland gestoßen. Und Sandra hat dir dann ein passendes Konstrukt dazu geliefert.« Er redet hastig weiter. »Glaub mir, Sandra beherrscht es, die Realitäten zu verdrehen! Ich könnte dir einige Geschichten erzählen, was in unserer Ehe passiert ist

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