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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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zu sterben wie ein Acoma.«
    Dakhati salutierte und kehrte zur Barrikade zurück.

    Die Angriffe gingen den ganzen Tag hindurch weiter; sie wurden nur unterbrochen, wenn die Minwanabi sich neu formieren und frische Soldaten heranbringen wollten. Sie gaben sich nicht länger den Anschein von Gesetzlosen, erkannte Keyoke in einer Aufwallung alten Hasses. Die Reihen, die jetzt gegen die Brustwehren stürmten, trugen Rüstungen in Orange und Schwarz. Nur ihre Aufgabe vor Augen, warfen sich die feindlichen Krieger gegen die verteidigenden Acoma; sie starben einer nach dem anderen, bis die Erde von ihrem Blut getränkt und matschig geworden war. Die Minwanabi waren nicht die einzigen Opfer. Auch Soldaten der Acoma starben, nicht sehr viele, doch die Auswirkungen auf die Größe ihrer Streitmacht waren ungleich verheerender.
    Keyoke zählte elf Tote und sieben Verwundete, die nicht mehr kämpfen konnten. Seiner Schätzung nach mußten die Minwanabi zehnmal mehr Tote oder Schwerverletzte haben. Mehr als eine Kompanie erschlagener Feinde würde sich erheben und Keyokes Heldenmut besingen, wenn seine Seele sich dem Urteil des Roten Gottes stellen mußte. Doch der Kommandeur verzweifelte bei dem Gedanken, daß sein Leben in einer Niederlage enden und seine Lady zu spät von einer undichten Stelle irgendwo in ihrem Haushalt erfahren würde. Sicher, Lujan lernte schnell und würde einen fähigen Kommandeur abgeben, doch er war unerfahren in großen Schlachten, und seine Ausbildung war noch nicht beendet.
    Keyoke zwang sich, die quälenden Gedanken zu verdrängen; sie würden ihm auch nicht helfen. Er ging zum dienstältesten Diener. »Wie sieht es mit den Vorräten aus?«
    Der Mann verbeugte sich. »Wenn unsere Soldaten nur kleine Rationen zu sich nehmen, haben wir genug für mehrere Tage.«
    Keyoke dachte einen Augenblick nach. »Verdoppelt die Rationen. Ich bezweifle, daß wir noch mehrere Tage durchhalten werden. Die Minwanabi scheinen fest entschlossen, mit Menschenleben ähnlich großzügig umzugehen wie ein Betrunkener mit Münzen in einer Schenke.«
    Schreie erschollen vom Eingang der Schlucht, und instinktiv wirbelte Keyoke herum und riß das Schwert aus der Scheide. Einigen Soldaten der Minwanabi war es gelungen, hinter ihrer eigenen Linie einen Felsvorsprung zu erklettern. Bogenschützen feuerten auf die Köpfe der Acoma-Krieger und zwangen sie, unten zu bleiben, während die Angreifer an den Barrikaden Schilde auf die Körper ihrer gefallenen Kameraden warfen, um über sie hinweg in die Schlucht zu springen.
    Der erste Versuch endete für den Minwanabi-Soldaten auf einem Speer der Acoma, doch der Soldat, der ihn getötet hatte, wurde dafür von einem Pfeil getroffen. Keyoke wirbelte herum. »Alles für einen Ausfall vorbereiten!« rief er Dakhati zu, der bei einer Gruppe ausgeruhter Soldaten stand und den Männern jetzt befahl, sich in Reihen aufzustellen.
    Keyoke wandte sich an die Krieger an der Barrikade. »Rückzug!«
    Die Verteidiger zogen sich geordnet zurück, und sofort sprangen zwei Soldaten der Minwanabi in die Lücke hinter der Barrikade – nur um kurz darauf zusammenzubrechen, als die Bogenschützen der Acoma sie mit Pfeilen spickten. Knirschende Geräusche von schweren Ästen und Felsbrocken, die über den Boden geschleift wurden, hallten durch die Schlucht, als die Minwanabi versuchten, die Barrikade zu durchbrechen. Auf Keyokes Befehl zogen zwei stämmige Diener an den Seilen an einem Ende des Baumstamms, der die Hauptstütze ihrer Verteidigungsposition gewesen war. Der Baumstamm rutschte zur Seite, und die Barrikade gab nach. Zweige und Gestein barsten auseinander, und die Soldaten der Minwanabi verloren das Gleichgewicht und stürzten kopfüber zu Boden.
    Keyoke verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln, als Dakhati zum Angriff rief und sich mit seinen Männern auf die verdutzten, ungeordneten Angreifer stürzte. Es gelang den ausgeruhten Acoma-Soldaten, die Vorhut der Minwanabi zurückzudrängen, während die Acoma-Bogenschützen an den Flanken auf ihre feuerten. Pfeilsalven schwirrten so dicht durch die Luft, daß sie zeitweise sogar das unbarmherzig herabbrennende Sonnenlicht verdunkelten. Die Feinde waren leichte Ziele, denn die Felsen an beiden Seiten nahmen ihnen jede Fluchtmöglichkeit. Innerhalb kurzer Zeit erstarb der Hagel der schwarzorangefarbenen Pfeile.
    Die heftige Attacke der Acoma trieb die Minwanabi durch den Engpaß zurück, und auf Keyokes Befehl drang die nächste Gruppe vor. Sie

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