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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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er die Gestalt eines Minwanabi, der die Klinge zurückzog, mit der er den tapferen Diener getötet hatte.
    Keyoke tastete im Dreck herum, fand das Schwert und versuchte trotz des auf ihm lastenden, immer noch zuckenden Körpers wieder auf die Beine zu kommen, um sich noch einmal zu verteidigen. Der Soldat schob den Diener weg und setzte zu jenem Stoß an, der den besiegten alten Kommandeur zu seinen Füßen töten sollte. Keyoke hob den Arm in einem schwachen Versuch, den Schlag abzuwehren, und sammelte seine letzten Kräfte, um sein Wallum an Turakamu zu empfehlen. Schwert traf auf Schwert, und das geschichtete Leder quietschte unter dem Hieb. Er konnte die Richtung des Schlags ablenken, aber nur ein bißchen. Der Hieb des Minwanabi verfehlte das Herz und bohrte sich statt dessen in Höhe von Keyokes Bauch durch die Rüstung und das gefütterte Wams und schließlich auch in Fleisch und Knochen.
    Mit einem kräftigen Ruck zog der Soldat die Klinge zurück. Zerfetztes Fleisch begann zu bluten, und Keyoke hörte einen fernen, heiseren Schrei, als er vor Qual die Lippen verzerrte und seine Schwäche dem Feind offenbarte. So kurz vor dem Ende seines Lebens beschwor Keyoke all seine Willenskraft, die ihm als Soldat zur Verfügung stand, um den Tod mit erhobenem Kopf und offenen Augen zu begrüßen. Trotz des Pochens in seinen Ohren hörte der Kommandeur in weiter Ferne einen Ruf. »Acoma!« Er empfand großen Stolz für diesen mutigen Soldaten.
    Die Gestalten um ihn herum verschwammen vor seinen Augen, wurden klarer, verschwammen wieder. In der Dunkelheit hielt eine Hand den Arm des Minwanabi auf, riß das herabstoßende Schwert zurück. Keyoke runzelte innerlich die Stirn und fragte sich schwach, ob der Gott so seine langjährigen Dienste belohnte – indem er ihn wegen seines Heldenmutes bei der Verteidigung der Acoma den Todesstoß nicht spüren ließ. »Turakamu«, murmelte er, überzeugt, in die Hallen des Roten Gottes einzugehen; dann begann die Erde sich um ihn zu drehen, und sein Bewußtsein schwand, noch während das Schwert aus seiner Hand glitt.

Zehn

    Meisterplan

    Geräusche drangen an sein Ohr.
    Inmitten vollständiger Dunkelheit hörte Keyoke Stimmen. Sie hallten in seinem Kopf, einem Traum nicht unähnlich, während er langsam die Schmerzen wahrnahm. Er lauschte auf den Gesang der Krieger, auf die toten Minwanabi, die seinen Heldenmut bestätigen würden, wenn er die Hallen Turakamus betrat.
    Doch da war kein Gesang. Er hörte nur gesprochene Worte von einer Stimme, die wie Lujans klang.
    Nein, dachte Keyoke. Nein! Pein breitete sich in ihm aus, verwandelte sich in Verzweiflung. Er lauschte sorgfältiger. Es mußte Gesang geben.
    »… Bewußtsein seither nicht wiedererlangt«, fuhr Lujans Stimme fort, »… im Fieberwahn … schwere Verletzungen an Bauch und Seite …«
    Eine andere Stimme unterbrach ihn, bestimmt Nacoyas. »Bei den Göttern. Mara darf ihn so nicht sehen. Es wird ihr das Herz brechen.«
    Dann wurde es unruhig in der Dunkelheit, und eine andere Stimme, die wie die seiner Herrin klang, schrie voller kaum zurückgehaltener Qual. »Keyoke!«
    Es gab also keinen Gesang, begriff der alte Krieger in nüchternem Bedauern. Weder Auszeichnungen noch Lob kündigten einen Krieger an, der ehrenvoll im Kampf gestorben war. Die Acoma mußten vernichtet worden sein, denn auch Mara, Lujan und Nacoya waren hier in den Hallen Turakamus. Die Armee der Minwanabi mußte von der Schlucht zum Landsitz marschiert sein, und die Cho-ja waren vermutlich geflohen oder überwältigt worden. Am Ende hatten die Feinde triumphiert, und die Acoma waren zermalmt worden.
    »Mistress«, murmelte Keyoke im Delirium. »Lady«
    »Hört her! Er spricht!« rief jemand.
    »Keyoke?« Das war wieder Maras Stimme. Kühle Hände strichen über seine Stirn, die Finger zitterten leicht.
    Dann drang grelles Licht zu ihm, blendete seine halbgeöffneten Augen beinahe, und schlagartig kehrte das Bewußtsein zurück – und die Schmerzen.
    »Keyoke«, sagte Mara wieder. Ihre Hände ruhten an seinen Schläfen, umrahmten sanft sein Gesicht. »Es geht uns gut. Ayaki geht es gut. Lujan spricht von einem tapferen Kampf in der Schlucht. Die Minwanabi haben fünfhundert Krieger zum Angriff geführt, und wir haben gehört, daß Eure kleine Gruppe die Seide bis in den Tod verteidigt hat.«
    Der Kommandeur bemühte sich, den fiebrigen Schleier vor seinen Augen zu durchbrechen, und schließlich gelang es ihm, einen klaren Blick auf die Umstehenden zu

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